„Karneval in Weidach, genauso wie am Rhein, beim Karneval in Weidach musst Du gewesen sein“, heißt es im „Weidachlied“ des dortigen Karnevalsvereins KVW. Sitzfleisch aber muss mitbringen, wer die diesjährigen Prunksitzungen besucht: Bis 2.30 Uhr, wie Sitzungspräsident Christian Brettschneider anfangs befürchtet hatte, dauerte die Premiere am Samstag zwar nicht, dafür bis 1.30 Uhr. Alle Gäste, die so lange in der nicht ganz gefüllten Weidacher Turnhalle ausharrten, bekamen dafür über knapp sechs Stunden ein buntes und unterhaltsames Programm zu sehen.
Mit den gut aufgelegten Akteuren auf der Bühne begab sich das Publikum auf Weltreise (Weiß-grüne Garde), besuchte den Jahrmarkt des Lebens („Emotion Dance“) und wähnte sich im Film „Topgun“ (Tanz der Elferräte).
Pantomimisch stiegen die Teilnehmenden gemeinsam mit A.L.T. (Luisa Bauer, Amona Brettschneider, Ailin Freitag, Mandy Falk, Lisa Funk, Angelina Gieselbrecht und Julia Will) ins Flugzeug oder erlebten den Reisestress der Erstflieger Sybille und Jürgen Schlücke auf dem Weg nach Mallorca mit.
Anzutreffen waren zauberhafte Feen (Weiße Garde), sympathische Geister (Grüne Garde), eine gestresste Braut (Angelina Gieselbrecht), merkwürdige Gärtner (Dorfleut mit Sabine Och, Angelina Gieselbrecht, Christian Koch, Matthias Goer und Markus Pressel), ein wechselwilliger Torero (Flo Mück) sowie Alexander Klug und Stefan Machineck, die in der Prärie Cowboy und Indianer spielten.
Nicht nur „Lahmes Pferd“ und „Old Gamperthand“ animierten das Publikum bei Karnevals-Hits wie „Das rote Pferd“ zum Mitsingen. Etwa als die Cannabis-anbauenden Gärtner bekundeten „Jede Zelle meines Körpers ist glücklich, jede Körperstelle fühlt sich wohl“, stimmte der Saal lautstark mit ein.
Musikalisch sorgten obendrein das „Weidacher Dreigestirn“ (Ulla Goer, Sabine Och und Christian Koch) oder Och und Koch als neues „Traum-Duo“ mit vertauschten Rollen für Stimmung, ebenso wie am Rand der Bühne Günther“s Musik-Express.
Wodurch sich die Gemeinderatssitzungen in Weitramsdorf vom Fasching unterscheiden
Die Musik von Günther Scharpf könnte Sitzungspräsident Brettschneider doch auch in seiner Hauptrolle als Bürgermeister einsetzen, empfahl „Therapeut“ Alex Lang. Die Gemeinderatssitzungen unterschieden sich vom Fasching nur darin, dass Günther dort nicht aufspiele, meinte er. Überhaupt: „Seit der Bretti Bürgermeister ist, gehen hier um elf Uhr die Lichter aus.“
Ebenfalls kein Blatt vor den Mund nahm wieder Christoph Goer-Denninger als „Glöckner vom Wasserturm“. Mit seinem neuen „Meister“ verbindet er die Hoffnung, dass Weitramsdorf endlich aus dem „Dornröschenschlaf“ erwacht, falls er anders als sein Vor-Vorgänger Wolfgang Bauersachs „gestalte statt verwalte“, denn schließlich gelte: „Weitramsdorf ist doch keine Resterampe!“
Weitramsdorfer Gemeindepolitik in der Bütt auf dem Prüfstand
Immerhin fänden wenigstens wieder Bürgerversammlungen statt, wurden Geschwindigkeitsmessgeräte angeschafft und endlich die Altenhofer Brücke fertig. Der Glöckner mahnte die Amtsträger zur Zusammenarbeit: „Gegeneinander wart Ihr schon viel zu lange, uns Bürgern wird schon angst und bange.“
Ansonsten drohte er: „Weitramsdorf wird wegrationalisiert!“ Weidach und Vogelherd könnten nach Coburg, Weitramsdorf und Gersbach nach Ummerstadt, Schlettach nach Bad Rodach sowie Altenhof, Tambach, Neundorf und Hergramsdorf nach Seßlach wechseln. Brettschneider gestand nach der Bütt, dass er „an manchen Stellen nicht lachen konnte“.
Ein Publikumsliebling hatte wieder den Weg aus Barcelona nicht gescheut: Seine spanische Wahlheimat kam aber bei Flo Mück nicht gut weg. Als Torero Don José Luis Vasquez Galán beklagte er „böse Menschen“ wie Vegetarier, Veganer und Katalanen, die ihn seinen Beruf dort nicht mehr ausüben lassen.
Echte spanische Stiere für den Wildpark Tambach?
Selbst an den Hörnern seines Stiers Bruno hätten sich Aktivisten schon festgeklebt, witzelte Mück. Doch seine Pläne, nun im Wildpark Tambach richtige Stiere, „nicht so fränkische Moggalla“, zu züchten, durchkreuzte seine Frau.
Eine besondere Augenweide bieten in Weidach stets die perfekt einstudierten Tanzdarbietungen der fünf Garden in ihren schmucken Kostümen. Vor allem die Showtanzgruppe „Emotion Dance“ überzeugte. Sie brachte für ihren originellen „Jahrmarkt des Lebens“ mit 21 Tänzerinnen die Bühne schier zum Beben.
Als Brettschneider schließlich das Kommando „Rühren!“ ausgab, galt das nicht nur seinen 13 Elferrats-Kollegen und Mittänzern auf der Bühne, sondern auch dem „Spitzenpublikum“ im „Faschingstempel“ Weidach. Die folgende Polonaise bot allen gleich die Gelegenheit, sich zu bewegen.
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