Wie die Dinge sich doch gleichen: Im vergangenen Jahr hatte Jannik Julius-Bernhart zu Beginn der Saison eine unverschuldete Nullrunde hinlegen müssen. Und auch in diesem Jahr hadert das Rennfahrer-Talent aus Bad Brückenau mit der Technik. Beim Saisonauftakt im sächsischen Mülsen fährt der 18-Jährige gerade einmal neun von 75 möglichen Punkten ein. Das ändert nichts an der Tatsache, dass Jannik sich als einer der besten deutschen Nachwuchsfahrer in der Renn-Kart-Szene etabliert hat und sogar von Werks-Teams umworben wird. Wenn aber die Technik streikt, helfen auch fahrerische Qualitäten nichts.
Genau das ist beim Saisonauftakt in der Nähe von Zwickau der Fall gewesen. Im freien Training hoffnungsvoll im Vorderfeld platziert, funktioniert ab dem Qualifying der hochgezüchtete Motor des Renn-Karts nicht optimal. „Das Reglement verpflichtet uns neuerdings, fossilfreien Kraftstoff zu fahren. Und diese E-Fuels bereiten vielen Teams enorme Probleme. Reihenweise gehen aktuell die Motoren kaputt“, ärgert sich Jannik.
Möglichst viel testen
Wie das renommierte Team Dörr Motorsport mit Sitz in Frankfurt, wo Jannik seit diesem Jahr fährt, laborieren auch andere namhafte Rennställe mit dem neuen Kraftstoff. „Das Schwierige ist dabei wohl, die optimale Vergasereinstellung zu finden. Und genau das scheint äußerst kompliziert“, sagt Jannik Julius-Bernhart . Will heißen: Für das Team kommt es nun darauf an, jede Möglichkeit für Tests und Einstellfahrten zu nutzen.
„Ich wünsche mir so sehr, dass wir bis zum zweiten Rennen in Belgien Ende des Monats wettbewerbsfähiges Material haben.“ Die besonderen Qualitäten des 18-jährigen Bad Brückenauers stehen außer Zweifel. Nach den Rückschlägen zu Beginn des vorigen Jahres startet Jannik eine furiose Aufholjagd. Trotz weiterer Downs – auch durch unfaire Attacken von Mitbewerbern – kämpft Jannik sich bis zum Saisonfinale 2022 in Wackersdorf auf eine aussichtsreiche Position nach vorne. Den grandiosen Schlusspunkt setzt er in der Oberpfalz mit einem Sieg und einem ausgezeichneten 3. Platz. Das bedeutet zugleich Platz drei in der Jahresgesamtwertung.
Statt Cup jetzt Meisterschaft
Das Reglement will es so, dass die fünf Besten der Wertung im Deutschen Schalt-Kart-Cup (DSKC) zwangsweise in die nächsthöhere Klasse aufsteigen. Deshalb fährt Jannik Julius-Bernhart ab diesem Jahr in der Deutschen Schalt-Kart-Meisterschaft (DSKM). In diesem Championat ist das schnellste Fahrerfeld der internationalen Kart-Szene unterwegs. Die kleinen Flitzer werden von 125-ccm-Motoren mit einer Leistung von über 50 PS angetrieben und verfügen über ein Sechs-Gang-Getriebe. So lassen sich bei einer Gesamtmasse von 175 kg Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 180 km/h erreichen.
Vier Möglichkeiten hat Jannik noch bis zum Jahresende, das Feld der starken Konkurrenz vom aktuell 15. Platz aus aufzurollen. Im belgischen Genk erfolgt vom 26. bis 28. Mai die erste Standortbestimmung, gefolgt vom Rennen in Wackersdorf vom 25. bis 27. Juli. Vom 22. bis 24. September gastieren die Rennfahrer in Kerpen, ehe das Saisonfinale vom 27. bis 29. Oktober im italienischen Franciacorta über die Bühne geht.
Auch beim ADAC Kart Masters dabei
Parallel zur DSKM bestreitet Jannik Julius-Bernhart die Rennserie ADAC Kart Masters. Das Championat wird mit gleicher Technik und nahezu gleichem Reglement ausgetragen. Von den fünf Rennen hat das in Wackersdorf soeben stattgefunden – mit ähnlichen Problemen wie zuvor in der Meisterschaft. Am 10./11. Juni steht Ampfing auf dem Programm, gefolgt von Mülsen (15./16. Juli), Kerpen (5./6. August) und nochmals Mülsen (30. September/1. Oktober).
„Insofern wir die aktuellen Probleme schnell in den Griff bekommen, ist noch alles möglich bei diesen beiden internationalen Meisterschaften“, zeigt Jannik Julius-Bernhart ein gesundes Selbstbewusstsein. Ins gleiche Horn bläst Janniks Vater Rüdiger Julius-Bernhart. Viele Jahre selbst erfolgreich im Rennsport aktiv und als Teamchef erfolgreich, coacht er seit Jahren seinen Filius nach besten Kräften. „Jannik hat eine großartige Entwicklung gemacht, kann es heute mit jedem Spitzenfahrer aufnehmen. Was wir jetzt brauchen, ist Material, das es Jannik ermöglicht, seine Fähigkeiten unter Beweis zu setzen“, hofft der Papa auf schnelle Fortschritte.
Den Traum-Job gefunden
Der junge Mann aus Bad Brückenau befindet sich bei der Dörr Group in Frankfurt in der Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker und darf als Azubi täglich an Nobelkarossen der Marke McLaren schrauben. „Das ist mein absoluter Traum-Job“, gesteht der 18-Jährige unumwunden.