Wer in den vergangenen Monaten entlang der Reutwiese (nordwestlich von Stangenroth) oder im Flurbereinigungsgebiet Waldfensterer Forst (südlich der Platzer Kuppe) unterwegs war, dem dürften die zahlreichen Holzstangen ins Auge gefallen sein, die dort aus den Wiesen ragen. Bei den etwa 1,5 Meter langen Pfosten handelt es sich um Ansitzwarten für Vögel, wie das Landratsamt Bad Kissingen die Presse informiert. Rund 950 solcher Sitzhilfen haben Ranger des Naturparks Bayerische Rhön sowie Mitarbeiter des dazugehörigen Bauhofs im vergangenen Winter im Naturschutzgebiet Schwarze Berge ausgebracht. Mit der Maßnahme sollen seltene Wiesenbrüter unterstützt werden.
Auf Partnersuche
„Wiesenbrüter sitzen gerne erhöht, weil sie so die Umgebung im Blick haben und damit Feinde frühzeitig sehen können“, erklärt Matthias Franz von der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) am Landratsamt. „Früher haben sie sich auf einzelne Gebüsche oder Pflanzen wie die Sumpfkratzdistel gesetzt, aber solche Strukturen werden bei uns immer seltener.“
Durch die Vielzahl der Ansitzwarten haben die Naturschützer einen Überreiz geschaffen: Die Vögel nehmen die Pfosten deutlicher wahr, setzen sich auf die Spitze und beginnen mit der Partnersuche, indem sie singen. „Die Qualität von Stimme und Gesang entscheidet am Ende darüber, ob es ein Match gibt“, so Franz.
Sollte die Partnersuche erfolgreich sein, brütet das Paar erfahrungsgemäß auch in der Nähe ihres „Kennenlernortes“. Damit könnten einige Wiesenbrüter in den Schwarzen Bergen eine neue Heimat finden.
Mit der Maßnahme wollen die Naturschützer unter anderem Bekassine, Braunkehlchen und Wiesenpieper unterstützen – Vogelarten, die in Bayern vom Aussterben bedroht sind. Ob es gelingt und die Wiesenbrüter das Angebot annehmen, darüber können laut Franz noch keine Aussage getroffen werden. „Das braucht ein bisschen Zeit. Aber die gute Nachricht ist, dass wir bei allen Arten nachweisen konnten, dass sie hier auf dem Durchzug waren. Damit haben zumindest alle das Angebot schon mal wahrgenommen.“ red