Fußball
Wie geht Schiri? Antworten gibt es in Waldfenster
Hat großen Spaß an der Schiedsrichterei: Konstantin Schaab.
Hat großen Spaß an der Schiedsrichterei: Konstantin Schaab.
SR-Gruppe Bad Kissingen
F-Signet von Alexander Pfülb Fränkischer Tag
Waldfenster – Am Freitag, 3. März, gibt es im Sportheim des TSV Waldfenster einen kostenfreien und unverbindlichen Infoabend. Warum sich das Vorbeischauen lohnt.

Beginn der etwa zweistündigen Veranstaltung ist um 18 Uhr. Hier zeigen die Schiedsrichter allen Gästen und Interessenten unverbindlich, was hinter der Ausbildung steckt, wie die Kommunikation mit Headset im Gespann funktioniert, es werden aber auch Videos von kniffligen Entscheidungen analysiert.

Eine Gruppe um Schiedsrichterlehrwart Anton Muthig (SV Ramsthal) hat dieses neue Informationsformat ins Leben gerufen, um aktiv auf die bundesweit rückläufige Zahl von Schiedsrichtern zu reagieren. Anmeldungen sind möglich bei Mitorganisator Alexander Pfülb (Email: pfuelb@web.de; mobil: 0163/ 425 25 11) oder Schiedsrichter Anton Muthig (Email: a.muthig@srg-badkissingen.de; mobil: 0151/ 651 308 65).

Wir haben uns im Vorfeld mit dem 19-jährigen Ramsthaler und seinen Mitorganisatoren Bastian Münch (23, TSV Oberthulba), Konstantin Schaab (25, FSV Schönderling) und Erik Prescher (25, SV Ramsthal) unterhalten. 

Wann seid ihr zum Schiedsrichter geworden und was waren die Gründe? 

Anton Muthig: Das war im Herbst 2016. Mein damaliger Lehrer Daniel Karch (Lehrwart SRG NES) hat im Unterricht die ein oder andere Anekdote erzählt, wodurch ich aufmerksam auf das Thema Schiedsrichter wurde. Im Jahr meiner Prüfung in Bad Kissingen wurde dann ein Wahlfach im Gymnasium in Münnerstadt eingeführt, welches heute noch jährlich Schiedsrichter generiert. Ich habe selbst noch in der Jugend gespielt und habe mich dann auf den „Perspektivenwechsel“ eingelassen und letztendlich bin ich bei der Schiedsrichterei hängengeblieben.
Bastian Münch: Bei mir war es schon 2012. Zum damaligen Zeitpunkt war ich noch im Tor des TSV Oberthulba. Als ich in einem Spiel mal mit der Schiedsrichterleistung nicht zufrieden war, dachte ich mir „Nicht meckern, sondern selber erstmal besser machen“. Gesagt, getan. Kurz danach habe ich einen Kurs mitgemacht und dann bereits mit 13 Jahren mein erstes U13-Spiel geleitet. Eine Entscheidung, die ich bis heute nicht bereut habe. 

Ein starkes Team: die Schiedsrichter (von links) Konstantin Schaab, Erik Prescher und Bastian Münch.
Ein starkes Team: die Schiedsrichter (von links) Konstantin Schaab, Erik Prescher und Bastian Münch.
SR-Gruppe Bad Kissingen

Konstantin Schaab: Im Sommer 2012, als ich noch als Fußballer in der Jugendmannschaft meines Heimatsvereins FSV Schönderling war, organisierte die Schiedsrichtergruppe Bad Kissingen einen Infostand bei unserem Sportfest. Aus Neugierde meldete ich mich an und fand so mein Hobby fürs Leben.
Erik Prescher: Ich bin seit 2017 dabei und bin Schiedsrichter geworden, weil mir grundsätzlich eine Entwicklung sowohl in sportlicher als auch in persönlicher Sicht wichtig ist. Durch unseren damaligen Lehrwart Sebastian Wieber hatte ich relativ schnell und unkompliziert Zugang zur Schiedsrichterei. Kurz und knapp: Einfach ausprobiert und weitergearbeitet.

