Wie Gemeinden, Bauherren und öffentliche Bauträger künftig Bodenaushub vermehrt regional verwerten können, erforscht ein Pilotprojekt im Landkreis Lichtenfels. Dazu werden die verschiedenen Böden erstmals in Bayern auf Landkreisebene detailliert auf ihre natürlichen Stoffgehalte untersucht.
Mit 870.000 Euro gefördert
Landrat Christian Meißner ist gespannt, wie die Ergebnisse für die Bauwirtschaft praktikabel dargestellt werden können. Bei einem Ortstermin in den Mainauen zwischen Reundorf und Weingarten informierte er sich jüngst bei Projektleiter Uwe Geuß vom Landesamt für Umwelt (LfU) über den Stand des mit 870.000 Euro geförderten Pilotprojekts.
Seit April nimmt das LfU im Landkreis Lichtenfels Bodenuntersuchungen vor. Die rund 250 Untersuchungsstandorte wurden anhand der vorliegenden Karte der Bodenausgangsgesteine ermittelt, um einen möglichst flächendeckenden Überblick über die geogen bedingten Stoffgehalte im Boden zu erhalten.
Lesen Sie auch:
Mit einem Bohrhammer wird eine Probennahmesonde einen Meter tief in den Boden getrieben und schichtweise Bodenmaterial entnommen. Dieses wird anschließend im LfU-Labor auf Schwermetalle und weitere Bodenparameter hin untersucht.
Proben von 109 Standorten
„Mittlerweile wurden Bodenanalysen von 109 Standorten vorgenommen“, berichtete Uwe Geuß beim Ortstermin. „Die Analytik zeigt, dass lokal im Boden für die Elemente Arsen, Cadmium, Chrom, Nickel, Thallium und Zink punktuell durchaus erhöhte Gehalte vorliegen“, fasst der Fachmann zusammen. Die Beprobungen sollen bi Ende 2021/Anfang 2022 abgeschlossen sein.
Im ersten Quartal 2022 liegt der Schwerpunkt bei der Bewertung der Analysenergebnisse. „Von großem Interesse sind dabei geochemische Ähnlichkeiten der einzelnen Bodeneinheiten, die in den geplanten Übersichtskarten für Oberboden (Humus) sowie Unterboden und Untergrund zusammengefasst werden könnten, was zu einer deutlichen Vereinfachung führen würde.“
Lesen Sie auch:
Wichtig für Häuserbauer und Baufirmen
„Die Untersuchungen haben große Bedeutung für unsere Häuslebauer und Baufirmen im Landkreis, denn sie würden zu einer deutlichen Reduzierung der Entsorgungskosten führen!“, stellt der Landrat heraus.
Er hofft, dass die Kartendarstellungen hohe Praxistauglichkeit haben: „Die Hinweiskarten müssen leicht verständlich aufgebaut werden und möglichst einfach handhabbar sein. Ziel muss es sein, Erdaushub aus Bauprojekten ohne kostenintensive Beprobung des Materials innerhalb des Kreisgebietes wiederverwenden zu können.“
Im Vorfeld waren umfangreiche Vorarbeiten von Mitarbeitern des Landratsamtes erledigt worden. So wurden etwa sämtliche Bebauungspläne zusammengestellt, umfangreiche Recherchen über vorhandene Bodenanalysen durchgeführt, die Grundstückseigentümer ermittelt und informiert, Unterlagen über die im Boden verlegte Leitungen eruiert und die Ansprechpartner in den Kommunen ermittelt. „Ohne diese Zuarbeit wäre das Pilotprojekt nicht zu realisieren gewesen und würde nicht so gut laufen“, lobte Geuß die Unterstützung.
Lesen Sie auch:
Landrat Meißner dankte vor allem den Landwirten, die den Untersuchungen größtenteils bereitwillig zugestimmt haben. Er hatte sich 2019 beim Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz dafür eingesetzt, den Landkreis Lichtenfels als Pilotlandkreis für das Projekt auszuwählen.
Das Fachministerium stellt die finanziellen Mittel in Höhe von 870.000 Euro zur Verfügung und fördert somit das Pilotprojekt zu 100 Prozent. Der Abschluss des Projekts mit der Vorstellung der Hinweiskarten ist Ende 2022 geplant.
Für Fragen steht am Landratsamt Lichtenfels Koordinator Martin Dirauf unter Tel. 09571/18-3413 zur Verfügung.