Sein Lachen hat der „König“ nie verloren. Dieses charakteristische breite Grinsen, mit dem altehrwürdigen Jules-Rimet-Pokal der Weltmeister in beiden Händen, mit alten Freunden, mit der Familie im Arm. Pelé, dieser unglaubliche Spieler, der den Fußball wie kaum ein anderer geprägt hat, lächelte. Und mit ihm die ganze Welt.
„Rei do Futebol“ starb aam Donnerstag mit 82 Jahren
„Der größte Fußballer aller Zeiten“, urteilte einst Franz Beckenbauer, und das stellvertretend für Millionen Menschen. Am Donnerstag ist der „Rei do Futebol“ im Alter von 82 Jahren gestorben.
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Pelé, der mit vollen Namen Edson Arantes do Nascimento hieß, war schon zu Lebzeiten eine Legende. Der Weltverband FIFA hatte ihn – ebenso wie Diego Maradona – zum „Spieler des 20. Jahrhunderts“ gekürt. Es ist ein sehr kleiner Kreis der Besten, der Bedeutendsten dieses Sports, dem neben dem „König“ und Maradona nur noch sehr wenige angehören.
Pelés Ausnahmetalent wurde früh erkannt
„Dieser Junge wird der beste Fußballspieler der Welt“, sagte einst Waldemar de Brito, der als sein Entdecker gilt. Beim FC Santos erhielt der Schuhmacherlehrling 1956 einen Vertrag und debütierte mit 15 in der ersten Mannschaft.
Mit 16 spielte Pelé erstmals in der Nationalmannschaft, deren Rekordtorschütze (77 Tore in 92 Länderspielen) er bis heute ist. Insgesamt soll er 1281 Tore in 1365 Partien erzielt haben – eine bis heute unerreichte Bilanz.
1958 nahm Nationaltrainer Vicente Feola den damals 17-Jährigen mit zur WM nach Schweden. Dort ging Pelés Stern auf. Beim 5:2 im Finale gegen den Gastgeber schoss er zwei Tore.
Pelés Traum beginnt mit Freudentränen bei der WM 1958
Die Bilder des weinenden Pelé, der sich an Gilmars Schulter anlehnte, gingen um die Welt. Mit seiner leichtfüßigen, ungemein ballsicheren und torgefährlichen Spielweise verzauberte er alle. In dem Turnier schrieb er Geschichte: jüngster Spieler, jüngster Torschütze, jüngster Weltmeister!
1962 in Chile verletzte sich Pelé im zweiten Spiel und saß fortan auf der Tribüne.
Seleção: Der Nationalmannschaft blieb er treu bis 1966
Zur nächsten WM in Mexiko schlüpfte Pelé wieder ins kanariengelbe Trikot: Die Seleção fegte im Endspiel Italien mit 4:1 weg. Ein Jahr später beendete Pelé vor 180.000 Zuschauern im Maracanã seine einzigartige Karriere in der Seleção.
Der Mann, der am 23. Oktober 1940 im Ort mit dem schönen Namen Três Corações (drei Herzen) im Bundesstaat Minas Gerais geboren wurde, kickte später noch mit Deutschlands „Kaiser“ Beckenbauer bei Cosmos New York.
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Jahrhundertbild zeigt Pelé und Beckenbauer unter der Dusche
Ein Foto von 1977, wie Pelé und Beckenbauer nackt unter der Dusche stehen, gehört zu den Perlen der Fußball-Dokumentation. „Ein Jahrhundertbild“, sagte selbst der deutsche Weltmeister von 1974 einmal schmunzelnd.
Beckenbauer war ein Freund Pelés, sein Lieblingsfeind hieß lange Diego Maradona, der sich selbst als Fußballgott sah.
Gesundes Selbstbewusstsein: Pelé verweist Maradona in die Schranken
Der Brasilianer ließ keine Zweifel daran, dass er sich selbst für den Spieler des Jahrhunderts hält: „Es ist wie in der Musik. Dort gibt es Beethoven und die anderen. Und im Fußball gibt es eben Pelé und die anderen.“
In einem emotionalen Abschiedsbrief zum Tod von Maradona Ende November 2020 ließ Pelé persönlichere Worte anklingen, er suggerierte eine tiefe Freundschaft der beiden Weltstars.
Sein schönstes Tor? Pelé selbst sagte: Das 4:2 beim Santos-Spiel gegen den Club Atlético Juventus aus São Paulo am 2. August 1959, als er im Strafraum den Ball in der Luft jonglierte, nacheinander über drei Gegenspieler lupfte, dann auch noch über den Torwart, um den Ball schließlich per Kopf einzunetzen.
Lederball im Maracanã-Stadion erinnert heute noch an Pelés 1000. Tor
Auf dem Weg zur Kabine kommt jeder Spieler im Maracanã-Stadion an einem alten Lederball vorbei – jener, mit dem Pelé am 19. November 1969 sein 1000. Tor erzielte. Der Superstar spielte mit dem FC Santos gegen Vasco da Gama aus Rio de Janeiro.
Nach einigen vergebenen Chancen kommt die 78. Minute. Pelé wird gefoult. Pfiff. Elfmeter. Er tritt selbst an, schießt platziert in die rechte Ecke. „O Milésimo“ ist erreicht. Alle Dämme brechen, er greift sich den Ball und küsst ihn.
In den vergangenen Jahren war es ruhiger um Pelé geworden. Bei der Einweihung einer Fußball-Akademie mit seinem Namen im Sommer 2020 in Resende im Inneren des Bundesstaates Rio de Janeiro sprach er auch über seine Gesundheit, nachdem er kurz davor an der Hüfte operiert worden war. „Die Leute sprechen über Fußball, meine Karriere, aber niemand hat nach meinen Kindern gefragt“, sagte er.
Kritik am Lebenswandel tauchte auf, ließ die Legende aber unbeeindruckt
In seiner Heimat war der Fußball-König auch schon mal in die Kritik geraten, wegen Vaterschaftsprozessen und seiner vielen Werbeverträge. Peinlich geriet die Frage, ob er denn bereit sei, das olympische Feuer bei den Spielen in Rio 2016 anzuzünden.
Klare Prioritäten setzte Pelé bei seinen Werbeverträgen
Pelé warb „nie für alkoholische Getränke, Politik, Religion oder Tabak“, sagte er selbst. Aber für ein bekanntes Potenzmittel, auch wenn er stets betonte, selbst nie welche gebraucht zu haben.
Sieben Kinder hat er, davon zwei uneheliche. Zwei gescheiterte Ehen hat er hinter sich. Mit 75 Jahren heiratete er dann Márcia Cibele Aoki.
Dem Jahrhundertfußballer war keine Weltmeisterschaft zuhause vergönnt
In Santos gibt es ein Pelé-Museum. Von 1956 bis 1974 spielte er beim FC Santos und gewann mit dem Club 1962 sowie 1963 den Weltpokal. Unter Staatspräsident Fernando Henrique Cardoso war Pelé von 1995 bis 1998 sogar Brasiliens Sportminister – sein großer Wunsch war es, dass Brasilien einmal zu Hause Weltmeister werde.
Doch dann musste er wie seine Landsleute mit dem 1:7 gegen Deutschland im Halbfinale 2014 eine der bittersten Stunden miterleben.
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