„Ich kenne nur die Montagsmaler aus dem Fernsehen“, antworteten noch vor acht Jahren manche Leute, wenn sie nach den „Montagsbastlern“ gefragt wurden. Mittlerweile ist die kreative Gruppe der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde vielen Bürgern ein Begriff. Und das nicht zuletzt deshalb, weil ihr umfangreiches handwerkliches Schaffen einem guten Zweck zugutekommt.
„Wir möchten Gemeindegliedern jeden Alters und überhaupt allen kreativ Interessierten die Möglichkeit bieten, gemeinsam zu werkeln, basteln und Neues auszuprobieren mit den unterschiedlichsten Materialien“, umschrieb Gerhilde Weber beim Gründungstreffen die Ziele der rührigen Gruppe. Auf ihre Initiative hin wurde der Kreativkreis im März 2013 im evangelischen Kreuzberg-Gemeindezentrum in Altenkunstadt aus der Taufe gehoben.
Joghurtbecher als Gussform
An Ideen mangelte es Weber und „ihren“ Bastlern von Anfang an nicht. Da die gefertigten Sachen für einen guten Zweck verkauft werden sollten, war man bemüht, möglichst wirtschaftlich zu „produzieren“. So flochten die Mitglieder aus Weidenstängeln Dekorationsartikel. Das Material stammte von Baumschnitt, war also Abfall. Ähnlich verhielt es sich mit dem Kerzen gießen, wo ausschließlich geschmolzene Wachsreste zum Einsatz kamen. Als Gussformen dienten leere Sahne- und Joghurtbecher.
Im Laufe der Jahre wurde das kreative Betätigungsfeld der „Montagsbastler“ vielfältig und bunt. Sie binden nun Tisch- und Türkränze aus Naturmaterialien wie Schafgarbe, Sanddorn, Vogelbeere und Hagebutte, arbeiten mit Holz, greifen zur Stricknadel, schneidern Schürzen, gestalten Mobiles und überraschen mit originellen Stofftieren. Sie bereiten leckere Brotaufstriche zu, darunter Marmelade in den verschiedensten Sorten, backen in der Adventszeit Plätzchen und stellen Natursalben für die Hausapotheke her.
Frühlingsbasar mit Weißwurst
Aber was geschieht mit all den Sachen? „An Abnehmern fehlt es uns zum Glück nicht“, freuen sich die kreativen Damen. So präsentieren sie ihre Arbeiten bei der Altenkunstadter Kreuzberg-Kirchweih, beim gemeinsamen Adventsbasar des Friedrich-Baur-Seniorenzentrums Sankt Kunigund und der Caritas-Projektgruppe „In der Heimat wohnen“, am Straßenfest und bei Kaffeenachmittagen des „Altenkuschter Bürgercafés“. Mit einem gemütlichen Weißwurst-Frühschoppen verbunden waren die beiden Frühlingsbasare im evangelischen Gemeindezentrum. Die ebenso schönen wie auch nützlichen Sachen der „Montagsbastler“ finden in der Bevölkerung erfreulich großen Zuspruch. Nur so war es möglich, dass die Gruppe bereits im Dezember 2013 – nur wenige Monate nach ihrer Gründung – der evangelischen Kirchengemeinde eine Spende von 250 Euro für die Anschaffung kabelloser Christbaumkerzen und von Weihnachtsschmuck zukommen lassen konnte. Zwei Monate später überraschte sie mit einer Zuwendung von 1400 Euro als finanziellem Grundstock für eine neue Küche im Gemeindezentrum. Mit einer großzügigen Spende in vierstelliger Höhe ermöglichten die „Montagsbastler“, dass 2019 der abgestufte Fußboden im Kreuzberg-Gemeindezentrum auf ein einheitliches Niveau angehoben und damit barrierefrei gemacht werden konnte. Zu einer schönen vorweihnachtlichen Tradition ist es geworden, dass die Kreativgruppe, die seit einigen Jahren von Wera Schmitt betreut wird, für den Eingangsbereich des Altenkunstadter Rathauses einen großen Adventskranz gestaltet.
Osterkrone mit 300 bunten Eiern
Für das Friedrich-Baur-Seniorenzentrum Sankt Kunigund binden die Mitglieder alljährlich im Frühjahr eine große Osterkrone, die mit rund 300 bunten Eiern behängt auf dem Vorplatz aufgestellt wird. „Die ,Montagsbastler‘ machen damit älteren Menschen eine Freude und tragen zugleich zur Erhaltung eines schönen fränkischen Brauchs bei“, lobt Heimleiterin Gabriele Händel das vorbildliche Schaffen der emsigen Damen.
Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Aktivitäten der „Montagsbastler“ allerdings seit mehr als einem Jahr stark eingeschränkt. Größere Veranstaltungen, bei denen sie ihre Arbeiten vorstellen könnten, gibt es nicht. Umso dankbarer sind die Frauen deshalb Pfarrerin Bettina Beck, die in dieser schweren Zeit die Aktion „Offene Kirche“ ins Leben rief.
So waren in der Advents-, Passions- und Osterzeit die Altenkunstadter Kreuzbergkirche und die Kirche Sankt Katharina in Strössendorf sonntags im Anschluss an den Gottesdienst geöffnet. Besucher erwarteten dort interessante Angebote, darunter auch ein Tisch mit kreativen Arbeiten der „Montagsbastler“.