Einen musikalischen Spaziergang durch das „Land der offenen Fernen“ erlebten die knapp 100 Gäste beim „Rhöner Heimatabend“ im Bad Kissinger Rossini-Saal. Zünftige Blasmusik wechselte sich ab mit gesanglichen Einblicken in das Rhöner Leben, gefühlvolle Stubnmusi gepaart mit Rhöner Geschichten sowie flotten Tanzeinlagen in fränkischer Tracht. Neben den musikalisch-tänzerischen Einlagen waren Gabriele Kanz und Heribert Voll die Garanten für einen unterhaltsamen Abend, den sie mit humorvollen Überleitungen würzten.
Marsch, Polka, Rheinländer
Stimmungsvoll war die Bühne ausgeleuchtet und mit insgesamt 20 Musikanten der „Hoibüche Muisig“, des „Owanning-Trios“ und der „Rhönmusikanten Waldberg“ schon gut gefüllt. Dieser musikalische Dreiklang wurde im Laufe des Abends durch fünf Paare der Maßbacher Volkstänzer aufgewertet, wobei es dann etwas eng auf der Bühne wurde, und alle gemeinsam boten einen authentischen, zweistündigen Einblick in das musikalische Kulturgut der Rhön. Am Mikrophon wechselten sich Gabriele Kanz und Heribert Voll ab. Sie begrüßten die Gäste „im Genussland Rhön, wo man die Seele baumeln lassen kann“, und vor allem Martha Moritz. Im Plauderton sorgten sie für interessante Informationen zu den Laienkünstlerinnen und -künstlern, erzählten aus den Dorfgemeinschaften mit dem Mittelpunkt „Wirtshaus“ oder von den langen Wintermonaten und hatten so manchen Tipp mit Rhöner Zungenschlag dabei: „Wem Musik nicht gefällt, dem fehlt etwas auf dieser Welt.“
Marsch, Polka, Schottisch, Rheinländer oder Galopp – so hießen die Stücke, die die „Rhönmusikanten Waldberg“ präsentierten. Es waren Stücke für das Kirchweihfest, für den Tanzboden, die mal zünftig, mal melodisch, mal mit erhöhter Taktfrequenz, aber immer mit Herzblut und Können gespielt wurden und die die Vielfalt der fränkischen Blasmusik zeigten.
Eigentlich stehe man mit knapp 30 Musikantinnen und Musikanten auf der Bühne, so ihr Dirigent Markus Arnold, der die bereits 1823 gegründete Musikvereinigung vorstellte und zum 200-jährigen Stiftungsfest nach Waldberg einlud, das vom 21. bis 23. Juli 2023 gefeiert wird. Drei gestandene Mannsbilder präsentierten sich als „Owanning“ und – so „Sprachforscher“ Heribert Voll – das stehe für „die Furche, die zwei Äcker trennt“. Akkordeon und Gitarre waren die instrumentellen Grundlagen für ihre musikalischen Geschichten, die mit Augenzwinkern den ureigenen, leicht spöttischen Humor der Rhöner ausdrückten. Mit ausgeprägtem Waldberger Dialekt erzählten sie in ihren Liedern vom Reinheitsgebot für die trinkfesten Rhöner, von „harter Arbeit, kargem Lohn“ und langen Wintern beim Stück „Rhön, du Quell“ oder von der Liebe zur Rhöner Heimat bei „Doa gäht miersch guet“. Die Hainbuche als knorriges, wetterfestes und standhaftes Symbol der Rhön war Namensgeber für die „Hoibüche Muisig“ aus Gefäll, denn unter einem solchen Baum fanden vor knapp 25 Jahren die Musikantinnen und Musikanten zusammen.
Nachwuchs ganz groß
Gitarre, Kontrabass, Hackbrett und Klarinette war die instrumentale Ausstattung, die durch zwei Steirische Harmonikas ergänzt wurden. An diesem diatonischen, wechseltönigen Handzuginstrument mit Knopf-Tastatur glänzten Linus Schaub (14 Jahre) und Justin Huppmann (16 Jahre) unter anderem mit dem gefühlvollen Stück „Kleiner Harmonikaspieler“ oder dem „Ohrwurmboarischen“. Linus Schaub, der seit fünf Jahre das besondere Instrument spielt, kam durch seine Oma zur „Hoibüche Muisig“ und auch bei Justin Huppmann, seit neun Jahren mit dem Instrument verbunden, liegt die Liebe zur fränkischen Hausmusik in der Familie – auch wenn sein T-Shirt mit „Rammstein“ eine weitere Musikrichtung aufzeigt. Mit „viel Freude über unseren Nachwuchs“ präsentierten die Musikantinnen und Musikanten heimatverbundene Lieder wie „Unser altes Wirtshaus“, das in der guten, alten Zeit Mittelpunkt des Ortes war, oder das sentimentale Stück „Über uns der blaue Himmel“ oder die Lobeshymne „Für mich fängt e Moh“ auf gestandene Männer ab 90 Kilogramm.
Rund- und Figurentänze
Die Bühne des Rossini-Saals als Tanzboden nutzten die Maßbacher Volkstänzer und zeigten in fränkischer Tracht verschiedene Rund- und Figurentänze. Mal war es ein „Stampfer“ als Bruchtest für die Bühne, mal der Rheinländer „Kaffemühle“ mit schnellen Drehungen, mal ein „Schwarzerdner“ als Menuett, mal die „Sternenpolka“ mit vielen Formationen – und immer begleitet von der sichtbaren Freude am fränkischen Volkstanz. Ergänzt wurde das bunte Reigen auf der Bühne durch eine humorvolle Anekdote zum „Potschamberl“ (Nachttopf), der mit viel Gottvertrauen zwei Nonnen bei einer Autopanne half.
Nach einem herzlichen „Grüß Gott, ihr liebe Leut“ durch Gabriele Kanz zu Beginn des „Rhöner Abends“ verabschiedete Heribert Voll die begeisterten Gäste im Rhöner Dialekt mit „Leit, macht´s guat und Servus“. Dem herzlichen Beifall und der Forderung nach einer Zugabe erfüllte die „Hoibüche Muisig“ mit dem Rausschmeißer „Jetzt hömme e weil g’sunge“.