Theater
Sozialdrama auf Fränkisch amüsiert Kulmbach
Hehlergeschäfte in der Küche: Der Schiffer (Johannes Asen) mit unverkennbarer Berliner Schnauze verhandelt mit Mutter Wolffen (Andrea Sack) und kauft ihr die gewilderten Rehböcke ab.
Hehlergeschäfte in der Küche: Der Schiffer (Johannes Asen) mit unverkennbarer Berliner Schnauze verhandelt mit Mutter Wolffen (Andrea Sack) und kauft ihr die gewilderten Rehböcke ab.
Sonny Adam
F-Signet von Sonny Adam Fränkischer Tag
Kulmbach – Wenn die Schauspieler im „Baumanns“ auf der Bühne stehen, sind Lacher garantiert. Auch beim Stück „Der Biberpelz“ nach Gerhart Hauptmann gab es viele witzige Details.

Einfach nur ein Stück nachzuspielen, reicht den Akteuren des Schauhaufens nicht. Das Sozialdrama „Der Biberpelz“, das in der wilhelminischen Kaiserzeit spielt, verlegte Rüdiger Baumann kurzerhand nach Oberfranken. Allerdings nicht in die Neuzeit, sondern das Stück blieb in der Kaiserzeit und handelte von „subversiven“ sozialdemokratischen Elementen und den Kaisertreuen.

Der Spreewaldschiffer (Johannes Asen) mit unverkennbarerer Berliner Schnauze schippert auf dem Main nach Bamberg und hat „heiße Ware“ an Bord. Im Mittelpunkt des Werkes steht die fleißige Waschfrau (Andrea Sack). Sie geht bei den „Herrschaften“ und bei allen wichtigen Persönlichkeiten ein und aus und genießt das uneingeschränkte Vertrauen. So hat sie es auch geschafft, die nicht so fleißige Tochter Leontine (Lina Schülein) zu vermitteln und ihr einen gut bezahlten Job zu vermitteln, auch wenn die Tochter viel lieber Schauspielerin wäre.

Eine raffinierte Frau

Das Vertrauen des Barons und Amtsvorstandes (Rüdiger Baumann) und des einfältigen Beamten (Stefan Bestler) hat Mutter Wolffen ebenfalls. Ihren Mann (Rüdiger Baumann) hat die strenge Mutter unter Kontrolle. Er macht das, was sie sagt und hat ständig Angst, dass Wilderei und Diebstähle auffliegen könnten. Doch Mutter Wolffen ist auf eine geniale Art raffiniert. Sie hat ein grandioses Geschick dafür, all ihr Tun ins rechte Licht zu rücken. Schnell wird dem Zuschauer klar, dass nichts so ist, wie die anderen glauben.

Es geht mitunter derb zu

Das Stück lebt von den Akzenten, die Rüdiger Baumann eingebaut hat. Natürlich sprechen die Darsteller Fränkisch. Manchmal geht es derb zu, doch genau das kam beim Publikum bestens an. Besonders witzig war der ehemalige Förster (Jakob Wenz), der kurz vor der Verbeamtung einen Jagdunfall erlitt und ein Auge verloren. Er schlägt sich mit einem Nebenjob als Redakteur beim Jagdblatt durch.

Als Mitglied und Fan von Vorstehhunden legt der Förster ein Verhalten wie ein Vorstehhund an den Tag: Er schnüffelt überall herum, seine Gestik sorgte bei jedem Auftritt für Lacher.

Der kaisertreue Baron

Rüdiger Baumann ging in einer Doppelrolle auf. Einerseits mimte er den kaisertreuen Baron. In dieser Figur entwickelte er eine geradezu paranoide Abwehrhaltung zu jedem sozialdemokratischem Gedankengut. Und natürlich hält er den Privatdozenten Dr. Fleischer und seine Frau für subversive Elemente. In seiner zweiten Rolle als Ehemann und Schiffsbauer Wolff hat Rüdiger Baumann nicht viel zu sagen. Er macht einfach das, was seine Frau angab.

Ebenfalls für Lacher sorgten der einfältige Beamte (Stefan Bestler), „Frau Dr. Fleischer“ (Vanessa Schramm) mit ihrem immer schreienden Baby und Frau Riedel (Birgit Baumann), die bestohlen wurde und die ein aberwitziges „herrschaftliches Kleid“ trug.

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