Das dachte sich wohl Jürgen Gahn, Mundartautor aus Stein bei Gefrees, und startete mit Dekanatskantorin Ulrike Heubeck, einigen Musikern und gleich vier Chören ein ungewöhnliches Projekt.
Rezitative auf Fränkisch gesprochen
Alle gemeinsam führten die früheste der Passionen von Johann Sebastian Bach, die Johannespassion, in einer stark gekürzten Version auf. Das Besondere daran: Die Rezitative wurden nicht wie vorgesehen gesungen, sondern von Jürgen Gahn auf Fränkisch gesprochen.
Nach einer Aufführung in Bad Berneck war das ehrgeizige Projekt am Palmsonntag in der Kasendorfer Kilianskirche zu erleben. Da hieß es dann „Mei Reich is ned vo dera Welt“, oder „Und auf amol herd ma an Hohnagoggel greha“. Ob das immer so sinnvoll ist, sei dahingestellt, es ist in jedem Fall eine ungewöhnliche Auseinandersetzung mit der Leidensgeschichte Jesu. Nicht minder ergreifend, nicht ganz so erdrückend, vielleicht sogar etwas verständlicher und tröstender.
Gewaltige Chöre
Die Texte der Arien und Choräle hatte Bach selbst aus dem Bericht des Evangelisten Johannes und freien Versen aus der oft vertonten Passionsdichtung von Barthold Heinrich Brockes zusammengestellt. Jürgen Gahn artikulierte seine fränkische Übersetzung der Rezitative vortrefflich, er legte den Evangelien-Text flexibel aus und nahm sich wohltuend zurück.
Gewaltig war die Beteiligung von vier Chören aus zwei Dekanaten mit insgesamt fast 50 Mitwirkenden, die Ulrike Heubeck für die Aufführung gewinnen konnte: den Laurentius-Chor Thurnau, den Kirchenchor Kasendorf, den katholischen Kirchenchor Thurnau und die Kantorei Bad Berneck. Selten dürften in der Kilianskirche so eindrucksvolle Klänge ertönt sein, wie etwa der apotheotische Schlusschoral „Ach Herr lass dein lieb Engelein“. Allerdings hatte Heubeck empfindlich gekürzt. Von den 30 Nummern blieben nur noch 15 übrig.
Als reine Leidensmeditation interpretiert
Als reine Leidensmeditation interpretierte die Instrumentalgruppe in Kleinstbesetzung die Passion, wenngleich manche schärfere Akzentsetzung nicht geschadet hätte. Die Musik erklang zügig und schnörkellos. Zu den Instrumentalisten gehörten das Streichquintett Hubert, Ulrike Hünefeld (Flöte), Pei-Shan Ruf (Oboe und Englischhorn) sowie Johannes Freund (Orgel).
Solisten waren die hervorragende Sopranistin Yuka Koroyasu, die ihre Arien spielerisch leicht, überaus frisch und unmittelbar darbot, und Haruka Koroyasu.
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