Mit dem Stück „Nervensägen“ hat die Neuenmarkter Laienspielgruppe um Regisseur Konrad Sauerteig einen Volltreffer gelandet. Die Darsteller um die herausragende Barbara Hahn und den wieder einmal über sich hinauswachsenden Alexander Hollweg gingen den Premierenbesuchern aber zu keiner Zeit auf die Nerven, im Gegenteil: Sie boten einen wunderbaren Theaterabend und lösten Jubelstürme aus.
Die Handlung selbst bewegt sich im bewährten Strickmuster vom Verwirrspiel bis zum glücklichen Ende. Der Yoga-Lehrer Jürgen Waldenspuhl (Alexander Hollweg) und die Actionpainterin Gabi Gallenmüller (Barbara Hahn) teilen sich eine Wohnung und gehen sich aufgrund der unterschiedlichen Temperamente und Berufe gründlich auf die Nerven. In einer Bierlaune haben sie sich zur Teilnahme am Fernsehquiz „Familie des Monats“ beworben, um mit der erhofften Prämie zwei Wohnungen zu finanzieren. Als sie dann tatsächlich eingeladen werden, stellt sich die große Frage: Woher die angeblichen Kinder und den Opa nehmen?
Schwierigkeiten vorprogrammiert
Gabi engagiert für die Rollen zwei Jugendliche und den alten Nachbarn. Damit sind schon die ersten Schwierigkeiten vorprogrammiert. Für zusätzliche Verwirrung sorgt Gabis Verlobter Oliver Leukhard (Steffen Werner), dem die neue Verwandtschaft gar nicht passt. Bis sich dann trotz der verpatzten Fernseh-Live-Sendung alles zum Guten wendet, erlebte das Publikum Bühnenspaß von der besten Sorte.
Barbara Hahn ist seit 23 Jahren Mitglied der Laienspielgruppe und erinnert sich noch an die ersten Kontakte: „Ich kam einmal zu Proben und habe mitgelesen, wenn einige Akteure ausfielen, und im nächsten Jahr war ich dann auch schon dabei.“ Hahn fasste sofort Fuß und war fortan aus der Gruppe nicht mehr wegzudenken.
Ähnlich verlief die Theaterkarriere von Alexander Hollweg, der sich schon als Jugendlicher die ersten Sporen verdiente und schnell feststellte, dass die großen Rollen nicht unbedingt die besten sind. „Auch in kleinen Rollen kann man spielerisch alles geben, aber sie sind schwieriger, weil ich immer abwarten muss, wann ich wieder drankomme. Lange Dialoge sind da besser.
Jede Rolle hat ihre Eigenart
Was Barbara Hahn an dem Stück besonders gefallen hat: „Dass jede Rolle ihre Eigenart hat. Ich darf die verrückte Actionpainterin spielen, eine Rolle, die ich im normalen Leben nie und nimmer verkörpere.“
Bei der Besetzung für die Rolle des Yogalehrers gab es für Regisseur Konrad Sauerteig kein langes Überlegen, denn dafür kam nur einer in Frage: Alexander Hollweg.
Christopher Kreuzer spielt den „Sohn“ Eugen Schulze sehr authentisch. Der Ex-Bauarbeiter, den die Arbeitsvermittlung schickt, verguckt sich während der Proben für „Familie des Monats“ in die Regieassistentin. Hannah Kreuzer mimt die vermeintliche Tochter gekonnt scheu und in sich gekehrt und verliebt sich am Ende in den affektierten Showmaster.
Manfred Kaiser ist der Opa der Familie, die es gar nicht gibt. Er faselt immer nur vom Krieg und dass es dort angeblich Haschisch gegeben habe. Eine Idealbesetzung von Regisseur Konrad Sauerteig ist auch Florian Grieshammer als Showmaster. Nesthäkchen Charlotte Lerner ist die einzige mit Durchblick, denkt sie zumindest. Steffen Werner muss in die Rolle des eifersüchtigen Lebensabschnittsgefährten der Actionpainterin schlüpfen, die er sehr gut ausfüllt.
Steffen Auerswald stellt den Vertreter von „Brot und Spiele“ dar, der mit seinen hässlichen Produkten allen auf die Nerven geht. Als er am Ende die Chance bekommt, seine ausgefallenen Verkaufsschlager vor laufender Kamera anzupreisen, lässt er sich nicht zweimal bitten ...
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