Wie sieht eure Schiedsrichterlaufbahn bisher aus?

Anton Muthig: Die ersten Jahre habe ich viel Jugend gepfiffen und war oft als Assistent an der Linie, besonders häufig bei Sebastian Wieber. Ein Highlight: mein elftes Spiel mit 13 Jahren hatte ich damals bei ihm in der Bayernligavorbereitung der FC Würzburger Kickers II. Das erstes Herrenspiel habe ich mit 14 Jahren im Sommer 2018 geleitet, seit 2019 bin ich im Förderprogramm des Bezirks und nach der Coronapause durfte ich im Herbst 2021 in die Bezirksliga aufsteigen und bin nun als Assistent bis in die Bayernliga an der Linie.
Bastian Münch: Mit 13 hatte ich mein erstes U13-Spiel, damals unter der Betreuung von Frank Dietz. Danach habe ich viel Erfahrung ohne große Ambitionen „nach oben“ gesammelt, da ich nebenbei bis zur U19 noch selber Fußball gespielt habe. Mit 18 Jahren entschied ich mich, aktiver die Karriere als Schiedsrichter zu verfolgen und den Fußball als Spieler zurückzufahren. 2019 konnte ich in die Herren-Bezirksliga aufsteigen – bis dato meine höchste Spielklasse als Schiedsrichter. Als Schiedsrichterassistent bin ich oft bei unseren Landesliga- und Bayernligaschiedsrichtern an der Linie mit dabei. 
Konstantin Schaab: 2016 qualifizierte ich mich für die Bezirksliga, in der ich zwei Saisons Spiele leiten durfte. Danach folgte der Aufstieg in die Landesliga. Leider konnte ich mit meinen gezeigten Leistungen nicht überzeugen. Nach meinem sportlichen Abstieg 2019 durfte ich letztes Jahr den erneuten Aufstieg in die Landesliga feiern und bin seitdem reifer und erfahrener geworden.
Erik Prescher: Zu Beginn meiner Schiedsrichterlaufbahn wurde ich vorwiegend als Assistent eingesetzt. Hierbei konnte ich bereits einige Erfahrungen im Schiedsrichterteam sammeln und mir einige Verhaltensweisen von den Hauptschiedsrichtern abschauen. Im Laufe der Zeit wurde ich dann häufiger als Schiedsrichter eingeteilt, sodass ich selbstständig lernte, Spiele zu leiten. Nach der Saison 2021/2022 qualifizierte ich mich für die Bezirksliga.

Welches war Euer Highlight als Schiedsrichter?

Anton Muthig: Schwierige Frage –  es gibt viele Highlights, wie ein Spiel in Würzburg, wo wir beim Essen nach dem Spiel am Tisch neben dem ehemaligen Kickers-Trainer Bernd Hollerbach saßen. Aber auch das erste Bezirksligaspiel, die Relegationsspiele oder das C-Junioren-Regionalliga-Spiel im Aschaffenburger Stadion vor 2500 Zuschauer bleiben wohl immer in Erinnerung.
Bastian Münch: Toll sind natürlich immer die Relegationsspiele mit vielen Zuschauern, oft hitziger Stimmung und viel Action. Mein persönliches Highlight ist aber für mich das U17-Bayernliga-Spiel zwischen dem TSV Großbardorf und dem FC Bayern München II, das ich unterstützt von Erik und Samuel Betz vor über 700 Zuschauern im letzten Jahr erfolgreich leiten durfte.

