Nach Druck von außen
Boris Johnson tritt als Parteichef zurück
Premierminister Johnson
Der britische Premierminister Boris Johnson erklärt seinen Rücktritt als Vorsitzender der Konservativen Partei.
Stefan Rousseau/PA Wire/dpa
von dpa
London – Boris Johnson tritt als Chef seiner Konservativen Partei zurück. Er wolle aber als Regierungschef weitermachen, bis ein Nachfolger gewählt ist.

Der britische Premierminister Boris Johnson ist als Chef seiner Konservativen Partei zurückgetreten. Er wolle aber als Regierungschef weitermachen, bis ein Nachfolger gewählt ist, sagte Johnson am Donnerstag (7. Juli) in London. Er selbst wurde vor knapp drei Jahren von seiner Partei ins Amt gewählt.

Kurz vor seiner Rücktrittsankündigung ernannte Johnson noch neue Minister. Allerdings fordern zahlreiche Parteifreunde, der 58-Jährige solle sofort auch als Regierungschef abtreten. Die Opposition verlangt eine Neuwahl.

Mehrere Minister zurückgetreten

Johnson geriet in den vergangenen Tagen massiv unter Druck. Mehrere Kabinettsmitglieder und Dutzende parlamentarische Regierungsmitarbeiter traten von ihren Ämtern zurück. Zuletzt forderte ihn sogar der erst am Dienstag ins Amt berufene Finanzminister Nadhim Zahawi zum Rücktritt auf.

Zahawi gilt wie Außenministerin Liz Truss und Handelsministerin Penny Mardaunt als möglicher Nachfolger. In Umfragen führt Verteidigungsminister Ben Wallace. Offiziell hat bisher nur Generalstaatsanwältin Suella Braverman ihre Kandidatur angekündigt.

Oppositionschef begrüßt Johnsons' Schritt

Oppositionschef Keir Starmer von der Labour-Partei begrüßte den Rücktritt Johnsons. Er forderte aber, nun sei ein «frischer Start» nötig. «Wir brauchen eine Labour-Regierung», sagte Starmer. «Wir sind bereit.»

Ausgelöst wurde die jüngste Regierungskrise in Westminster durch eine Affäre um Johnsons Parteikollegen Chris Pincher, dem sexuelle Belästigung vorgeworfen wird. Zuvor war herausgekommen, dass Johnson von älteren, ähnlichen Anschuldigungen gegen Pincher wusste, ihn aber dennoch in ein wichtiges Fraktionsamt hievte. Das hatte sein Sprecher zuvor jedoch mehrmals abgestritten.

Kater Larry aus Downing Street Number 10

Die Ratten verlassen bekanntlich das sinkende Schiff - in London sind es aber wohl eher die Katzen. Seit 2011 lebt dort der berühmte Kater Larry in Downing Street Number 10, der Amtswohnung des britischen Premierministers. Auch an ihm - genauer gesagt am satirischen Twitteraccount «@Number10cat», der in seinem Namen geführt wird - geht die aktuelle Regierungskrise nicht spurlos vorbei.

«Ich kann nicht mehr mit gutem Gewissen mit diesem Premierminister zusammenleben. Entweder er geht, oder ich», twitterte der Account. «@Number10cat» erfreut sich in Großbritannien großer Beliebtheit.

Das Erfolgsrezept: politische Kommentare mit süßen Katzenfotos und tierischen Anspielungen.

Der Beitrag, der bereits am Dienstag veröffentlicht wurde, bekam am Donnerstag neue Aktualität, als es erste Berichte über den erwarteten Rücktritt von Boris Johnson als Premierminister gab. Bis zum Donnerstagmittag sammelte der Post über 230.000 Likes.

Übrigens: Auch Winston Churchill hatte in den 1940er Jahren schon einen sogenannten Chief Mouser - Nelson.

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