Wieder einmal lag der TSV Bad Königshofen in einem Spiel der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) zweimal zurück. Im Gastspiel beim SV Werder Bremen hatten die Grabfelder sogar drei Mal die Schlinge um den Hals und die Niederlage vor Augen: im vierten Satz des vierten Einzels von Bastian Steger, bei 1:2 und drei Gesamtmatchbällen für den SV Werder. Doch Steger holte sich den Satz noch mit 17:15 und rettete den TSV ins Schlussdoppel.
Kenner der Szene wissen, dass man einen Bastian Steger nie abschreiben soll. In manchen Tischtennis-Foren wird er dennoch als Tischtennis-Rentner bezeichnet. In Bremen gab der 41-Jährige jedoch wieder einmal die passende Antwort und ermöglichte dem TSV-Schlussdoppel Kilian Ort/Martin Allegro, das Spiel noch zu einem 3:2-Sieg für die Grabfelder zu drehen. Dabei schien Bremens Trainer Cristian Tamas beim Aufstellungspoker die ursprünglichen Positionen am besten gemischt zu haben. Er verschob den Ex-Einzel-Vizeweltmeister Mattias Falck von eins auf drei, weil der im Hinspiel Filip Zeljko 0:3 unterlegen war und stellte Kirill Gerassimenko an Position eins.
Sang- und klanglos verloren
Filip Zeljko bestätigte im ersten Einzel gegen Gerassimenko die Absichten der Werderaner und ging ziemlich sang- und klanglos unter. Am Ende wurde es richtig peinlich – oder doch eher sportlich – als bei 0:10 Geschenke ausgetauscht wurden: Zeljkos Gegner verschlägt absichtlich eine Angabe weit über den Tisch hinaus. Und Zeljko bedankt sich mit einer Angabe ins Netz – 1:11 im vierten Satz und 1:0 für Bremen.
Was Bastian Steger, höchst motiviert und konzentriert, nicht hinderte, gegen Marcelo Aguirre mal gleich den Unterschied zu machen. Er bewegte sich gut, spielte taktisch und mental am Limit, routiniert und abgezockt, strafte alle Lügen, die mit seinen 41 Lebensjahren kokettieren und gewann deutlich. Sein Sahnehäubchen sollte aber erst noch kommen. Denn im dritten Einzel „spielte ich heute gefühlt nicht ganz schlecht“, befand Kilian Ort hinterher im Interview. Mattias Falck lieferte er einen heroischen Kampf. Trotz satzübergreifender 1:13 Punkte kämpfte sich Ort ins Spiel zurück, gewann den zweiten Durchgang 12:10 und war bei 9:11 im vierten ganz nahe an einem fünften Satz. Dennoch 2:1 für Bremen.
Bastian Steger darf man nie abschreiben
Wenn Bastian Steger nicht schon so viel geleistet hätte in seinen 23 Profijahren, hätte dieser Kampf im Einser-Duell gegen den Kasachen Gerassimenko das Prädikat „Spiel seines Lebens“ verdient. Den ersten Satz 7:11 verloren. Im zweiten 10:7 geführt und 12:14 verloren. Dann muss es beim Gegner Klick gemacht haben – von wegen Steger nie abschreiben. Dritter Satz 11:7 für Steger. Vierter Satz vier Gesamtmatchbälle abgewehrt und den eigenen dritten Satzball zum 17:15 verwandelt. Da erstarrte die Werder-Halle. Bezeichnend für die Gemütslage von Gerassimenko (26), der bei 1:4-Rückstand im fünften Satz und eigenem Timeout am Boden lag und nach Luft pumpte.
Jetzt galt es also für Kilian Ort und Martin Allegro im entscheidenden Schlussdoppel gegen Falck und Cristian Pletea diese Steilvorlage von Steger aufzunehmen. Was ihnen mit Bravour, hervorragender Harmonie in ihrem dritten gemeinsamen Einsatz und großartigem Kampfgeist gelang. Während es die beiden Bremer das erste Mal gemeinsam probierten. Nach drei Stunden und 18 Minuten Spielzeit waren das Doppel deutlich und verdient sowie das ganze Spiel (186:189 Bälle) etwas glücklich gewonnen.