Gratulation
Musik trägt Leo Bimmel seit 85 Jahren durchs Leben
Leo Bimmel aus Winkels wird am 10. Februar 85 Jahre alt.
Leo Bimmel aus Winkels wird am 10. Februar 85 Jahre alt.
Ines Renninger
F-Signet von Redaktion Fränkischer Tag
Winkels – 20 Jahre war Leo Bimmel Vorsitzender des Gesangsverein Edelweiß Winkels, 2008 erhielt er vom Landkreis Bad Kissingen den Kulturehrenpreis. Über das Lied seines Lebens.

Ein Instrument hat Leo Bimmel nie gespielt. Und doch trug ihn Musik durchs Leben, bis zu seinem 85. Geburtstag. Am 10. Februar 1938 wurde er als ältester von vier Buben in Burkardroth in ärmliche Verhältnisse geboren.

Sein Vater Vinzenz, immer ein Lied auf den Lippen, war Hilfsarbeiter, seine Mutter Ottilie Hausfrau. Weil die Familie keine Landwirtschaft besaß, reiste Leo Bimmel – „zieh an die Wanderschuh“ – mit dem Vater wanderarbeitend zur Erntezeit bis nach Frankfurt, um den jüngeren Brüdern das Essen zu sichern. Sein großer Wunsch, ein Instrument, blieb unerschwinglich.

Vom Auf und Abstieg der Kur

Mit 16 Jahren vermittelte ihn der Vater als Verkaufsfahrer –„zieh den Rucksack auf“– an die Molkerei Kurt Kleinhenz nach Bad Kissingen. Anfangs spülte Leo Bimmel dort Milchkannen und lieferte mit dem Fahrrad Butter an Kurhäuser. Später klapperte er mit einer Seitenwagenmaschine, später mit einem Tempo-Dreiradauto, alle Bauern bis an die Zonen-Grenze ab und kaufte Eier ein.

45 Jahre bis zur Rente sollte Leo Bimmel „seiner“ Firma treu bleiben. Den Auf und Abstieg der Bad Kissinger Kur hat er miterlebt. „Ich kannte alle Hoteliers.“ Statt Eier sammelte er bald Großaufträge.

Seine spätere Ehefrau Hannelore, ebenfalls aus Burkardroth und Verkäuferin bei der Molkerei, lernte er während seiner ersten Tage in der Firma kennen. Leo führte Hannelore abends – „und wirf die Sorgen ab“ – ins Kino aus, am Wochenende machten sie mit dem Tempo-Dreirad Ausflüge in die Rhön.

Die Ereignisse überschlugen sich: 22-jährig musste Leo Bimmel zur Bundeswehr nach Füssen, die Familie schickte Hannelore, unverheiratet schwanger, der „Schande“ wegen nach Düsseldorf. Dort heirateten Leo und Hannelore – „möcht immer und immer sie schau’n“ – noch kurz vor der Geburt der gemeinsamen Tochter Petra. 1961 zog das junge Ehepaar nach Winkels, 1967 kam Sohn Steffen zur Welt. In den Jahrzehnten danach folgten zwei Enkel und sechs Urenkel.

Von Winkelsern entdeckt

Es war beim Tanz in Winkels Anfang der 60er Jahre, als Leo gemeinsam mit seinen drei Brüdern das Rhönlied anstimmte: „Ja, kennst du die herrliche Rhön noch nicht.“ Die beeindruckten Winkelser lotsten den begabten jungen Sänger – „hör auf den Freunde, der zu dir spricht“ – zum Männer-Gesangverein Edelweiß, dem Leo Bimmel letztlich bis zu dessen Auflösung 2018 die Treue hielt. 20 Jahre lang war er Vereinsvorsitzender. Diverse Chorwettbewerbe hat Leo Bimmel in dieser Zeit mit seinem Edelweiß Winkels besucht, am Bundeschorsingen in Berlin und Hamburg und in allen Partnerstädten Bad Kissingens Lieder intoniert. 2008 erhielt er vom Landkreis Bad Kissingen für sein jahrzehntelanges Engagement, auch in anderen Winkelser Vereinen, den Kulturehrenbrief.

Zeit für neue Lieder: 2019 zog Leo Bimmel ins ambulante Wohnen nach Bad Bocklet

2019 hat er ein neues Lied angestimmt: Das Marschieren, insbesondere die Stiegen hinauf, war zu beschwerlich geworden. Gemeinsam mit Ehefrau Hannelore zog er ins ambulante Wohnen nach Bad Bocklet. Im April 2021 starb Hannelore, seither summt Leo Bimmel alleine vor sich hin. „Ich möchte viel noch erzählen dir und singen von Berg und von Tal.“ Unvorstellbar, dass zur Feier seines 85. Geburtstags kein Lied erklingt: „Wirf die Sorgen ab, marschier’ zur Rhön hinauf.“Ines Renninger

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