Was macht den besonderen Charme des „Seubersdorfer Scheunafestivals“ aus? Bei dieser Frage muss der Kulmbacher Musiker Bernd Walter nicht lange überlegen: „Mit diesem Festival bin ich groß geworden. Ich war schon 15 Mal in dem Weismainer Ortsteil. Die ganze Dorfgemeinschaft vom Enkel bis zum Opa ist auf den Beinen, wenn es gilt, im Frühjahr ein tolles Festival zu organisieren.“ Am 20. Mai, wenn das Festival zum 23. Mal über die Bühne geht, wird der 49-jährige wieder mit von der Partie sein – und zwar nicht als Besucher, sondern mit einer Band, die einen nicht alltäglichen Namen trägt: „WLFxGNG“.
Treffen mit der Band in der Kultkneipe Nepomuk
Wie spricht man ihn aus? Diese Frage macht beim Interview in der Altenkunstadter Kleinkunstkneipe „Nepomuk“ die Runde. „Das ist ein Wortspiel aus Wolf und Gang, wobei man die beiden Wörter Englisch als auch Deutsch aussprechen kann“, klärt Schlagzeuger Alexander Forker aus Kronach auf. Und das kleine x? Es fungiere als Fugenelement, ergänzt der 38-jährige. Auf dem Band-T-Shirt wird der Kleinbuchstabe durch ein anderes Zeichen ersetzt.
Töchterlein Zoe trägt schon ein Bandshirt
Stolz hält Bernd Walter sein süßes Töchterlein Zoe in den Armen, das ein Band-T-Shirt trägt. Seine Musikerfreunde haben Walter zur Geburt seiner Tochter mit einem originellen Geschenk überrascht. Auf der Brust des Babys guckt zwischen WLF und GNG das umrundete A hervor, das Zeichen der Anarchos, mit dem so viele Punk- und Hardcore-Gruppen kokettieren.
Gegen die Auswüchse des Kapitalismus
Wenn man dann auch noch die Texte der Gruppe durchstudiert, die Sänger Volker Schröppel (46) und ab und an auch Bassist Bernd Walter schreiben, dann weiß man, wo bei dem Quintett der Hase langläuft. Die Musiker strecken dem alltäglichen Rassismus den Mittelfinger entgegen, lästern ab über die Egoisten und Angeber in ihren dicken Karren, stellen den Auswüchsen des Kapitalismus das Leid in dieser Welt deutlich gegenüber.
Vier Kulmbacher und ein Kronacher
Beim Plaudern über Texte und Musik wird klar: Für Volker Schröppel, Bernd Walter, Volker Lattner (46) und David Mann (33), die allesamt in Kulmbach wohnen, und dem Kronacher Alexander Forker ist die Musik der härteren Gangart Ventil und Spaßfaktor zugleich. „Wo sonst habe ich die Möglichkeit zu formulieren, was mich an der Gesellschaft stört, als in der Musik?“, fragt sich Walter rhetorisch, dem bei harten Klängen das Herz aufgeht. David spricht vom inneren Frieden, das ihm das Musizieren gebe. Die fünf brauchen das soziale Miteinander in einer Musikkapelle, die alle als eine kleine Familie empfinden.
Für das Konzert in Seubersdorf verspricht Walter 45 Minuten gepflegten Lärms. Es ist der erste größere Auftritt für das seit 2019 existierende Ensemble. Damit sich weitere hinzugesellen, ist für Walter der nächste logische Schritt die Aufnahme eines Albums.
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