Zur Besinnung von Reinhold König
Ringen um Freiheit und Gerechtigkeit
 // 
LKR Coburg

Vor 500 Jahren, im Jahre 1525, kam es im süddeutschen Raum zum Befreiungskampf der Bauern. Diese Aufstände der bäuerlichen Bevölkerung werden auch als erste Massenbewegung der deutschen Geschichte bezeichnet.

Wie muss man sich nun das Leben der bäuerlichen Familie vor 500 Jahren vorstellen? Was hat die Menschen veranlasst, sich zu wehren? Wenn man eintaucht in diese Zeit, dann muss man sich bewusst machen, welche großen Veränderungen damals stattgefunden haben.

Es war der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit mit der Entdeckung Amerikas. Damit war der Handel verbunden: Das Patriziat, die gehobene Oberschicht, hatte das Stadtregiment in Händen. Die freien Reichsstädte in Süddeutschland blühten als Handelszentren auf. Die Buchdruckkunst wirkte revolutionär. Flugblätter und somit Informationen konnten schnell verteilt werden. Das war ein Brandbeschleuniger für die Reformation. Martin Luther hat mit der deutschen Übersetzung der Bibel und der Predigt in deutscher Sprache vielen Menschen die Kraft des Wortes Gottes wahrnehmen lassen. Dadurch wurde auch die bestehende gesellschaftliche Ordnung infrage gestellt.

Im 16.Jahrhundert herrschte formal noch das Feudalsystem. Die weltlichen und geistlichen Grundherren gaben Land an die Bauern und garantierten dafür Sicherheit. Im Gegenzug versorgten die Bauern die Grundherren mit Nahrungsmitteln und mussten Abgaben sowie Frondienste leisten. In schlechten Erntejahren standen die Bauern mit dem Rücken zur Wand. Die meisten waren Leibeigene und somit ohne Rechte.

Inspiriert von Luthers Aussagen zur „Freiheit eines Christenmenschen“ haben die Bauern aufbegehrt, sich zusammengetan, politische Rechte eingefordert, insbesondere mehr Freiheit. In Versammlungen wurden Forderungen aufgestellt. Sie sind in den 12 Artikeln von Memmingen dokumentiert. Eine wesentliche Forderung war die Abschaffung der Leibeigenschaft, verbunden mit sozialer Verpflichtung der herrschenden Grundherren. Die 12 Artikel gelten heute als eine der ersten Freiheitsforderungen in Deutschland und Europa.

Die damals Herrschenden waren nicht bereit, auf die Forderungen einzugehen, die durch den christlichen Glauben sowie das Streben nach Gerechtigkeit und Freiheit begründet waren. Gewalt und Gegengewalt ließen 2000 Burgen und Klöster brennen, über 100.000 Bauern kamen zu Tode. Die damals bestehende weltliche und geistliche Obrigkeit hatte sich gnadenlos durchgesetzt.

Heute diskutieren wir wieder: Wie frei sind wir? Die Bauern von damals könnten für uns Vorbild sein, wie für Demokratie, Gerechtigkeit, Solidarität, Teilhabe und Freiheit eingestanden werden muss. Auch die Hoffnung und das Vertrauen in das befreiende Wort Gottes sind ein gutes Zeugnis für die heutige Zeit. Deshalb lasst uns in unserem Leben und Arbeiten für Freiheit, soziale Gerechtigkeit, Menschenwürde und so für den gedeihlichen Zusammenhalt in der Gesellschaft sorgen.

Reinhold König ist evangelischer Pfarrer im Ruhestand und stellvertretender Landespfarrer der Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (afa) der ev.-lutherischen Kirche in Bayern.

Inhalt teilen
  • kopiert!