Natur
Der Fischotter bedroht die Teichwirtschaft
Die Zahl der Fischotter in Oberfranken ist stark angestiegen, sehr zum Leidwesen der Teichwirte.
Die Zahl der Fischotter in Oberfranken ist stark angestiegen, sehr zum Leidwesen der Teichwirte.
Silas Stein/dpa
F-Signet von Stephan Herbert Fuchs Fränkischer Tag
Himmelkron – Die gefräßigen Fischotter gefährden die Existenz vieler Betriebe. Das musste auch schon Ministerpräsident Söder leidvoll erfahren.

Oberfrankens Teichwirte klagen über immense Schäden durch eine extrem angestiegene Fischotterpopulation. „Wir können unsere Fische doch nicht als Vogelfutter entwerten lassen“, sagte der Vorsitzende Peter Thoma aus Thiersheim bei der Jahreshauptversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken in Himmelkron.

Schäufele zum Auftakt der Karpfensaison

Er hatte einen seiner Teiche eigens für die Eröffnung der Karpfensaison im September mit rund 100 Karpfen besetzt, fünf davon ließen die Fischotter übrig gelassen. Darum servierte er Ministerpräsident Markus Söder bei den Eröffnungsfeierlichkeiten Schweineschäufele statt Karpfen, was bayernweit für Aufsehen sorgte.

Notfalls müsse man seine Teiche auch mal leer lassen, schlug Thoma vor. Vielleicht könne man so der Bevölkerung klar vor Augen führen, wie wichtig eine funktionierende Teichwirtschaft ist. Wo sollten Frösche oder Insekten hin, wenn es keine Uferrandstreifen mehr gäbe, sagte er.

Reagieren, wenn Gefahr in Verzug ist

„Wir erwarten von der Regierung, dass sie reagiert, wenn Gefahr in Verzug ist“, sagte der oberfränkische Bauernverbandspräsident Hermann Greif. Es könne nicht angehen, dass man derartige Beutegreifer kommen und überhand nehmen lässt und erst dann etwas unternimmt, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Greif: „Wenn wir das nicht endlich begreifen, dann war es das mit dem Kulturgut Teich“.

„Die Zeit drängt“, warnte auch Alexander Horn, Fischotterberater für das östliche Oberfranken und die nördliche Oberpfalz. Er ging davon aus, dass der Otter die Teichwirte noch einige Zeit im Atem halten werde. A Horn wies aber auch darauf hin, dass der Fischotter kein bayerisches oder deutsches, sondern ein internationales Problem ist. Deshalb bedürfe es einer Zusammenarbeit über Grenzen hinweg.

Es gibt auch mehr Silberreiher

Auch die anderen Beutegreifer seien noch nicht vom Tisch, sagte Vorsitzender Thoma. Vor allem beim Silberreiher stelle man zunehmende Populationen fest. Weniger Probleme mache dagegen im Moment der Kormoran.

 Nicht sein dürfe es allerdings, dass neue Naturschutzgebiete wie derzeit in Nassanger bei Trieb im Landkreis Lichtenfels ausgewiesen werden sollen, in denen ein generelles Jagdverbot herrscht. „Im Falle der Ausweisung rechnen wird dort mit neuen Brutkolonien des Kormoran.“

Aufgabe wegen Wassermangels

Doch auch ansonsten hat es die Teichwirtschaft derzeit gerade nicht leicht. Geschäftsführer Otto Norbert Grußka musste berichten, dass zwei Teichbetriebe im zurückliegenden Jahr wegen Wassermangels aufgegeben haben.

Der Wassermangel werde die Wirte in den kommenden Jahren noch verstärkt treffen, sagte er. „Wir steuern dabei auf Verhältnisse zu wie im Libanon“, so Grußka. Ein weiterer Betrieb habe wegen der ebenfalls zunehmenden Starkregenereignisse einen Totalschaden erlitten.

Naturschutzverbände drohen mit Klage

Bei der Politik sei die Problematik längst angekommen, versicherte Martin Schöffel, agrarpolitischer Sprecher der CSU im Landtag. „Wir brauchen einen rechtssicheren Beschluss, dass der Fischotter ebenfalls erlegt werden kann“, sagte er. Hintergrund sei, dass die Naturschutzverbände bereits Klage gegen eine solche Entscheidung angekündigt haben.

Es werde kein Weg daran vorbeiführen, den Fischotter zu dezimieren, so Bezirkstagspräsident Henry Schramm. Man dürfe sich nicht von angeblichen städtischen Eliten vorschreiben lassen, was zu tun ist, sagte der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner. Teichwirtschaft bedeute nicht nur die Erzeugung gesunder Lebensmittel, sondern auch einen wichtiger Beitrag zu Ökologie und Artenschutz.

Das Ergebnis der Neuwahlen

Bei den Neuwahlen wurde Vorsitzender Peter Thoma einstimmig für weitere vier Jahre im Amt bestätigt. Neuer Stellvertreter ist der Forellenteichwirt Michael Gahn aus Neustadt bei Coburg. Weiterer Stellvertreter bleibt Karl-Peter Schwegel aus Wüstenstein. Geschäftsführer ist Otto Norbert Grußka aus Rödental.

Zu Beiräten für die kommenden vier Jahre wurden gewählt: Gerhard Rudolf (für den Landkreis Bamberg), Karl-Heinz Herzing (Bayreuth), Martin Heilmann (Forchheim), Christian Holoch (Kronach), Edwin Hartmann (Kulmbach), Alexander Krappmann (Lichtenfels) und Roland Medick (Wunsiedel).

Die Stelle des Beirats für den Landkreis Coburg bleibt unbesetzt. Kassenprüfer sind Simon Abt aus Hirschaid und Alfred Rippl aus Thiersheim.

Manfred Popp geehrt

Eine besondere Würdigung erfuhr der nicht mehr zur Wahl angetretene Manfred Popp aus Benk (72), der sich seit Jahrzehnten mit vollem Einsatz um die Teichwirtschaft verdient gemacht hatte. Popp war unter anderem Betriebsleiter der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß, er war in der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken tätig und hatte selbst mehrere Teiche bewirtschaftet.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Beitrags hatte es geheißen, dass der Biber vom Jagdrecht mittlerweile freigegeben sei. Dies ist falsch. Der Biber ist weiter eine besonders und streng geschützte Art nach Paragraf 44, Absatz 1 des Bundesnaturschutzgesetzes. Er unterliegt nicht dem Jagdrecht. In Einzelfällen können von der zuständigen Naturschutzbehörde ausnahmsweise "Entnahmen" von Bibern genehmigt werden. Zur Beurteilung von Konfliktfällen zwischen Mensch und Biber stehen in den Landratsämtern Biberberater als Ansprechpartner zur Verfügung. Die Bejagung von Bibern ohne Ausnahmegenehmigung stellt eine Straftat dar. Wir haben die falsche Aussage aus dem Beitrag entfernt und bitten, den Fehler zu entschuldigen. 

 

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