Egloffstein
Singender Frosch aus dem All
Die Band „Spacefrog“ spielt bei einem Auftritt im Erlanger Club „Omega“.
Die Band „Spacefrog“ spielt bei einem Auftritt im Erlanger Club „Omega“. // Spacefrog
Signet des Fränkischen Tags von Redaktion
Egloffstein

Freunde des Progressive-Rock kommen am Samstag in Egloffstein auf ihre Kosten. Im „Heids-Gärtla“, dem mit bunten Lichtern geschmückten Außenbereich des Gasthofes „Zur Post“, haben die Veranstalter mit der Band „Spacefrog“ einen beeindruckenden fränkischen Vertreter des Genres gewinnen können. Beginn ist um 18 Uhr und der Eintritt ist frei. Sollten sich die derzeit besten Wetterprognosen ohne Regen noch ändern, würde das Event im Saal stattfinden.

Das Quartett um die beiden Bandgründer Gerhard Schillinger und Wolfgang Hoffmann, ergänzt um Stefan Gnahn und Carlo Vogel, stellt die heutige Besetzung von „Spacefrog“. Bereits seit 14 Jahren entlockt die Band ihre energiegeladene und abwechslungsreiche Mischung aus Psychedelic-Powerrock mit Stileinflüssen eingängiger Melodien des Blues-Rock aus ihren Instrumenten. Ihre Anhänger erfreuen sich an den ausschließlich selbst komponierten Songs, mit meist sozialkritischen Texten, die man live wahrscheinlich am besten genießen kann und die auch mal 15 Minuten lang sein können.

Die Bandgeschichte ist spannend

Spacefrog entstand 2011, als sich die beiden Gründer Gerhard – Gatze – Schillinger und Wolfgang – Creesh - Hoffmann zufällig auf einer Party trafen und auf Anhieb auf einer Welle lagen.

Hoffmann, gebürtiger Nürnberger, spielte dort schon als Gitarrist von „Twist of Fate“ rockige Musik, die seinen Idolen von Deep Purple, Black Sabbath oder Led Zeppelin nahe kam. Zudem stand er mit der Kultrockband „Geilt Heiner“ auf den Brettern. Seit über zwei Jahrzehnten lebt der inzwischen 66-jährige gelernte Grafiker jetzt in Forchheim und ist in der örtlichen Szene gut vernetzt.

Schillinger, der fast gleiche musikalische Wurzeln pflegt, ist Kunstliebhabern durch sein Atelier Tamahara in Mostviel bei Egloffstein bekannt, das er seit 2001 mit der Künstlerin Heike Guillery, seiner Lebensgefährtin, führt. Nachdem ihm eine Inderin erklärte, dass der Begriff Tamahara aus dem altindischen Sanskrit stammt, gab sich der heute 59-jährige schaffende Freigeist diesen Namen.

Kurz danach kam mit George Comer Chaffin ein Deutsch-Amerikaner und gelernter Gitarrist hinzu. Tamahara kannte ihn bereits aus dem Erlanger Musikkeller Strohhalm, beide liefen sich beim Bierkauf in einer Brauerei über den Weg. Chaffin wechselte zum Bass und übernahm den Gesang. Binnen kürzester Zeit hatte das Trio genügend Material für ein Konzertprogramm erstellt und produzierte daraus bei einem Live-Mitschnitt die CD „First Gig on Earth“.

Als Chaffin, der im Vorjahr 58-jährig verstarb, zeitlich kürzer treten wollte, ersetzte ihn der Erlanger Stefan Gnahn am Bass. In jungen Jahren, inspiriert von Jam-Sessions und der Nähe zur Musik von Def Leppard oder Pink Floyd, stand Gnahn mit der Erlanger Band „Bullig“ auf der Bühne, bevor er aus beruflichen Gründen als Krankenpfleger eine mehrjährige Auszeit nahm. Inzwischen ist Gnahn (Jahrgang 1973) mehr denn je aktiv, sogar als Funktionär im Verein Kulturbühne Strohhalm. Gelegentlich spielt er als Gast der Dechsendorfer Coverband „First Step to Groove“ mit. Bei Spacefrog landete er durch einen Tipp, den Schillinger mal wieder auf einer Party bekam, seitdem zupft er nicht nur den Bass, sondern kümmert sich wesentlich auch um die Technik.

International unterwegs

Die Suche nach einem passenden Sänger gestaltete sich jedoch sehr schwierig, wie sich Tamahara schmunzelnd erinnert: „Fast drei Jahre lang musste ich den Part übernehmen, obwohl ich sonst nur Background sang. Nur um überhaupt proben zu können, aber live wollten wir das niemandem antun. Irgendwie kamen wir uns schon langsam vor wie in der ersten Staffel bei Dieter Bohlen. Endlich entstand während einer meiner Ausstellungen ein Kontakt zu Carlo Vogel, der stimmlich und menschlich auf Anhieb passte.“

Nun wird’s international: Als gebürtiger Züricher zog Vogel der Liebe wegen vor über 30 Jahren nach Franken. Der inzwischen 61-jährige Schweizer lebt in Igensdorf und übernahm neben den Vocals hauptsächlich die Texte für Spacefrog: „Wir wollen keine leeren Songs oder oberflächliche Inhalte in unseren Liedern. Der Titel „I am no Slave“ (Ich bin kein Sklave) beschreibt den Drang nach einem freiheitlichen Leben, den Kampf um Frieden und die Machtlosigkeit durch Zwänge der Obrigkeit.“

Ebenso tiefgründig wird die Belanglosigkeit der Gesellschaft in „Nobody cares“ (Niemand kümmert sich) entlarvt, wenn durch den nicht endenden Flüchtlingsstrom Menschen im Meer ertrinken, es aber scheinbar niemanden kümmert.

Das Bandlogo mit Bedeutung

Tamaharas künstlerischer Ader ist auch die Geburt des Bandlogos von Spacefrog zu verdanken, das die erste erschienene CD „First Gig On Earth“ ziert. Wer sich das Cover genauer ansieht, erkennt in dem vermeintlichen Weltraumfrosch einen Ghettoblaster, der vom Künstler mit Blattmetall belegt und mit Füßen aus Pappmaché als Emblem der Band erschaffen wurde. So bekam der ausrangierte Kassettenrekorder durch den Einfallsreichtum von Tamahara ein zweites Leben als Talisman oder Maskottchen geschenkt und der Kreis schließt sich: Spacefrog mach Prog-Rock!

Naja, allzu weit muss das Frösche-Raumschiff am Samstag ja nicht nach Egloffstein fliegen. Der Stammsitz der Band liegt in Mostviel in Sichtweite der Egloffsteiner Burg.

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