Alle zwei Minuten stirbt eine werdende Mutter, heißt es in einem aktuellen Uno-Bericht. 70 Prozent der Todesfälle während der Schwangerschaft oder Geburt entfallen auf die afrikanischen Länder südlich der Sahara.
Im Eastern Distrikt der Meru-Diözese, dem Partnerdekanat des Dekanatsbezirks Michelau in Tansania, können sich Schwangere jetzt über eine bessere Gesundheitsversorgung freuen. Vor Kurzem wurde die neue Mutter-Kind-Station samt Kreißsaal und OP in Leguruki offiziell eröffnet.
„Ich bin schon stolz, was dort mit unserer Hilfe entstanden ist“, sagte Dr. Friedrich Flierl aus Burgkunstadt. Die Gemeinden des Dekanats Michelau liegen in den Landkreisen Coburg, Lichtenfels und Bamberg.
Unermüdlicher Einsatz
Als „Vater“ des Leguruki Health Centers (LHC) wurde Dr. Flierl während der fast siebenstündigen Eröffnungsfeierlichkeiten vor rund 200 Gästen mehrfach geehrt. Nicht nur, dass der Tierarzt – wie die übrigen Mitglieder der von Dekanin Stefanie Ott-Frühwald angeführten sechsköpfigen Delegation aus Michelau – mit der traditionellen Kleidung der Massai beschenkt wurde.
Der Name Dr. Flierls ziert die Gedenktafel am Eingang und steht auf einer Anerkennungsurkunde, die ihm überreicht wurde. Außerdem wurde er mit traditionellem Stock und Hut zum „Babu“ (Großvater) der Babys gekürt, die zukünftig im neuen Kreißsaal das Licht der Welt erblicken werden.
Unermüdlich hatte sich der selber schwer erkrankte Burgkunstadter für den Ausbau der maroden Krankenstation eingesetzt und als Kopf des Fundraising-Teams nach Wegen zur Finanzierung des Neubaus gesucht.
Die Gebäude waren marode und teilweise von Termiten befallen
Beim letzten Besuch einer Delegation aus Michelau vor vier Jahren befand sich die damalige Dispensary (Krankenstation) in einem miserablen Zustand. Die Gebäude waren marode und teilweise von Termiten befallen. Weil sich kein Arzt fand, der unter solchen Bedingungen in der entlegenen Region arbeiten wollte, suchten nur wenige Patienten dort Hilfe. Ein Teufelskreis.
Es fehlt an allen Ecken und Enden
Dass sich die wenigen Kräfte vor Ort um Sauberkeit bemühten, stellte nur einen schwachen Trost dar. Es fehlte an allen Ecken und Enden, selbst an einer gesicherten Stromversorgung. Dabei leben im Einzugsgebiet der Krankenstation rund 50.000 Menschen, darunter viele Massai.
Bei medizinischen Notfällen ist der Weg zum nächsten Krankenhaus, dem Nkoaranga in Usa River, sehr weit: Je nach Zustand der unbefestigten Straßen dauert die Fahrt bis zu drei Stunden.
Auf Wunsch der Regierung sollten damals die Krankenstationen aufgewertet und – statt wie vorher vom Krankenhaus – direkt vom kirchlichen Distrikt aus verwaltet werden. Bis zum Ende der Reise wurde mit den Verantwortlichen intensiv diskutiert, wie die Dispensary zu einem Health Center aufgewertet werden könnte.
350.000 Euro kostete der Neubau des Krankenhauses
Alle Gesprächspartner waren überzeugt, dass sofort ausreichend Patienten kämen, wären dort gutes Personal, Management und Ausrüstung vorhanden. Kostenschätzungen für einen Neubau gingen von 350.000 Euro aus. Eine Summe, die damals utopisch erschien, aber tatsächlich zusammenkam. Auch dank mehrerer Großspenden, unter anderem von „Sternstunden“, für den Bau der Mutter-Kind-Station samt Kreißsaal.
