Der Promi-Faktor hilft nicht überall: Einige bekannte Persönlichkeiten, die in der Bundesrepublik viel zu sagen haben, erfahren in ihren Wahlkreisen keine große Unterstützung. Welche bekannten Politiker und Politikerinnen haushoch gewonnen haben und wer eine deutliche Niederlage eingestehen muss.
In diesen Wahlkreisen standen gleich mehrere Politik-Promis zur Wahl
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat seinen Wahlkreis Potsdam als Direktkandidat mit deutlichem Vorsprung für sich entschieden. Scholz kam bei der Bundestagswahl am Sonntag auf 34 Prozent, wie der Landeswahlleiter Brandenburg mitteilte. Seine direkte Konkurrentin: Annalena Baerbock, gegen die er auch im Rennen um das Kanzleramt angetreten war. Die Grünen-Kandidatin erhielt 18,8 Prozent der Stimmen.
Duell der Minister: Maas gegen Altmaier
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat das Duell gegen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) um das Direktmandat im Wahlkreis Saarlouis gewonnen. Maas kam nach dem vorläufigen Ergebnis auf 36,7 Prozent der Stimmen.
Altmaier kam nur auf 28 Prozent. Es war das bundesweit einzige Duell zweier Bundesminister um ein Direktmandat für den Bundestag.
Die Sieger unter den Politik-Promis: Sie holten das Direktmandat
Der SPD-Politiker Karl Lauterbach hat erneut ein Direktmandat bei der Bundestagswahl errungen. Der durch die Pandemie bundesweit bekannt gewordene Gesundheitsexperte hatte seinen Wahlkreis Leverkusen - Köln IV mit 45,6 Prozent der Erststimmen zum fünften Mal gewonnen. Lauterbach hatte vor der Wahl Interesse am Posten des Bundesgesundheitsministers geäußert.
Rückkehr in den Bundestag: Der ehemalige Unionsfraktionschef Friedrich Merz hat im Hochsauerlandkreis (Nordrhein-Westfalen) das Direktmandat gewonnen. Nach Auszählung aller Stimmbezirke lag Merz am Sonntag bei der Bundestagswahl mit 40,4 Prozent weit vor dem SPD-Kandidaten Dirk Wiese (32,2 Prozent).
Jens Spahn (CDU) hat sich erneut das Direktmandat im Wahlkreis Steinfurt I/Borken I gesichert. Der amtierende Bundesgesundheitsminister kommt nach Auszählung aller Bezirke bei der Bundestagswahl auf 40 Prozent der Stimmen. Damit liegt er deutlich vor seiner Mitbewerberin von der SPD, Sarah Lahrkamp, die auf 28,3 Prozent der Stimmen kommt.
Der Grünen-Bundesvorsitzende Robert Habeck hat erstmals in Schleswig-Holstein für seine Partei ein Direktmandat gewonnen. Nach Angaben der Kreisverwaltung holte der 52-Jährige am Sonntagabend den Wahlkreis Flensburg-Schleswig mit 28,1 Prozent der Erststimmen.
Scheuer und Bär: Gewonnen und zugleich verloren
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat in seinem Wahlkreis Passau deutlich an Zuspruch verloren, sich aber das Direktmandat gesichert. Bei den Erststimmen kam er dem vorläufigen Endergebnis nach auf 30,7 Prozent. Das sind 16,8 Prozentpunkte weniger als bei der Bundestagswahl 2017, als der niederbayerische CSU-Bezirksvorsitzende auf 47,5 Prozent der Stimmen kam. 2013 holte er noch 59,8 Prozent der Stimmen.
Trotz ihres bislang schwächsten Ergebnisses bei den Erststimmen hat die stellvertretende CSU-Vorsitzende Dorothee Bär ihr Direktmandat im Wahlkreis Bad Kissingen verteidigt. Die Digital-Staatsministerin vereinte am Sonntag 39,1 Prozent der Erststimmen auf sich. Das sind zwölf Prozentpunkte weniger als 2017.
