Neustadter macht Postcrossing
Schreibst du mir, schreib ich irgendwem
Diese Karte ist weit rumgekommen, ehe sie im Briefkasten von Uwe Thiel landete.
Diese Karte ist weit rumgekommen, ehe sie im Briefkasten von Uwe Thiel landete.
privat
F-Signet von Redaktion Fränkischer Tag
Neustadt bei Coburg – Wie Uwe Thiel das Schreiben von Postkarten zu einem neuen Hobby machte – und wie jeder mitmachen kann.

Wenn Uwe Thiel zum Briefkasten geht, dann darf er hoffen, dass dort eine nette Postkarte auf ihn wartet. Irgendwer von irgendwo auf der Welt, könnte ihm geschrieben haben. Nicht, weil er ihn kenn. Einfach so.

Der Schriftführer der Sammler- und Briefmarkenfreunde in Neustadt geht einem Hobby nach, das noch gar nicht allzu lange existiert. Vor etwa zwei Jahren wurde er durch einen Artikel in einer Fachzeitschrift darauf aufmerksam, dass über die Versandstellen vermehrt 95-Cent Briefmarken nachgefragt werden. Dazu muss man wissen, dass dies das Auslandporto für Postkarten ist.

Nach einigen Recherchen im Internet wurde Uwe Thiel fündig. Des Rätsels Lösung war so einfach wie spannend. Es handelte sich um Postcrossing. Dieses an Bookcrossing angelehnte Projekt wurde am 14. Juli 2005 von dem Portugiesen Poulo Magalhaes begonnen. Im Dezember 2020 hatte Postcrossing an die 800.000 Teilnehmer. Bis dahin hatten schon 59 Millionen Grußkarten über 300 Milliarden Kilometer zurückgelegt und einem Menschen irgendwo auf der Erde eine Freude bereitet.

„Das Schöne an diesem Hobby ist der allgemein sehr freundliche, manchmal sogar liebevolle Umgang untereinander“

Uwe Thiel - PostcrosserUwe Thiel macht Postcrossing

Denn das ist das eigentliche Geheimnis dieses Hobbys. Die Teilnehmer, also die Postcrosser, senden Grußkarten an Menschen, die sie nicht kennen, um dann wiederum von anderen Menschen irgendwo auf der Welt eine ebensolche zu bekommen.

Online registrieren

Um Postcrossing nutzen zu können, ist eine Registrierung über die Webseite des Projekts erforderlich, bei der die Postadresse und eine E-Mail-Adresse hinterlegt werden müssen. Nun muss eine Adresse angefordert werden. Die Vergabe erfolgt zufällig, das Zielland kann also nicht ausgesucht werden. Wählen kann man allerdings, ob man Karten in seinem Heimatland verschicken und empfangen will. Die Umgangssprache ist Englisch. Es kann aber auch jede andere Sprache im Profil genannt werden die man beherrscht.

„Das Schöne an diesem Hobby ist der allgemein sehr freundliche, manchmal sogar liebevolle Umgang untereinander“, sagt Uwe Thiel: Viele Teilnehmer erzählen von sich, wo sie wohnen, was sie tun oder informieren den Empfänger über ihre Gegend. Die wenigsten begnügen sich mit der Floskel „Happy Postcrossing“, ähnlich wie früher „Viele Grüße“. Da die Auswahl an welchen Empfänger man schreiben kann, nicht zu beeinflussen ist, kommt man so gut wie nie mit einem Postcrosser ein zweites Mal in Kontakt.

Politik und Religion sind nicht erwünscht und kommen deshalb recht selten vor. Ein russischer Postcrosser begeisterte sich einmal über eine Briefmarke zum Thema Pressefreiheit und ließ wissen, dass so etwas im eigenen Land zwar wünschenswert, aber unvorstellbar sei.

Die verwendeten Briefmarken sind gerade für Sammler oft das Interessante. Viele Postcrosser kleben mehrere verschiedene Marken auf, so dass auf manchen Karten kaum noch Platz für den Text bleibt.

Durchschnittlich ist eine Karte 24 Tage unterwegs. Allerdings kann es vorkommen, dass eine auf dem Weg mal verschwindet oder als Irrläufer erst mit Umwegen den Empfänger erreicht, wie ein Ausstellungsstück, das von Puerto Rico über die Britischen Jungferninseln den Weg nach Neustadt fand, was natürlich mit diversen Abstempelungen belegt ist.


+++Bleiben Sie mit dem Coburger Tageblatt auf dem Laufenden und holen Sie sich einen unserer kostenlosen Newsletter. +++


Von den über 900 bisher bei Uwe Thiel eingegangenen Karten stammen die meisten aus Russland, den USA, Deutschland und EU, aber auch Asien China, Japan und Taiwan sind gut vertreten. Die wenigsten kommen aus Afrika und Südamerika. Einige seiner schönsten Stücke zeigt Uwe Thiel bei den Grenzlandtauschtagen in Neustadt.

Infos bei den Tauschtagen

Uwe Thiel hat Karten von Kindern, Schulklassen, Rentnern, also von Jung und Alt, erhalten und jede dieser Karten ist einzigartig. Er rät jedem: „Ich kann nur sagen, traut euch an dieses wirklich schöne völkerverbindende Hobby heran."

Wer mehr zu diesem Thema erfahren möchte, der ist herzlich eingeladen. Am 11. und 12. März gibt Uwe Thiel im Rahmen der Grenzlandtauschtage in der Mehrzweckhalle Heubischer Straße in Neustadt persönlich Tipps. 

Inhalt teilen

Oder kopieren Sie den Link: