So ein Lob bekommt eine Behörde wahrlich nicht alle Tage: Die Tierrechtsorganisation Peta hat das Kulmbacher Veterinäramt zu einem der fünf besten in Deutschland im Jahr 2022 auserkoren. In dieser Rangliste werden Ämter berücksichtigt, die bei ihrer Arbeit besonders positiv (oder wahlweise negativ) aufgefallen waren, nachdem sie von der Tierrechtsorganisation über einen Missstand informiert wurden. In diesem Fall dreht es sich um die Schliefanlage in Kasendorf und den letzten verbliebenen Fuchs darin, der mittlerweile in einer Auffangstation für Artgenossen gelandet ist.
Schliefanlage Kasendorf: Peta hatte Strafanzeige gestellt
Aufgrund des Verdachts auf einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz hatte Peta genau vor einem Jahr Strafanzeige gegen die Verantwortlichen der Schliefanlage in Kasendorf erstattet. In dem – bis dahin sogar den Behörden offenbar unbekannten – künstlichen Tunnelsystem wurden über 40 Jahre lang Füchse zu Trainingszwecken gehalten. „Jäger hetzen in solchen Schliefenanlagen Hunde auf die panischen Füchse, um sie für die grausame Baujagd zu trainieren“, sagt Peta-Referent Peter Höffken.
Kasendorfer Fuchs wurde freiwillig abgegeben
Das Kreisveterinäramt Kulmbach hatte daraufhin eine Sachverständige beauftragt, die „mehrere erhebliche Mängel an der Anlage“ festgestellt habe. Laut Höffken sei einer der beiden Füchse noch während der Untersuchung gestorben. Der zweite Fuchs sollte ursprünglich beschlagnahmt werden, was eine möglicherweise juristische Hängepartie zur Folge gehabt hätte. Auf Ersuchen des Amts gaben die Verantwortlichen den Fuchs jedoch freiwillig an eine Auffangstation in der Nähe von Regensburg ab, wo das Tier – das mittlerweile Ferdi heißt – unter Artgenossen aufwächst und wohl schon bald in die Freiheit entlassen werden soll. Anders als vom Schliefenwart angegeben, handelte es sich nicht um eine ältere Fuchsfähe, sondern um einen etwa zwei Jahre alten Fuchsrüden.
Kulmbacher Amtsmitarbeiter zeigen großes Engagement
Aufgrund der, so Peta, „sorgfältigen Arbeit“ der Veterinäre konnte die Staatsanwaltschaft Bayreuth gegen den verantwortlichen Schliefenwart beim Amtsgericht Kulmbach einen Strafbefehl beantragen (wie hoch dieser ausfiel, darüber gibt es seitens der Behörde keine öffentliche Auskunft). Die Amtsmitarbeitenden hätten sich mit großem Engagement für die Füchse eingesetzt. „Dieses vorbildliche und erfolgreiche Verhalten hat eine besonders positive Erwähnung in unserem Ranking verdient“, sagt Peter Höffken. „Wir hoffen, dass sich nun der Wald das Gelände zurückholen kann und dort nie wieder Füchse gequält werden.“
Klaus Peter Söllner: "Haben im Veterinäramt hervorragende Leute"
Eine Würdigung, die Landrat Klaus Peter Söllner stellvertretend für seine Mitarbeitenden entgegennimmt. „Wir haben in unserem Veterinäramt hervorragende Leute, die seit Jahren gute Arbeit leisten. Diese ist nicht immer einfach. Umso erfreulicher ist die Einschätzung von Peta.“
Die Tierrechtler sehen die Behörden bei der Überwachung und den Vollzug des Tierschutzgesetzes als zentrale Schaltstelle an, um auch künftig gegen Tierquäler vorzugehen. Seit 2012 kürt Peta einmal im Jahr die – aus Tierschutzsicht – positiv oder negativ aufgefallenen Veterinärämter. Im Ranking wird stets die gesamte Behörde genannt, auch wenn oftmals einzelne Amtstierärzte hervorstechen.
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