Das sind die prominenten Verlierer
Einige Persönlichkeiten hatten in den Wochen und Monaten vor der Wahl viel von sich hören lassen. Ihre Prominenz auf Bundesebene half aber nicht in der eigenen Heimat: Dort wählten die Bürgerinnen und Bürger andere Kandidaten.
Das heißt aber nicht, dass zum Beispiel Minister und Minsterinnen ihre Ämter verlieren. Über die Platzierung an der Spitze der Landeslisten der Parteien ist ihnen ein Platz im Parlament sicher.
Im Südthüringer Wahlkreis 196, der bundesweit für Aufmerksamkeit sorgte, gelang es dem umstrittenen früheren Bundesverfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen (CDU) nicht, ein Direktmandat zu gewinnen. Maaßen erreichte 22,3 Prozent. Er lag damit deutlich hinter seinem SPD-Konkurrenten, dem aus Südthüringen stammenden Olympiasieger und Ex-Biathlonbundestrainer Frank Ullrich. Er sicherte sich das Direktmandat mit 33,6 Prozent der Stimmen.
Mit Kanzleramtschef Helge Braun, Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer verpassten drei weitere CDU-Polit-Promis die Direktmandate.
Helge Braun bekam in seinem hessischen Wahlkreis Gießen nur 29,6 Prozent der Erststimmen - und damit kein Direktmandat.
Julia Klöckner erreichte im Wahlkreis Kreuznach in Rheinland-Pfalz laut Landeswahlleiter nur 29,1 Prozent - und verlor damit gegen den Konkurrenten von der SPD.
Im Wahlkreis Saarbrücken verlor Kramp-Karrenbauer mit 25,1 Prozent der Stimmen. Kramp-Karrenbauer hatte das Direktmandat im Wahlkreis Saarbrücken für die CDU zurückerobern wollen, nachdem dieses 2017 an die SPD gegangen war.
Und: Auch der CDU-Bundestagabgeordnete Philip Amthor verlor in seinem Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern gegen den SPD-Politiker Erik von Malottki. Amthor landete damit nur auf dem dritten Platz - noch hinter dem AfD-Politiker Enrico Komning (24,3 Prozent).
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat bei der Bundestagswahl erneut ein Direktmandat deutlich verfehlt. Der 42-Jährige kam am Sonntag im Rheinisch-Bergischen Kreis (Nordrhein-Westfalen) nach Auszählung von 308 von 309 Stimmbezirken auf 16,8 Prozent - und landete damit auf dem vierten Platz.
Johannes Kretschmann, der Sohn des Grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, hat im Kampf um das Direktmandat im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen klar verloren. Der 43 Jahre alte Grünen-Politiker landete hinter dem CDU-Kandidaten Thomas Bareiß.
Sonderfälle
In der Heimat von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat der Grünen-Politiker Oliver Krischer (52) das Direktmandat gewonnen.
Der langjährige Bundestagsabgeordnete der Grünen aus Düren erreichte bei der Bundestagswahl am Sonntag im Wahlkreis Aachen I laut vorläufigem Ergebnis 30,2 Prozent der Erststimmen. CDU-Gesundheitspolitiker Rudolf Henke (67) kam auf 25,6 Prozent. Laschet selbst war nicht für ein Direktmandat angetreten.
Direktmandat in Merkels bisherigem Wahlkreis geht an SPD-Politikerin
Nach mehr als 30 Jahren hat die CDU bei einer Bundestagswahl nicht das Direktmandat in Angela Merkels bisherigem Wahlkreis Vorpommern-Rügen - Vorpommern-Greifswald I geholt. Für den Wahlkreis 15 zieht nun die 27-jährige Anna Kassautzki von der SPD mit 24,3 Prozent der Erststimmen in den Bundestag ein. Die Kanzlerin war nicht mehr angetreten.
Markus Söder: Im Wahlkampf präsent, aber nicht angetreten
Der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat zwar kräftig im Wahlkampf für die Bundestagswahl mitgemischt, ist aber gar nicht als Abgeordneter wählbar. Er stand auch nicht auf der Landesliste der CSU.