Tiefe Risse durchziehen die Böden, auf den Wiesen steht das Gras nur spärlich und ist gelb: In Nordbayern hat es in den vergangenen Wochen viel zu wenig geregnet. Und dass die Mähdrescher in Franken bereits im vollen Einsatz sind, ist auch kein gutes Zeichen. Denn die Körner sind notreif, die Ernte hat zwangsweise gut 14 Tage früher als sonst begonnen. „Bei den meisten Feldern ist nichts mehr zu retten“, sagt Hermann Greif, oberfränkischer Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV).
Der Regen habe in der entscheidenden Phase der Körnerreifung gefehlt, innerhalb weniger Tage sei das Getreide notreif geworden und trage nur kleine Körner. In Nordbayern müssten die Landwirte deshalb mit einer unterdurchschnittlichen Ernte rechnen.
Dazu komme, dass die Landwirte in diesem Jahr viel Geld investiert hätten, um überhaupt Getreide anzubauen: Dünger habe sich extrem verteuert, Diesel koste mehr. „Es ist so viel Kapital eingesetzt worden“, sagt Greif.
Auch die Winzer haben Sorgen
Und auch in den kommenden Wochen wird in Franken kein Regen erwartet − auch die Winzer blicken deshalb besorgt auf den Wetterbericht.„Wenn es weiter so trocken bleibt, dann wird der Ertrag niedriger“, sagt Frankens Weinbaupräsident Artur Steinmann. „Dann bekommt man einfach weniger Saft, der aus den Trauben rausläuft.“ Die Qualität sinke, weil die Trauben bei Trockenstress wegen der sogenannten Notreife bitter würden. Zudem seien die Mostgewichte bei der Lese nicht so hoch, leichtere Weine wären die Folge.
In keinem anderen deutschen Weingebiet ist es im Sommer so heiß und trocken wie im Norden Bayerns. Auf etwa 6300 Hektar wächst in Franken Wein – ein Großteil der Fläche wird von den Winzern nicht bewässert. Der Zustand der meisten Anlagen sei momentan aber noch gut. Vor allem Flächen mit älteren Rebstöcken hätten noch keine Probleme, weil die Pflanzen tiefer verwurzelt seien und somit noch an Wasser kämen, sagt Steinmann.
Lage jetzt schon kritisch
Für neue, junge Stöcke hingegen sei die Lage schon kritisch. Da werde bewässert, wo es geht, „damit uns die Stöcke nicht eingehen“. Vielerorts würden Blätter weggeschnitten, weil Wasser über das Laub verdunstet. „Wenn ich meine Anlagen bewässern kann, habe ich das Potenzial für bessere Qualitäten geschaffen“, erklärte Steinmann. Die Winzer müssten sich darauf einstellen, dass sie um Investitionen in Wasserspeicher und Bewässerungsanlagen nicht herumkämen – der Freistaat fördere dies auch mit bis zu 50 Prozent.
Erfolgreiche Pilotprojekte wie in Volkach (Landkreis Kitzingen) zeigten: Im Winter wird das Regen- und Schmelzwasser aufgefangen und in ein Speicherbecken gepumpt. In trockenen Sommern wird das Wasser von dort über ein langes Leitungssystem an die Reben getropft.
Bis zu 3,8 Grad wärmer
Klimaforscher der Universität Würzburg arbeiten seit Jahren an Modellen, die Prognosen über die Auswirkungen des Klimawandels für kleine Bereiche wie Weinberge erlauben sollen. Den Erkenntnissen zufolge könnte es in Unterfranken – Bayerns Hauptanbaugebiet für Wein − bis zum Ende des Jahrhunderts um 3,8 Grad wärmer sein als in der Referenzperiode 1970 bis 1999.
Je nach Treibhausgas-Szenario werde es weniger Frosttage und sogenannte Eistage, an denen die Lufttemperatur kontinuierlich unter dem Gefrierpunkt bleibt, geben.
„Im Gegensatz dazu werden Sommertage um voraussichtlich 80 Prozent bis 140 Prozent häufiger“, heißt es im „Klimabericht für Unterfranken“. „Hitzetage werden sich vermutlich verdrei- bis
-sechsfachen, und Tropennächte etablieren sich in der gesamten Region.“ Der klimatische Trend gehe hin zu niederschlagsärmeren Sommern.
Ohne Regen weniger Futter für die Kühe
Zurück auf die Felder und Wiesen: Ohne Regen fehlt auch saftiges Gras, das die Landwirte zu Silage für ihre Kühe verarbeiten können. Der erste Schnitt sei gut gewesen, schildert BBV-Experte Greif. Nun aber gebe es weniger Ertrag, die Wiesen seien ausgetrocknet: „Das wird für den einen oder anderen Betrieb eine Herausforderung werden.“ Denn unklar ist auch noch, wie es mit dem Mais weitergeht. Die wichtige Futterpflanze bräuchte jetzt dringend Wasser, um im Frühherbst geerntet zu werden.
Längst hätten sich die Landwirte auf veränderte Bedingungen eingestellt, sagt Greif. Man wähle zum Beispiel besonders tolerante Sorten aus. „Wir tun, was wir können.“ Doch das hat für einen erneut trockenen Frühsommer nicht ausgereicht.
Auch Hobbygärtner sind betroffen
Der ausbleibende Regen dürfte auch viele Hobbygärtner treffen, weil der Salat ohne Gießen verwelkt. Viele Kommunen warnen aber davor, nun Bäche, Gräben oder Flüsse anzuzapfen. „Die aktuelle Situation mit niedrigen Wasserständen in unseren Gewässern wird zunehmend problematisch. Die Entnahme von Wasser zur Bewässerung ist daher unzulässig“, heißt es zum Beispiel bei der Stadt Bayreuth.
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