Hat alles im Blick: Anton Muthig (im Hintergrund).
Hat alles im Blick: Anton Muthig (im Hintergrund).
SR-Gruppe Bad Kissingen

Konstantin Schaab: Für mich sind das ganz klar die Relegationsspiele im Kreis Rhön. Vor einer vierstelligen Kulisse heiße Duelle zu leiten, bei denen die Emotionen auch mal hochkochen, sind für mich einfach unwiderstehlich. Aber auch das von Anton genannte Regionalligaspiel in Aschaffenburg war in der jüngeren Vergangenheit ein absoluter Leckerbissen.
Erik Prescher: Mir persönlich fällt es schwer, einzelne Erlebnisse hierbei in den Vordergrund zu stellen, da das Hobby beziehungsweise das Ehrenamt „Schiedsrichter“ in so vielen Bereichen facettenreich ist, sodass hier die Nennung eines bestimmten Ereignisses der Tätigkeit nicht gerecht werden würde. 

Wie bereitest man sich als Schiedsrichter auf ein Spiel vor?

Anton Muthig: Ich schaue mir immer die Mannschaften an, versuche mir so viele Informationen wie möglich über Spieler, Spielorte, Tabellenstand rauszusuchen, um ein erstes Gefühl dafür zu bekommen, was mich am Spieltag erwartet. Ebenso besprechen wir im Gespann immer Treffpunkt und Abfahrtszeit, um eine problemlose Anreise zu haben.
Bastian Münch: Das läuft bei mir ziemlich gleich ab. Ansetzung bestätigen, mit Assistenten absprechen bezüglich Trikots und Treffpunkt sowie die Spielpaarung und Tabellensituation und weitere Infos analysieren. Ein wesentlicher Teil stellt auch die Nachbereitung vorangegangener Spiele dar, oft mit Videomaterial, denn die bildet meistens die erste Vorbereitung kommender Partien. Hier geht es um die Analyse der Stärken und Schwächen, worauf man aufbauen kann oder was noch verbessert werden muss. 
Konstantin Schaab: Natürlich informiere ich mich über die Tabellensituation, die Spieler, die Trainer und den Spielort. Aber viel wichtiger ist in meinen Augen die Spielvorbereitung. Vergangene Spiele mit Verbesserungspotential aufarbeiten, diese im nächsten Spiel optimieren, demütig vor der Aufgabe als Schiedsrichter zu sein und versuchen, mit klarem und freiem Kopf auf dem Platz zu stehen.
Erik Prescher: In der Vorbereitung sind natürlich einerseits die Daten und Fakten zu den Mannschaften entscheidend – Tabellenstände, Spieler und Trainer. Aber auch der Spielort ist ein Kriterium, um sich auf das Spiel bestmöglich einstellen zu können. Die Planung ist hier grundsätzlich das A und O. Anreise, Trikots, Utensilien müssen vollständig sein, damit man sich auf das Spiel konzentrieren kann. Die Absprache im Team ist zudem ein zentraler Punkt.

Pfeift Ihr lieber alleine (bis zur Kreisliga) oder im Gespann?

Anton Muthig: Am meisten Unterhaltung hat man natürlich im Gespann, jeder Spieltag ist ein Ausflug mit Freunden. Lange Fahrten lassen sich am besten zu dritt im Auto aushalten. Trotzdem pfeife ich auch sehr gerne Spiele ohne Gespann.
Bastian Münch: Wenn ich die Entscheidung hätte zwischen „nur noch allein“ oder „nur noch im Gespann“, würde ich klar Zweites wählen. Zusammen unterwegs zu sein ist einfach immer sehr lustig, weil man eher mit Freunden als mit „Kollegen“ viel Neues erlebt und gemeinsam einer Leidenschaft nachgehen kann. 

Bastian Münch (im Hintergrund) zeigt, dass ein guter Schiedsrichter immer auch über ein gutes Stellungsspiel verfügen muss.
Bastian Münch (im Hintergrund) zeigt, dass ein guter Schiedsrichter immer auch über ein gutes Stellungsspiel verfügen muss.
SR-Gruppe Bad Kissingen

Konstantin Schaab: Ich persönlich pfeife lieber mit meinen Assistenten im Gespann. Fußball ist ein Teamsport. Gemeinsam erfolgreich ein Spiel leiten, auch mal durch dick und dünn gehen und zusammen wertvolle Zeit verbringen. Das ist auch ein Grund, wieso mir die Schiedsrichterei so viel Spaß macht.
Erik Prescher:  Beide Konstellationen haben ihr Vorzüge, allerdings würde ich mich für Spiele im Gespann entscheiden, da hier die Teamarbeit im Vordergrund steht und ich mich lieber als Teamplayer als Einzelkämpfer sehe.

