Volleyball
Dank Mühldorf: ein Bonus-Spiel für Hammelburg
Immer noch die Hand am Klassenerhalt haben die Hammelburger Volleys um (von links) Milan Pajkic und Finn Jansen, die zwar das Spiel bei TuS Kriftel (links: Philp Büchi) mit 0:3 verloren, aber Mühldorfer Schützenhilfe bekamen.
Immer noch die Hand am Klassenerhalt haben die Hammelburger Volleys um (von links) Milan Pajkic und Finn Jansen, die zwar das Spiel bei TuS Kriftel (links: Philp Büchi) mit 0:3 verloren, aber Mühldorfer Schützenhilfe bekamen.
Jens Feistel
Steffen Standke von Steffen Standke Saale-Zeitung
Hammelburg – Die Volleys verlieren zwar klar in Kriftel. Doch die Entwicklungen bei Konkurrent Delitzsch lassen sie weiter auf den Klassenerhalt hoffen.

TuS Kriftel – TV/DJK Hammelburg 3:0 (25:23, 27:25, 25:12).

Er war frustriert. Dann glücklich. Um schließlich wieder frustriert zu sein. Volleys-Trainer Philipp Fischer durchlebte am Samstagabend in Kriftel ein Wechselbad der Gefühle. Wie das Team und die Verantwortlichen drumherum. Fest steht: Seine Volleys bekommen noch eine Chance auf den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga. Aber es wird verdammt schwer. Es war 21:23 Uhr, als die Volleys-Spieler als vermeintlicher Absteiger von der Platte in der Sporthalle Weingartenschule schlichen. Moritz Rauber hatte seinen Aufschlag ein paar Zentimeter zu weit gesetzt.

Der TSV Mühldorf lässt sich nicht hängen

Doch zu diesem Zeitpunkt lief das Spiel des TSV Mühldorf in Delitzsch noch – mit überraschendem Verlauf. Denn die abgestiegenen Oberbayern ließen sich nicht hängen. Im Gegenteil. Schon den zweiten Satz hatten sie den Delitzschern abgenommen. Und fast in dem Moment, in dem die Hammelburger sich als Absteiger wähnten, nahmen sie dem Gymnasialen Sportverein Ehrenberg auch noch den vierten ab. Und es kam noch besser: weil die Delitzscher auch im Tie-Break nicht in die Spur fanden, gewannen die Mühldorfer das Spiel 3:2. Was für die Tabelle bedeutet: zwei Punkte plus für den TSV, nur einer für die Westsachsen.

Die gute Nachricht lautet deshalb für Hammelburg: Obwohl Delitzsch nun zwei Punkte vor den Volleys liegt, sind die noch nicht abgestiegen. Jedoch – und das war neben dem verlorenen eigenen Spiel der zweite Frustpunkt für Philipp Fischer – haben sie in Kriftel eine bessere Ausgangsposition verspielt. Denn die TV/DJK muss im finalen Heimspiel am 22. April glatt gewinnen, um eine reelle Chance auf den Verbleib in der 2. Liga zu erhalten. Und Delitzsch sollte keinen einzigen Punkt beim SV Schwaig holen.

Lange gut im Spiel gewesen

Es war ja nicht so, dass es die Hammelburger bei der TuS nicht versucht hätten. Mit Joshua Schneider und Finn Jansen in der Startaufstellung lieferten sie den Kriftlern einen ausgeglichenen Auftaktsatz. Zwar geriet die Annahme insgesamt wackelig, aber der Block zeigte sich gut auf die Angriffe der Gastgeber eingestellt. Kurz vor Satzende führten die Volleys 23:22. Doch dann wandelten Abstimmungsprobleme und ein schlecht gestellter Ball auf Joshua Schneider den Vorteil in einen Satzball für Kriftel: 24:23. Den versenkte das Heimteam auch. Trainer Fischer ärgerte sich. „Der erste Satz war sehr ordentlich. Wir haben die Chance, aus einem Dankeball den Punkt zu machen, machen ihn aber nicht. Dann fangen wir uns ein unglückliches Ass und geben den Satz aus der Hand.“

