Was gut für das Klima ist, kann auch für die Messe nicht schlecht sein: Unter diesem Leitspruch könnte das neue Hybridkraftwerk stehen, das auf den Dächern der Ausstellungshallen entstehen soll. „Uns geht es um Nachhaltigkeit und energetische Unabhängigkeit“, sagte Roland Fleck, Vorstandschef der Nürnberg Messe, kürzlich beim offiziellen Startschuss für das Projekt, das in ganz Bayern neue Maßstäbe setzen soll.
Solarmodule auf 75.000 Quadratmetern
Auf einer Fläche von 75.000 Quadratmetern werden im ersten Schritt Solarmodule verlegt. Anschließend soll ein Batteriespeicher gebaut werden, um Lastspitzen besser abfedern zu können. Abschließend soll eine Anlage für flüssigen Wasserstoff entstehen, um die viele Sonnenenergie aus den warmen Sommermonaten in die dunklen und kalten Wintermonate übertragen zu können. Solaranlage und Wasserstoffspeicher sollen später gemeinsam in der Lage sein, die Messe nahezu energieunabhängig zu machen.
Der Stromverbrauch einer Kleinstadt
Roland Fleck sprach bei der feierlichen Verlegung des ersten Solarmoduls von einer typischen „Win-win-Situation“ für Unternehmen und Umwelt. „Im Endausbau soll das Gesamtprojekt eine Leistung von rund 20 Megawattpeak haben“, freute sich Fleck. Das entspricht in etwa dem Stromverbrauch einer Kleinstadt mit rund 20.000 Einwohnern. Fleck bezeichnete das geplante Hybridkraftwerk als „echten Meilenstein“ für die weitere Entwicklung des Nürnberger Messezentrums. „Wir fungieren damit als Innovationsführer in Sachen Energie im deutschen, europäischen und globalen Messewesen.“
Nürnberg liegt bei der Sonnenenergie vorn
Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) lobte ebenfalls das ehrgeizige Vorhaben über den Messedächern. „Dem Klimawandel begegnen wir am besten durch Entwicklung und Innovation – das ist meine feste Überzeugung“, sagte König bei der Verlegung der ersten Solarmodule. Bei der Sonnenenergie liege Nürnberg unter Deutschlands Großstädten ganz vorne. Allein im Jahr 2021 seien über 500 neue Solaranlagen auf Nürnberger Dächern montiert worden.
Eine neue städtische Photovoltaik-Strategie
Im letzten Herbst habe Nürnberg zusätzlich die neue städtische „Photovoltaik-Strategie“ verabschiedet. „Wir schaffen bis 2035 auf stadteigenen Objekten PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 17.000 Kilowattpeak“, sagte König und kündigte an, dass bis zum Sommer ein „Solarkataster“ für das Großstadtgebiet entstehen soll, dass Hauseigentümern im Handumdrehen mitteilen soll, ob sich die Sonneneinstrahlung für den wirtschaftlichen Betrieb einer Solaranlage auch rechnet.
Die Heiztemperatur wurde bereits abgesenkt
Kurz nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine hatte die Messe bereits angekündigt, konkrete Energiesparmaßnahmen auf den Tisch legen zu wollen, um den Energieverbrauch des Unternehmens mit seinen pausenlosen Großveranstaltungen um 20 Prozent senken zu können. Den meisten Strom verbraucht die Messe durch die Beleuchtung und Klimatisierung der riesigen Ausstellungshallen. Deshalb hat die Messe die Heizung im Winter bereits um wenige Grad nach unten geschraubt. Auch beim Kühlen im Sommer soll Energie gespart werden. Außerdem werden aktuell noch die letzten Messehallen auf LED-Beleuchtung umgestellt.