Vorschlag
Die Kulmbacher FDP will das Ehrenamt stärken
Auch die Feuerwehr braucht junge Nachwuchskräfte.
Auch die Feuerwehr braucht junge Nachwuchskräfte.
Roland Dietz/Archiv
F-Signet von Werner Reißaus Fränkischer Tag
Kulmbach – Die Freien Demokraten schlagen vor, ein Wahlpflichtfach an den Schulen zu installieren. Im Landkreis gibt es aber schon andere Ideen.

Die FDP will mit ihrem Vorschlag den hohen Bedarf an freiwilligen und ehrenamtlichen Helfern im Bereich des „Zivilen Bevölkerungsschutzes“ zu generieren. Kreisrat Veit Pöhlmann verwies darauf, dass nicht erst die Corona-Pandemie gezeigt habe, dass den Rettungsorganisationen der Nachwuchs fehle: „Diese Organisationen sind unverzichtbar, um den Menschen Hilfsdienste mit der notwendigen Schnelligkeit und hoher Sachkunde zur Verfügung stellen zu können.“

Pöhlmann machte deutlich, wie wichtig motiviertes ehrenamtliches Personal ist, an dem es nach Auskunft der Führungskräfte an vielen Stellen mangle. Um den Enthusiasmus und die technische Affinität junger Menschen in diesen Aufgabenbereichen zu nutzen und diese für die Aufgaben zu gewinnen, sei ein schulisches Angebot wie etwa ein Wahlpflichtfach eine Option. Seine Fraktion denke hier an die Klassen 7 bis 11.

Schon lange ein Thema

Wie die Bildungskoordinatorin am Landratsamt, Nicole Neuber, zu verstehen gab, spricht der Antrag, den Pöhlmann im Kreisausschuss stellte, Handlungsempfehlungen an, die auch im Rahmen des Bewerbungsprozesses zur Bildungsregion erarbeitet worden seien. Im Arbeitskreis „Bürgergesellschaft Stärken und entwickeln – Beitrag von Jugendhilfe und Jugendarbeit“ habe man sich intensiv mit der Stärkung des Ehrenamtes beschäftigt.

Sie habe, was die Einführung eines Wahlpflichtfaches betrifft, schon Rücksprache mit der Regierung von Oberfranken gehalten, so Neuber. Dabei sei deutlich geworden, dass die Einführung neuer Wahlpflichtfächer Sache des Kultusministeriums und des Landtags ist. Mit Heike Söllner vom Ehrenamtsmanagement am Landratsamt habe sie sich auch bereits Gedanken über eine mögliche Umsetzung außerhalb des Schulunterrichts gemacht. So sei etwa die Förderung eines „Freiwilligen ehrenamtlichen Schuljahres“ denkbar.

Bereits 2019 Gedanken gemacht

Heike Söllner zeigte auf, dass es bereits 2019 Gedanken in ähnlicher Richtung gab. Damals sei ein Engagement außerhalb der Schulzeit angedacht gewesen, in Kooperation mit den Vereinen: „Jugendliche ab den achten Klassen sammeln nach diesem Modellkonzept, mit dem schon in mehreren Regionen in ganz Bayern sehr gute Erfahrungen gemacht werden, außerhalb der Schulzeit ein ganzes Jahr lang mit mindestens 60 Stunden, also etwa ein bis zwei Stunden in der Woche, Erfahrungen im Ehrenamt in ganz unterschiedlichen Bereichen“, so Söllner. Das Konzept erachtet sie als sehr wertvoll, weil sich die Problemstellungen der Vereine wie fehlender Nachwuchs und Probleme bei der Besetzung von Vorstandspositionen durch Corona nochmals verstärkt hätten.

Es wäre jetzt ein idealer Zeitpunkt, „eine landkreisweite Ausweitung dieses Konzepts auf Umsetzbarkeit zu prüfen, Fördermöglichkeiten abzuklopfen und im ersten Schritt mit allen beteiligten Organisationen in Gespräche zu gehen“.

Schulen zu sehr beanspruchen?

Doris Leithner-Bisani (CSU) betonte, dass es wichtig sei, junge Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen. Es stelle sich aber die Frage, ob man die Schulen mit der Einrichtung eines neuen Faches nicht zu sehr beanspruchen würde. Es gebe die Tendenz, immer dann, wenn ein neues Problemfeld in der Gesellschaft auftaucht, die Lösung an Schulen zu übertragen. Diese sollten Alltagskompetenzen vermitteln, eine Aufgabe, die bisher vor allem Elternhaus und Umgebung übernommen hätten. Sie hält den Ansatz, den Nicole Neuber und Heike Söllner vorgestellt haben, für den besseren Weg, um junge Menschen für ehrenamtliches Engagement in den Rettungsorganisationen zu gewinnen.

Regierung und Kultusminister werden befragt

In ihrer letzten Sitzung im Kreisausschuss widersprach auch Pia Kraus, die ihr Kreistagsmandat aus beruflichen Gründen niedergelegt, weil sie künftig in Brüssel tätigt ist, Veit Pöhlmann. Auch sie hält ein Wahlpflichtfach in der Schule nicht für den geeigneten Weg, um den Nachwuchs für ehrenamtliche Tätigkeiten zu begeistern. Die bisherige Fraktionsvorsitzende vom Bündnis 90/Die Grünen: „Ich weiß nicht, inwieweit das nachhaltig wäre. Ich würde methodisch einen anderen Ansatz wählen. Ich finde den Vorschlag von Heike Söllner und Nicole Neuber, das Ehrenamt über die Träger der Jugendarbeit mehr in den Fokus zu rücken, ausgezeichnet.“

Auf Vorschlag von Landrat Klaus Peter Söllner (FW) verständigte sich das Gremium darauf, zunächst die Haltung des Schulamtes an der Regierung von Oberfranken zu hören. In Kürze werde er, so Söllner, auch mit Kultusminister Michael Piazolo (CSU) in Kontakt treten, um vom Kultusministerium eine landesrechtliche Aussage zu erhalten. Danach werde der Antrag nochmals zur Beratung auf die Tagesordnung kommen.

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