Handball
Heimflaute hält an: HSC ist völlig von der Rolle
Zwei Würfe parierte Havard „Howie“ Martinsen bei seinem HSC-Comeback.
Zwei Würfe parierte Havard „Howie“ Martinsen bei seinem HSC-Comeback.
Uwe Gick
F-Signet von Ralph Bilek Fränkischer Tag
Coburg – 32:35-Niederlage gegen den VfL Eintracht Hagen: Der HSC 2000 Coburg enttäuscht in der HUK-Arena erneut seine treuen Fans. Havard „Howie“ Martinsen steht bei seinem Comeback zehn Minuten im HSC-Tor.

Der HSC 2000 Coburg kommt im Jahr 2023 nicht in die Gänge, die eigene Halle verkommt zum Selbstbedienungsladen. Auch gegen den VfL Eintracht Hagen gingen die Coburger leer aus, unterlagen nach einer über weite Strecken schwachen Leistung mit 32:35. Vereinzelte lautstarke Unmutsäußerungen nach der Pressekonferenz, Zuschauer, die bereits fünf Minuten vor dem Abpfiff die Halle verlassen, sind ungewöhnliche Dinge in Coburg. Jedoch durchaus verständlich, denn die einstige Festung ist inzwischen sturmreif geschossen.

Wenn das nächste Heimspiel ansteht, sind die Coburger mehr als drei Monate ohne Heimsieg. Das 27:21 gegen Rimpar am 14. Dezember 2022 ist der letzte Erfolg in eigener Halle. Seitdem gab es in vier Heimspielen keinen Sieg (1:7 Punkte). Die Bilanz der vergangenen acht Spiele ist mit 4:12 Punkten noch ernüchternder. Genau wie der Auftritt am Samstag – besonders die Phase vom 9:6 (15.) zum 18:26 (41.). Diese Phase (9:20-Lauf) war das schwächste, was die Mannschaft von Brian Ankersen in dieser Spielzeit geboten hat.

2. Bundesliga

HSC 2000 Coburg – VfL Eintracht Hagen 32:35 (13:16)

Die Hiobsbotschaften für Ankersen reißen aber auch nicht ab. Erstaunt vermisste der Betrachter bei der Teampräsentation den Namen Tumi Stein Runarsson. Vom Ausfall von Florian Billek, dessen Rückkehr nun nach der Länderspielpause in Ludwigshafen erfolgen soll, war im Vorfeld neben den Langzeitverletzten ja schon fast ausgegangen worden. Das Fehlen Runarssons überraschte dagegen. „Tumi hat schon in Bietigheim einen Schlag abbekommen, hatte gegen Potsdam Probleme. Die sind größer geworden, an einen Einsatz ist nicht zu denken“, äußerte sich Ankersen.

Einen anderen Ausfall hatten die Coburger unter der Woche mit einem unerwarteten Neuzugang kompensiert.

War mit neun Treffern noch der beste Coburger: Arkadiusz Ossowski
War mit neun Treffern noch der beste Coburger: Arkadiusz Ossowski
Uwe Gick

Für den dritten verletzten Torwart Fabian Apfel wurde Havard „Howie“ Martinsen, von Hallensprecher Thomas Apfel herzlich begrüßt und von den Fans 30 Minuten vor dem Anpfiff beklatscht, verpflichtet. Nach 24 Minuten und 20 Sekunden kehrte der langjährige Coburger Torwart in seinem 355. Einsatz aufs Spielfeld zurück, drei Minuten später parierte er den ersten Wurf. Sein Comeback hätte sich der Norweger aber schöner vorgestellt: „Wir haben zusammen, Torwart und Abwehr, keinen Zugriff mehr bekommen. Alles ist reingegangen, wir haben keine Lösungen gefunden.“

Schon der Einstieg ins Spiel war allerdings alles andere als verheißungsvoll: zwei Angriffe, zwei Ballverluste, bevor der HSC überhaupt ins Aufbauspiel kam. Vier Minuten und 20 Sekunden mussten die Fans auf den ersten Treffer dieser Partie überhaupt warten. Ungewöhnlich, zwei Minuten später fiel der erste Treffer der Gäste. Dann nahm die Partie Fahrt auf. Jan Jochens entschärfte zwei freie Wurfversuche der Hagener. Vorne ging bei Coburg viel über die linke Seite und den Kreis. Daraus resultierte eine Drei-Tore-Führung.

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Als ein Pfiff bei einem vermeintlichen Foul an Andreas Schröder ausblieb und der HSC in der Folge gegen die dichter gestaffelte und hart zupackende Hagener Deckung kaum noch zum Zuge kam, war der Vorsprung dahin. Ab dem 9:9 war es ein Hin und Her. Spätestens zu dem Zeitpunkt konnten die Hagener Norouzi Nezhad, Valentin Spohn und Kim Voss-Fels im Rückraum schalten und walten, wie sie wollten. „Wir kommen gut rein in diese Partie, haben einen guten Zugriff. Was dann passiert ist, kann ich mir nicht erklären. Auf Spahn und Voss-Fels bekommen wir überhaupt keinen Zugriff mehr“, analysierte ein ratloser Coburger Trainer nach der Partie. Das 12:11 (21.) sollte die letzte HSC-Führung gewesen sein.