Welchen Tipp gibst du einem Nachwuchsschiri mit auf dem Weg?

Anton Muthig: Ich kann jedem Nachwuchsschiri ans Herz legen, in den Gespannen mit rauszufahren. So lernt man unglaublich viel, kann sich von verschiedenen Kollegen Tipps holen und hat sehr viel Spaß. Letzteres ist am wichtigsten. Keiner verlangt zwei oder drei Spiele am Wochenende – immer so viel machen, wie einem guttut. Der Rest kommt von alleine.
Bastian Münch: Wie Anton sagt: Viel im Gespann mitfahren, da man hier am meisten lernt. Wie man auftritt, auf was geachtet werden muss. Tipps und Tricks aus der Praxis lernt man bei erfahrenen Schiedsrichtern am besten. Außerdem ist es wichtig, einen passenden Umgang mit Kritik zu entwickeln. Man muss bewusst unterscheiden zwischen konstruktiver Kritik, zum Beispiel von einem erfahrenen Schiedsrichter-Coach, oder destruktiver Kritik, wie sie zumeist ins Feld gerufen wird. 
Konstantin Schaab: Dran bleiben! Als ich früher als jugendlicher Schiri auf dem Platz stand, gab es dadie ein oder andere Situation, in der ich am liebsten im Erdboden versunken wäre. Aber das prägt einen. Und diese Erfahrungen bringen dich einfach enorm weiter. Du lernst, dich mit dir selbst auseinanderzusetzen, an dir zu arbeiten und für deine Entscheidungen einzustehen.  Wir stehen jedem Nachwuchsschiri zur Seite und unterstützen, wo wir nur können.
Erik Prescher:  Einfach ausprobieren und nicht aufgeben, wenn nicht alles von Anfang an reibungslos läuft. Auch nicht aufgrund von unfairen, unqualifizierten und unüberlegten Kommentaren seitens Spieler, Trainer oder Zuschauer verzagen. 

Welche Unterstützung halten Nachwuchsschiedsrichter zu Beginn ihrer Tätigkeit?

Anton Muthig: Im Lehrteam der SRG Bad Kissingen versuchen wir viel Kontakt zu den Neuen zu suchen. Wir ermutigen sie mit auf Stadionfahrten, Hüttentouren oder zu den Lehrabenden zu gehen und bieten immer unsere Hilfe an. 
Bastian Münch: Nach einem abgeschlossenen Neulingskurs, in dem sie bereits eng von unserem Gruppenlehrwart Anton Muthig sowie unserem Lehrteam an die Hand genommen werden, bekommt jeder Nachwuchs-Ref drei durch einen Paten betreute Spiele. Hier erhalten sie wertvolle Tipps und einen strukturierten Bewertungsbogen, um sich stetig zu verbessern. 
Konstantin Schaab: Wie gesagt: Zu Beginn werden Jungschiris von Paten betreut. Hier sind wir als Schirigruppe ganz flexibel und gehen individuell auf die Bedürfnisse unseres Nachwuchs ein. Das ist meiner Meinung nach ganz wichtig, um unseren Erfahrungsschatz weiterzugeben und gemeinsam zu wachsen. Natürlich darf auch das Gesellige nicht zu kurz kommen, da wir ja auch Menschen sind, die mal gemeinsam bei einer Runde Schafkopf zusammensitzen.
Erik Prescher: In der SRG Bad Kissingen wird nicht nur Unterstützung zu Beginn der Tätigkeit gegeben. Die SRG Bad Kissingen hilft sowohl jungen, als auch erfahrenen SR bei Problemen rund um Spiele und Spielleitungen.

 

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