30 Jahre alt ist das Bayerische Brauereimuseum und hat von seiner Strahlkraft noch nichts eingebüßt. Helga Metzel, Geschäftsführerin der Museen im Kulmbacher Mönchshof ist begeistert von der „Schatzkammer der Bierkultur“: „Bei jedem Rundgang und bei jeder Führung entdecke auch ich selbst immer wieder neue Anknüpfungspunkte mit dem Hier und Heute. Mir fällt dabei auf, wie vorausschauend und ins Detail gehend die damaligen ,Museumsmacher’ Sigrid Daum und Bernhard Sauermann das Museum konzipiert und aufgebaut haben.“
Kostenlose Sonderführungen im Kulmbacher Museum
Besucher können sich beim Museumstag am Pfingstsonntag bei drei kostenfreien Sonderführungen selbst ein Bild davon machen.
Im September 1994 als didaktische Technikschau auf bescheidenen 450 Quadratmetern Präsentationsfläche feierlich eröffnet, um die Jahrtausendwende erweitert auf imposante 3500 Quadratmeter kulturhistorische Ausstellungsfläche, führt das Brauereimuseum seine Gäste gekonnt über sechs eindrucksvolle Abteilungen durch die Jahrtausende alte Biergeschichte. Mehr als eine Million begeisterte Besucher zeugen bis heute von einer gelungenen und lebendigen Präsentation.
Das legendäre Export aus Kulmbach
Das Jubiläum soll den Kulmbacher Mönchshof im Herzen der „Genussregion Oberfranken“ durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm stärker ins kollektive Bewusstsein rücken. Als Auftakt der Feierlichkeiten will Braumeister Sebastian Hacker am Internationalen Museumstag mit einem speziellen Jubiläumsbier punkten, das er pünktlich zum Termin eingebraut hat. Dem Anlass gemäß hat er es an das legendäre dunkle Kulmbacher Export-Bier angelehnt, das vor mehr als 125 Jahren den internationalen Erfolg der großen Kulmbacher Brauereien begründete.
Museumsleiter Sauermann direkter Nachfahre von Georg Sandler
Museumsleiter Bernhard Sauermann hat nicht nur vor 30 Jahren das Brauereimuseum mit aufgebaut, sondern ist auch direkter Nachfahre der einstmals renommierten Kulmbacher Exportbierbrauerei Georg Sandler. Aus akribischen Aufzeichnungen seines Großvaters mütterlicherseits, Otto Sandler, weiß Sauermann, dass es sich bei dem „Culmbacher Bier“ des 19. Jahrhunderts um eine ausgesprochen dunkle, schwere Sorte handelte mit einer deutlich lieblichen, süßen Geschmacksnote, die seinerzeit ausschließlich den Kulmbacher Export-Bieren zu eigen war und damit deren sagenhaften Ruf begründete.
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Stets legte er großen Wert darauf, dass die Museen im Mönchshof bei aller Pflege der Geschichte und der überlieferten Traditionen lebendig und der Gegenwart zugewendet auftreten. „Museen sind Plätze für Bildung und Forschung, deren Besuch Freude machen soll. In unserer Gläsernen Museumsbrauerei forschen wir mit Begeisterung und experimentieren sowohl mit alten Rezepturen als auch mit deren Zutaten. Um die Historie und den gegenwärtigen Alltag in optimaler Weise in Einklang zu bringen, hat unser Braumeister versucht, dieses legendäre Exportbier möglichst passgenau nachzuempfinden“, so Sauermann.
Braumeister Sebastian Hacker ist einen Kompromiss eingegangen
Das Jubiläumsbier wird nach dem offiziellen Anstich ganzjährig in den Verkauf gelangen. Aus diesem Grunde ist Braumeister Hacker einen Kompromiss eingegangen, denn ein schweres und dunkles Bier ist bei den zu erwartenden heißen Sommertemperaturen eher weniger gefragt.
Seine ursprüngliche Idee, mit einer historischen Hefe zu arbeiten, fiel deshalb sofort aus dem Rennen: „Zu heikel und mit zu vielen Risiken verbunden. Auch am Wasser kann man nichts ändern, ähnlich wenig am Malz. Heutige Malze haben mit denen von vor 100 Jahren kaum mehr etwas gemeinsam. Somit ist ein historisches Rezept qualitativ wie quantitativ kaum reproduzierbar. Da blieb am Schluss nur der Hopfen übrig, um unter strenger Berücksichtigung des Reinheitsgebotes in die richtige Richtung zu steuern.“
Da die Kulmbacher Brauereien bis 1945 ausschließlich „echten“ Saazer Hopfen verwendet haben, fiel Hacker die Entscheidung nicht schwer, auch dieses Mal auf einen solchen aus dem tschechischen Anbaugebiet zu setzen, „um die Geschichte ein Stück weit in Szene zu bringen.“
Biersomelier Martin Ständner erster Fan des Festbieres
Das Jubelbier hat bereits vor dem offiziellen Anstich Liebhaber gefunden, so auch Biersommelier Martin Ständner, der ein ganz persönliches Jubiläum im Mönchshof feiert: Er ist ebenfalls seit 30 Jahren im Bayerischen Brauereimuseum „mit von der Partie“.
Er war der erste Mitarbeiter, den Sigrid Daum und Bernhard Sauermann 1994 eingestellt hatten. Er kümmert sich seitdem um den Empfang der Besucher und hält noch heute Bierseminare und Führungen in allen drei Mönchshof-Museen.
Ständner bescheinigt dem Jubelbier, ein nicht alltägliches Festbier zu sein: „Anders als die meisten Festbiere schimmert es nicht goldgelb, sondern mahagonifarben im Glas. Es ist ein charaktervolles, süffiges Festbier, das seinen Namen vollauf verdient.“Sigrid Daum-Sauermann
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