Zwei neue mächtige Windräder sollen sich in absehbarer Zeit im Windpark Oerlenbach Süd im Gemeindewald auf Gemarkung Eltingshausen drehen und im PV-Park Rottershausen soll die Sonne Strom erzeugen. Der Betreiber, die Energie-Allianz Bayern, informierte bei einer Bürger- Informationsveranstaltung in der Wilhelm-Hegler-Halle über den Sachstand, die Zeitpläne und die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung. Das Interesse war groß, etwa 100 Frauen und Männer kamen.
Bürgermeister Nico Rogge betonte, dass die Energiewende eines der wichtigsten Handlungsfelder auch für die Gemeinde sei. Diverse Maßnahmen seien umgesetzt worden. Zum Beispiel seien die gemeindlichen Brunnen und die nicht zwingend notwendigen Elektrogeräte im Rathaus und im Bauhof abgeschaltet worden. Viele Lampen würden nicht genutzt und in allen öffentlichen Gebäuden die Heizung auf etwa 19 Grad gestellt.
Die flächendeckende Umrüstung der Straßenleuchten auf stromsparende Leuchtdioden (LED) ist für 2023 vorgesehen. Die Gemeinde werde sich weiterhin an der Energiewende beteiligen, betonte er. Die drei vorhandenen Windenergieanlagen erzeugen 19 Millionen, die Freiflächen-Photovoltaikanlage drei Millionen Kilowattstunden jährlich. Auf gemeindeeigenen Schulen befinden sich ebenfalls Photovoltaikanlagen.
Gemeinde produziert weitaus mehr Strom als ihr Eigenbedarf
Die Gemeinde erzeugt (Stand Ende 2020) 136 Prozent ihres eigenen Strombedarfs. Ziel der Gemeindeverwaltung seien 300 Prozent – also dreimal soviel Strom zu produzieren, wie in der Gemeinde verbraucht wird. Das sei wichtig, um auch Großstädte zu versorgen, die ihren Strom nicht selbst erzeugen könnten. In Schweinfurt zum Beispiel gebe es im Gegenzug Arbeitsplätze für die Bürger aus Oerlenbach.
Rogge erinnerte daran, dass die beiden geplanten Windkraftanlagen 2019 durch ein Bürgerbegehren verhindert worden seien. Doch nach Gesetzesänderungen würden sie nun als privilegierte Außenbereichsvorhaben gelten. Eine kommunale Bauleitplanung sei nicht mehr erforderlich und es gebe keine Mitbestimmungsmöglichkeiten mehr. „Der erneut gestellte Antrag der Energieallianz Bayern wird nach Vorlegung der vollständigen Unterlagen vom Landratsamt Bad Kissingen geprüft ... Die Gemeinde hat um sorgfältige Prüfung aller rechtlichen Belange, insbesondere um Arten-und Naturschutzrechtliche Belange, gebeten“, sagte der Bürgermeister.
Photovoltaik – die perfekte Ergänzung
Ulrich Geis, Geschäftsführer der Energieallianz Bayern, machte die „Stromwende“ zu seinem Thema. Zu einer nachhaltigen Energieversorgung würde insbesondere Versorgungssicherheit gehören, dazu ökonomische Effizienz und Klima- und Naturschutz. Die Energielieferanten müssten kombiniert werden, denn Wind gebe es im Sommer wenig, im Winter viel. Die Photovoltaik können den Wind im Sommer perfekt ergänzen. Biomasse und Wasserkraft seien konstante Sockel.
Für Windkraft sieht Geis in der Gemeinde noch viel Potenzial. Zusätzlich zu den drei Anlagen, die im Betrieb sind, seien vor allem durch die Änderung der gesetzlichen Bestimmungen, fünf weitere Anlagen möglich. Er legte auch Zeitpläne vor. Baubeginn für den Photovoltaik-Park in Rottershausen könne im vierten Quartal 2024 sein, Inbetriebnahme im ersten Quartal 2025. Ähnlich sieht es beim Windpark Oerlenbach Süd aus: Baubeginn im ersten Quartal 2025, Fertigstellung Ende des selben Jahres. Bis es soweit ist, müssen noch der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt sowie Genehmigungsunterlagen abgegeben werden. Um nur einige bürokratische Hürden zu nennen.
Vor vollendete Tatsachen gestellt?
Nicht alle der Anwesenden waren mit dem einverstanden, was ihnen Bürgermeister Rogge und Energieallianz-Geschäftsführer Geis erzählten. „Alles was sie vorgetragen haben, ist schon entschieden und die Gesetzeslage hat sich auch geändert“, kritisierte einer vehement und „ich finde es nicht in Ordnung, dass wir vor vollendete Tatsachen gestellt werden“. Ein Bürger ergänzte erbost: „ Warum müssen wir Wald dafür roden?“ Er verlangte, Ackerflächen dafür zu verwenden, zum Beispiel zwischen der „Schwarzen Pfütze“ und der Waldsiedlung. Mit der Bemerkung "wir wurden sehr früh und komplett überfahren.
Die möglichen nachrangigen Darlehen für die Beteiligung der Bürger an den Anlagen kritisierte ein Mann. Wenn eine Anlage in Konkurs gehe, würden diese Darlehen erst zum Schluss bedacht. „Weitere Flächen werden wir zur Zeit nicht ausweisen“, beruhigte der Bürgermeister die Anwesenden und der Energieallianz-Geschäftsführer fügte hinzu „ wir haben keinen Spaß daran, Wald zu roden“.
Hintergrund-Informationen:
Technische Daten (laut Energieallianz Bayern): Der neue Windpark soll aus zwei Rotoren N149 mit einer Leistung von jeweils 4,5 MW bestehen. Damit lassen sich etwa 20.000 Megawattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Der Photovoltaik-Park soll eine Fläche von 2,2 Hektar haben. Mit der installierten Gesamtleistung von 2,1 Megawattpeak lassen sich etwa 2100 Megawattstunden Strom pro Jahr erzeugen.
Die Energieallianz Bayern, die beide Anlagen bauen will, ist ein Zusammenschluss von Stadt- und Gemeindewerken aus ganz Bayern. Auch das Überlandwerk Rhön ist dabei. Diese Allianz baut und betreibt Einrichtungen zur Energieerzeugung für die Mitglieder.
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