Dass sich der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gerade im Pressecker Ortsteil Wartenfels über die Belange der Feuerwehren auf dem Land informiert hat, kommt nicht von ungefähr: Die Wartenfelser Ortsteil-Löschtruppe hat nämlich ihr Gerätehaus auf die dreifache Fläche erweitert, im Großen und Ganzen auch selbst gebaut – „und damit dem Steuerzahler bestimmt mehr als eine Million Euro gespart“, berichtete der Pressecker Bürgermeister Christian Ruppert (CSU) sichtlich stolz dem Minister.
Ein Glücksfall
Für eine Kommune mit nur 300.000 Euro Einnahmen an Gewerbesteuern sei so viel bürgerschaftliches Engagement sicher ein großer Glücksfall, ergänzte Ruppert, denn damit musste der Gemeindehaushalt von Presseck mit lediglich 132.000 Euro für diese kommunale Pflichtaufgabe belastet werden.
Als nächstes gibt es ein neues Löschfahrzeug
Geschaffen wurden zwei weitere Stellplätze; neben einem für das eigene auch unweit der Landkreisgrenze ein weiterer für ein Fahrzeug des Landkreises. Als nächstes soll nun für Wartenfels ein neues Löschfahrzeug TLF 3000 St mit 4000 Liter Wassertank angeschafft werden; das jetzige Fahrzeug werde dann an die weitere Ortsteilfeuerwehr in Reichenbach weitergegeben.
Aufrüstung ist notwendig
Die weitere Aufrüstung der kleinen Feuerwehren sowie die Erweiterung des präventiven Brandschutzes mit Löschteichen und Wasserbehältern, auch in den bäuerlichen Anwesen, ist notwendig, erläuterte Ruppert. Mit dem Großbrand bei Römersreuth im Jahr 2019 habe man gelernt, dass es noch Defizite zur Brandbekämpfung in der Fläche gab. Diese werden Stück um Stück abgebaut – mit dem Bau von Vorratsbehältern und im Zug der Neuverlegung der Pressecker Wasserversorgung. Man müsse damit in Anbetracht der zu erwartenden Trockenperioden und möglicher Flächenbrände abseits von Besiedlungen gerüstet sein.
Gesellschaft ist gefordert
Für den Landtagsabgeordneten Martin Schöffel (CSU) sei dazu allerdings die aktive Bürgergesellschaft wie im Beispiel Wartenfels gefordert; aber ebenso, wie im „Kulmbacher Modell“, Strukturen der Zusammenarbeit der Blaulichtorganisationen Polizei, Feuerwehren, THW und weiteren Rettungsdiensten, worauf Landrat Klaus Peter Söllner hinwies. Bezirkstagspräsident Henry Schramm ließ – wie bereits bei der Inbetriebnahme des neuen Feuerwehrhauses – „die tolle Truppe“ in Wartenfels hochleben.
Kleine Wehren ausbauen
Im Gegensatz zum Bund werde Bayern Mittel für den Katastrophenschutz keinesfalls kürzen, sagte Innenminister Herrmann. Vielmehr müsse man die kleinen Ortswehren ausbauen, die im Ernstfall als erste vor Ort sind und das Allerschlimmste verhindern können, bevor die weiteren Mannschaften aus den größeren Zentralen angerückt sind. „Ein Dorf, eine Feuerwehr“, gab er hierzu als Maximaldevise aus.
Mehr Einsätze
Waldbrände nähmen zu, aber auch andere Ereignisse, die im Ausmaß vorher nie absehbar waren, sagte er im Blick auf die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal mit 150 Toten. Im Nachhinein müsse man daraus lernen, die Ausstattungen der Hilfsorganisationen auf den Prüfstand stellen und diese gegebenenfalls korrigieren.
Zuwanderer integrieren
Mit Blick auf Zuwanderer und Flüchtlinge regte Herrmann an, diese mit in die örtlichen Hilfsdienste zu integrieren – ohne erst darauf zu warten, dass sie von selbst kämen. Ehrenamtliches Engagement für die Allgemeinheit sei in den meisten Ländern nämlich kein kulturelles Allgemeingut. „Man muss auf die Leute aktiv zugehen und ihnen die Mitarbeit anbieten“. Nachwuchs sei ein Thema, wofür das Land unter anderem Zuschüsse an den Landesfeuerwehrverband bereithalte, – und man müsse auch den Frauen in den einst männerdominierten Organisationen den gleichen Platz einräumen.
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