Duale Ausbildung
Rund acht Prozent weniger Verträge als 2024
Theorie und Praxis sind bei einer dualen Ausbildung eng miteinander verbunden. Vorteil: Man sammelt schon früh Berufserfahrungen.
Theorie und Praxis sind bei einer dualen Ausbildung eng miteinander verbunden. Vorteil: Man sammelt schon früh Berufserfahrungen. // Symbolfoto: Markus Hibbeler/dpa-tmn
Bad Kissingen

Rund 2600 junge Menschen starteten am 1. September in Mainfranken offiziell mit einer dualen Berufsausbildung. Das sind 8,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Folge: Viele Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt. Die IHK Würzburg-Schweinfurt warnt vor den Folgen des rückläufigen Ausbildungsmarkts und setzt mit Projekten wie den „AusbildungsScouts” ein Zeichen für mehr Berufsorientierung, heißt es in einer Pressemitteilung der IHK.

Für viele junge Menschen ist der 1. September nicht einfach nur ein gewöhnlicher Tag, sondern der Start ins Berufsleben. Während für die Auszubildenden das Berufsleben beginnt, startet für die Ausbildungsbetriebe die Nachwuchsförderung. Dabei bleibt eine Entwicklung nicht unbemerkt: Die Zahl der neuen Ausbildungsverträge ist erneut gesunken und zahlreiche Ausbildungsstellen konnten nicht besetzt werden.

Tendenz in Richtung Studium

Ein Blick ins Detail: Mit insgesamt 2610 neuen Ausbildungsverträgen zum 1. September 2025 hat die IHK rund acht Prozent weniger neue Verträge als im Vorjahr registriert. Die Gründe dafür sind vielseitig: Durch die Umstellung von G8 auf G9 bleiben Schülerinnen und Schüler ein komplettes Schuljahr länger in der Schule – in diesem Jahr gibt es daher kaum Abiturientinnen und Abiturienten. „Somit fehlen in diesem Jahr junge Menschen, die sich nach dem Abitur für eine Ausbildung entscheiden“, erklärt IHK-Bereichsleiter Stefan Göbel.

Hinzu kommt: „Die allgemeine Tendenz junger Menschen geht eher in Richtung Studium statt Ausbildung.“ Bei dieser Entwicklung spielen höhere Flexibilität, gesellschaftliches Ansehen und vermeintlich bessere Verdienstchancen eine große Rolle. Um dem entgegenzuwirken, müsse man laut Göbel die Attraktivität der dualen Berufsausbildung wieder stärker in die Köpfe der Schüler und Eltern bringen – und zwar als klare Alternative zum Studium.

„Diese Entwicklung trifft auf eine Wirtschaft, die dringend beruflich qualifizierte Fachkräfte als Nachwuchs benötigt. Gerade in der aktuellen Situation ist es entscheidend, in die duale Ausbildung zu investieren. Ein Verzicht auf Nachwuchsförderung würde die langfristige Fachkräftebasis schwächen und den bestehenden Engpass weiter verschärfen“, wird Göbel in der Pressemitteilung zitiert.

Besonders deutlich zeige sich der Rückgang neu eingetragener Ausbildungsverhältnisse bei gewerblich-technischen Ausbildungsberufen. Ein zentraler Grund dafür ist die angespannte wirtschaftliche Lage in den Industrieunternehmen. „Auch junge Menschen beschäftigt das, denn sie wollen mit einem hohen Maß an Sicherheit in ihren gewählten Ausbildungsberuf starten. Berufsorientierung wird also immer wichtiger.“

16.000 Schüler erreicht

Hier setzt die IHK mit ihrem Projekt „AusbildungsScouts“ an. Dabei besuchen Auszubildende Schulklassen und berichten von ihren persönlichen Erfahrungen sowie den Vorteilen einer dualen Ausbildung. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler praxisnah für eine berufliche Ausbildung zu begeistern. In Mainfranken ist das vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie geförderte Projekt längst etabliert: Seit dem Start wurden bei über 700 Schulbesuchen bereits mehr als 16.000 Schülerinnen und Schüler erreicht.

Mit Beginn des neuen Schuljahrs 2025/26 nehmen die AusbildungsScouts ihre Besuche in den Klassen wieder auf, um möglichst viele Jugendliche bei der Berufsorientierung zu unterstützen und für die duale Ausbildung zu gewinnen.

Die IHK Würzburg-Schweinfurt fördert die duale Berufsausbildung in Mainfranken intensiv, unter anderem durch Ausbildungsberatung. Im vergangenen Jahr haben die IHK-Beraterinnen und -Berater über 600 Betriebe besucht, wodurch rund 240 neue Ausbildungsplätze geschaffen wurden.

Ausbildungsstart verpasst?

Auch nach dem 1. September gibt es noch Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Viele Betriebe in Mainfranken suchen weiterhin motivierten Nachwuchs. Weitere Informationen zum Thema, auch zu den Ausbildungsprojekten gibt es online unter: wuerzburg.ihk.de/ausbildung.

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