Die Tabelle der 2. Bundesliga

Im zweiten Satz wurde der Druck des Gewinnenmüssens und die Angst vor dem Abstieg bei den Gästen erstmals klar sichtbar. Zwischenzeitlich stand es 22:16; der Satz schien durch. Doch dann ereignete sich das (Fast-)Wunder der Sporthalle Weingartenschule. Philipp Fischer hatte Lennart Fuchs fürs Zuspiel und Severin Hauke für den Angriff gebracht. Plötzlich leistete sich Kriftel Fehler. Die Hammelburger witterten die kaum für möglich gehaltene Chance, hielten dagegen. Und schafften mit einer Fünf-Punkte-Serie nach Aufschlag Joshua Schneider das 24:24. Danach wehrte Moritz Rauber den ersten Krifteler Satzball ab: 25:25. Doch es blieb beim Fast-Wunder, weil die Gastgeber ihren zweiten Satzball nutzten. „Wir müssen so einen Satz auch mal rumdrehen und mit einem richtig guten Gefühl in den dritten Satz gehen, dann läuft der auch anders“, resümierte Fischer.

Unfreiwillige Häme von den Kommentatoren

Für die Krifteler bedeutete das 2:0 nach Sätzen einen Punkt und damit den sicheren Klassenerhalt. Die Frage war nun: Würden sie nun nachlassen und den Hammelburgern Raum geben, sich zu entfalten? Oder würden sie sich in einen Rausch spielen? Letzteres war der Fall. Beflügelt vom feststehenden Verbleib in der Liga zelebrierten die Hessen die Leichtigkeit des Volleyball-Seins. Und die Hammelburger? Sackten mehr und mehr in sich zusammen. „Wir haben direkt am Anfang den Faden verloren und dann war es ’rum“, so ihr Trainer.

Die hängenden Köpfe und Schultern fielen selbst den Krifteler Kommentatoren des Livestreams auf. Und – demütigender geht es nimmer – sie debattierten, wer von den Gästen zum Vize-MVP taugen könnte. So recht fiel ihnen keiner ein. Fairerweise sei gesagt, das sie Joshua Schneider zu Beginn des Spiels oft lobten.

Dass es am Ende Moritz Rauber wurde und Marius Büchi Most valuable player, dürfte die Volleys-Spieler kaum interessiert haben. Ihr Blick ging wohl eher aufs Handy zum Liveticker des Spiels der Mühldorfer in Delitzsch. Die TSVler erledigten im Tie-Break ihren Job. Nach ihrer 4:1-Führung drehten die Delitzscher zwar auf, schafften ein 12:11. Um diesen Vorteil gleich wieder abzugeben (13:14). Ihren zweiten Matchball verwandelten die Mühldorfer zum 14:16 – und ermöglichten Hammelburg das Bonus-Endspiel daheim gegen die Blue Volleys Gotha. „Wir haben heute wieder eine Riesenchance verpasst, uns in eine gute Ausgangsposition zu bringen. Wir müssen das letzte Spiel gewinnen, idealerweise mit drei Punkten. Dann muss Delitzsch in Schwaig gewinnen“, brachte Philipp Fischer die Lage auf den Punkt.

Ein Spiel der Nerven im Wohnzimmer

Keine Frage: Ein verlustpunktfreier Sieg gegen den Tabellenvierten wird sauschwer. Und in Kriftel machten die verunsicherten Volleys nicht den Eindruck, das nervlich stemmen zu können. „Wir haben es leider nicht in unserer eigenen Hand. Aber es hilft alles nichts: Wir müssen gewinnen. Punkt aus“, so der Trainer. Was Hoffnung macht: Gegen Spitzenteams haben die Hammelburger in ihrem „Wohnzimmer“ diese Saison meist gut ausgesehen. Die 2. Liga – sie ist noch nicht abgeschrieben.

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