Die Nachricht verbreitete sich am Sonntag über viele Kanäle: Dr. Wolfgang Protzner ist tot. Der frühere Kulmbacher Bürgermeister starb am Samstag im Alter von 80 Jahren. Sein runder Geburtstag liegt nicht einmal einen Monat zurück, am 31. August hatte er noch einige Gäste bei sich zu Hause empfangen.
Protzner war seit jeher ein politischer Mensch, seit mehr als 60 Jahren Mitglied in der CSU. Er war einer, der Kulmbachs Christsoziale enorm geprägt habe, bekundete Kreisvorsitzender Henry Schramm. Noch im Juli hatte er Wolfgang Protzner für die sechs Jahrzehnte währende Parteizugehörigkeit gewürdigt.
Beruflich hatte sich der Verstorbene durch seine Lehre der Geschichtsdidaktik an der Universität Bamberg einen Namen gemacht. Geschichte – das war sein Steckenpferd bis zuletzt. Aus diesem Bewusstsein für das Vergangene hatte er stets auch sein Streben für die deutsche Wiedervereinigung abgeleitet. Es gab keinen 17. Juni und keinen 3. Oktober, an dem er nicht an der Berliner Brücke das Wort ergriff und für die Überwindung der deutschen Teilung stritt.
Streitbarer Geist
Doch er mischte sich auch im hohen Alter noch in die Tagespolitik ein. Als dem designierten Kanzlerkandidaten der Union, Armin Laschet, vor Jahresfrist die Felle davonschwammen, sagte der Kulmbacher: „Die Parteiführung muss sich fragen lassen, wie sie es geschafft hat, die Partei von über 30 auf 20 Prozent runterzubringen. Das ist schon eine Kunst.“ In den vergangenen Jahren hatte er sich vor allem dadurch hervorgetan, dass er sich mit Nachhaltigkeit und dem Anbau von Biolebensmitteln befasste. Er sei „grüner als die Grünen“ geworden, hieß es mal mehr, mal weniger anerkennend. Privat hatte sich der 80-Jährige zuletzt vor allem um seine kranke Ehefrau Dr. Maria Seifert-Protzner gekümmert und sie bis zu ihrem Tod gepflegt.
Seine politische Laufbahn ist von einigen besonderen Marksteinen gekennzeichnet. Dem Stadtrat in Kulmbach gehörte er unfassbare 40 Jahre lang an, er war zudem Zweiter Bürgermeister und Mitglied des Kreistags. Die Akademie für Neue Medien wäre ohne nicht denkbar, ebenso wenig die Städtepartnerschaft mit Saalfeld, die er 1973 mitinitierte. Sie gilt nun sozusagen als sein Vermächtnis für deutsch-deutsche Freundschaft und Aussöhnung.