Schon fünf Monate später, Ende Juli 2019, erfolgte die Grundsteinlegung durch Bischof Elias Kitoi Nassari. Seither ist mit Dr. Anaeli Pallangyo auch ein Arzt vor Ort. Sein Gehalt wurde in den ersten beiden Jahren vom Dekanat Michelau finanziert. Immer wenn die Partner den Baufortschritt dokumentierten, wurde dort die nächste Rate angewiesen.
In Tansania wurde ebenfalls kräftig Geld gesammelt. Dazu dient der neue „Leguruki Day“ (15. Februar), an dem alle Kollekten dem LHC zugutekommen. Allein für die Einweihung kamen in dem notleidenden Distrikt fast 5000 Euro zusammen.
Schon beim ersten Blick auf den Neubau kurz nach ihrer Ankunft zeigte sich die Reisedelegation aus Deutschland begeistert und bewegt über alles, was sich seit 2019 getan hat. „Das neue Gebäude ist toll geworden“, meinte Partnerschaftspfarrer Kornelius Holmer (Zapfendorf).
Offensichtlich hätten die Partner vor Ort eine „sehr fähige Baufirma“ ausgesucht, meinte Dr. Flierl. Seine Frau Veronika, die als Vorsitzende des Partnerschafts-Komitees bereits viele Male vor Ort war, registrierte erfreut, dass parallel auch die Renovierung der alten Gebäude begonnen hat.
Jeder Euro ist angekommen
Einen Wermutstropfen gab es allerdings: Die Ausrüstung für den Mutter-Kind-Flügel und den OP, die noch dank einer Privatspende von 50.000 Euro finanziert werden konnte, erreichte Leguruki erst am Tag nach der Einweihung.
Immerhin rechtzeitig, damit die Delegation die Betten, Matratzen, Rollstühle, Sterilisatoren, Instrumente sowie OP-Tisch, Geburtsbett und Ultraschall-Gerät vor ihrer Abreise noch anschauen konnte. „Jeder gespendete Euro ist angekommen und wird umgesetzt“, freute sich Dr. Flierl.
Laut Bischof Kitoi besteht Interesse, das Health Center zu einem richtigen Krankenhaus auszubauen. Unter der neuen Präsidentin Samia Suluhu Hassan investiert Tansania derzeit viel in die Gesundheitsversorgung.
Es sind immer noch einige Baustellen am neuen Krankenhaus
Auch nach Inbetriebnahme des Neubaus und Renovierung eines Teils der maroden Gebäude gibt es am LHC neben dem fehlenden Personal noch etliche Baustellen. Weitere Gebäude müssen saniert, das Personal adäquat untergebracht werden. Strom- und Wasserversorgung in dem entlegenen Gebiet sind nicht gesichert.
Dringend benötigt werden ein Generator und eine Wasserpumpe. Das Fundraising-Team führte bereits Gespräche mit IBC Solar (Bad Staffelstein) über die Nutzung von Solarenergie und begutachtete die Voraussetzungen vor Ort. Um mehr Leistungen anbieten zu können, fehlt z.B. ein Röntgengerät. Weitere Mittel werden somit benötigt.
Am 19. März ab 16 Uhr berichten die Reiseteilnehmer im Gemeindezentrum in Michelau
Unter der Website leguruki-health- center.com finden Interessierte weitere Informationen. Dort besteht auch die Möglichkeit zur Online-Spende. Am 19. März ab 16 Uhr werden die Reiseteilnehmer im Gemeindezentrum in Michelau über ihre Reise berichten. Die Veranstaltung ist öffentlich.
Weitere Projekte des Dekanats Michelau im Partnerschaftsdistrikt in Tansania tragen sichtbare Früchte
Ein wertvolles Projekt bleibt die Schulrucksack-Aktion des Dekanats, die bereits seit zwölf Jahren läuft. Im Büro des District Pastors Anathe Pallangyo im tansanischen Partnerdekanat, dem Eastern District der Meru Diözese, türmte sich das Material: Hefte und Stifte ebenso wie Handtücher und Essgeschirr für die Schulspeisung.
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