Torwarttrainer Vadym Brazhynk mit Neuzugang Havard Martinsen (links) und Jan Jochens.
Torwarttrainer Vadym Brazhynk mit Neuzugang Havard Martinsen (links) und Jan Jochens.
Uwe Gick

 

In den letzten zehn Minuten vor der Pause schienen die Coburger nicht auf der Höhe des Geschehens zu sein. Im Angriff ohne Durchschlagskraft, ohne zündende Ideen, in der Abwehr ohne den Zugriff auf die gegnerischen Angreifer. Selbst in Überzahl und im Sieben-gegen-Sechs funktionierte wenig. Die Außenspieler waren viel zu wenig in das Spiel eingebunden, die Gästeabwehr konnte sich auf das Deckungszentrum konzentrieren.

Sieben-gegen-Sechs ohne Erfolg

Wie schon im Hinspiel setzte Ankersen auch nach dem Wechsel zunächst auf das Sieben-gegen-Sechs. Aber von einer Aufholjagd wie noch vergangene Woche gegen Potsdam war Coburg weit entfernt. Im Gegenteil. War endlich die Lücke gefunden, landete der Ball nicht im Tor oder der Pass zuvor in den Händen des Gegners. Hagen sagte „Danke“, führte fünf Minuten nach Wiederanpfiff mit fünf Toren. Ein sichtbar erzürnter Ankersen drückte den Buzzer, beendete das Sieben-gegen-Sechs. „Wir wussten, wenn wir gewinnen wollen, dann müssen wir das Sieben-gegen-Sechs in den Griff bekommen. Das haben wir hervorragend gelöst und damit das Momentum auf unserer Seite“, wusste VfL-Coach Stefan Neff um einen der Bausteine für den Erfolg.

Bedrückte Minen bei den HSC-Profis nach Spielende.
Bedrückte Minen bei den HSC-Profis nach Spielende.
Uwe Gick

Besser wurde es für Coburg nach der Auszeit nicht. Hagen agierte unter dem Motto „Jeder Wurf ein Treffer“, während die Coburger immer ideenloser wirkten. „Wir kassieren zu viele Gegentore“, machte auch ein enttäuschter Schröder nach der Partie aus. „Da wäre deutlich mehr drin gewesen.“ Die bessere Wurfeffektivität führte auch Neff als weiteren Grund für den Sieg an. „Und dann haben wir das über die Zeit gerettet.“ 24 Fehlwürfe erlaubte sich der HSC.

Acht Tore betrug der Rückstand nach 41 Minuten, zwei Minuten später die nächste Ankersen-Auszeit. Sein Team war vollkommen von der Rolle. Kapitän Schröder sollte etwas Durchschlagskraft und Stabilität in den Angriff bringen, was auch funktionierte. Auf drei Tore kam der HSC heran. Sollte doch noch etwas gehen? Nein, denn dafür hätte Coburg auch mal Ballgewinne benötigt. Doch die waren am Samstagabend fast an einer Hand abzuzählen.

Nach Pause gegen Großwallstadt

Weiter geht es für die Coburger nach der Länderspielpause. Aber schon am kommenden Donnerstag gibt es internationales Flair in der HUK-Arena, wenn die Ukraine die Auswahl Österreichs zu einem EM-Qualifikationsspiel erwartet. Das nächste Heimspiel für den HSC steht am Mittwoch, 22. März, in einer englischen Woche an. Zu Gast ist der TV Großwallstadt, mit dem man noch zwei offene Rechnungen aus dem vergangenen Oktober offen hat. Ein Heimsieg ist Pflicht, wenn man nicht in den Abstiegsstrudel geraten will.

Die Statistik

HSC 2000 Coburg: Martinsen (2 Paraden), Jochens (8 Paraden); Preller, M. Jaeger (5/3), Dettenthaler, Bis (4), Mund, Fuß (1), Siegler, Ossowski (9/2), Herzig (4), Krone (1), Knauer (1), Schäffer (5), Schröder (2)

VfL Eintracht Hagen: Mahncke, Paske (12 Paraden), Grzesinski (1 Parade) – Buergin, Becker, Norouzinezhad (6), Pröhl, Schmidt (1/1), Voss-Fels (10), Spohn (5), Stüber (2), Stefan (2), Jukic (5), Richter, Busch (4)

Schiedsrichter: Frederic Linker / Sascha Schmidt

Zeitstrafen: 2 (Fuß, Biß) – 4 (Becker, Spohn, Stüber, Voss-Fels)

Siebenmeter: 5/6 (Ossowski trifft 2 x gegen Paske, scheitert an Grzesinski, M. Jaeger trifft 3 x gegen Grzesinski) – 1/1 (Schmidt trifft gegen Jochens)

Spielfilm: 1:0 (5.), 2:1 (7.), 5:2 (8.), 6:4 (10.), 8:5 (13.), 9:9 (17.), 11:10 (21.), 12:12 (23.), 13:13 (24.), 13:15 (27.), 13:16 – 13:17 (32.), 15:20 (35.), 17:24 (39.), 18:26 (42.), 24:29 (46.), 26:30 (49.), 27:30 (50.), 28:32 (55.), 29:32 (56.), 30:34 (58.), 32:35

Zuschauer: 1916

Beste Spieler: Ossowski – Voss-Fels, Norouzi Nezhad, Spohn

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