Unter Beobachtung
AfD-Politiker lehrt weiter an Bayreuther Uni
Hans-Thomas Tillschneider wird dem völkischen Flügel der AfD zugeordnet.
Hans-Thomas Tillschneider wird dem völkischen Flügel der AfD zugeordnet.
Arno Burgi, dpa
Christoph Hägele von Christoph Hägele Fränkischer Tag
Bayreuth – Obwohl der Verfassungsschutz ein Auge auf ihn hat, bleibt Hans-Thomas Tillschneider in Bayreuth Privatdozent.

Der AfD-Politiker Hans-Thomas Tillschneider aus Sachsen-Anhalt bleibt trotz seiner Beobachtung durch den Verfassungsschutz Privatdozent an der Universität Bayreuth.

Darüber berichteten zuerst der Bayerische Rundfunk und die „Frankenpost“ aus Hof. Sie berufen sich dabei auf eine Antwort des bayerischen Wissenschaftsministers Bernd Sibler (CSU). Die entsprechende Anfrage gestellt hatte die SPD-Fraktion im bayerischen Landtag.

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Demnach ist Sibler kein Sachverhalt bekannt, der einen Widerruf von Tillschneiders Lehrbefugnis rechtfertigen würde. Selbst das Bayreuther Studierenden-Parlament bescheinigt Tillschneider, Lehre und eigene politische Überzeugungen bislang voneinander getrennt zu haben.

Dessen ungeachtet wirft der oberbayerische SPD-Landtagsabgeordnete Florian Ritter dem bayerischen Wissenschaftsminister vor, Tillschneiders Bayreuther Lehrtätigkeit nicht so ernst zu nehmen, „wie man sie nehmen sollte“.

Uni und Freistaat zahlen kein Honorar

Der 41 Jahre alte Tillschneider hat sich im Herbst 2019 an der Uni Bayreuth habilitiert. Seither unterrichtet er ein islamwissenschaftliches Blockseminar, das nach Angaben der Universität zwei Semesterwochenstunden pro Studienjahr umfasst. In diesem Sommersemester wandte sich Tillscheider mit einer „kompakten Einführung in das islamische Recht“ an die Studierenden.

Als habilitierter Wissenschaftler hat sich Tillschneider zu einer mehrjährigen Lehrtätigkeit verpflichtet. Finanziell honoriert wird seine Lehrtätigkeit nicht. Das bestätigten sowohl die Universität als auch das Wissenschaftsministerium dem Bayerischen Rundfunk und der „Frankenpost“.

Anhänger des Ethnopluralismus

Bei der Landtagswahl im Juni dieses Jahres zog Tillschneider auf Platz 3 der AfD-Landesliste wieder in den Landtag von Sachsen-Anhalt ein.

Der Sozialwissenschaftler Alexander Häusler bezeichnet Tillschneider als „Rechtsaußenvertreter der AfD“. In einem Interview mit dem Fränkischen Tag bekannte sich Tillschneider 2016 zur Idee des Ethnopluralismus. Sein Widerstand gelte einer ethnisch und kulturell vielfältigen Gesellschaft: „Der Islam hat nichts zur deutschen Kultur und Geschichte beigetragen. Er passt nicht zu unseren Werten und Normen.“

"Kontroverse Standpunkte aushalten"

Das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet Tillschneider als einen der führenden Köpfe des formal inzwischen aufgelösten völkischen AfD-„Flügels“.

Die Bayreuther Universitätsleitung selbst hatte sich schon vor zwei Jahren auf einen unaufgeregten Umgang mjt Tillschneider verständigt: Eine Universität müsse „kontroverse Standpunkte aushalten und abwegigen Thesen argumentativ begegnen“, hieß es in einer Stellungnahme.

Davon beschwichtigen lässt sich der SPD-Abgeordnete Florian Ritter gleichwohl nicht. Seine Partei werde auch künftig die Lehrtätigkeit Tillschneiders im Augen behalten.

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