Im Sommer 1982 beherrschte die Nato-Gipfelkonferenz in Bonn das politische Geschehen und die Friedensbewegung organisierte die bislang größte Friedenskundgebung in der deutschen Geschichte. Die Musikwelt schwelgte mit Paul McCartney und Stevie Wonder vom harmonischen Miteinander der Rassen alias „Ebony and Ivory“ oder trällerte mit Nicole den Wunsch nach „Ein bisschen Frieden“ hinaus in die Welt.
Und in Baunach tat sich eine junge Band zusammen, um der Kirchenmusik frischen Wind einzuhauchen. Als Geburtshelfer fungierte der Stadtpfarrer Alfred Pötter, der junge Menschen in die Kirche locken wollte und dabei nicht zuletzt auf die Kraft der Musik setzte.
Die Band nannte sich „Effata“, zu deutsch: „Öffne dich“. Mit diesem Wort hatte laut Markus-Evangelium Christus einen Taubstummen hörend gemacht und ihm eine Stimme gegeben.
„Wir wollen mit unserer Musik Menschen die Ohren öffnen, sie sensibilisieren für Dinge, die auch uns wichtig sind“, sagen die Bandmitglieder noch heute. Tatsächlich sind „Effata“ nie verstummt, und die Auftritte stießen in 40 Jahren auf ungezählte offene Ohren.
Enge Familienbande
Gründungsmitglieder waren Wolfgang, Eveline und Judith Bottler (geborene Kröner), die Geschwister Bernhard, Uschi und Gitta Maisch (beide Frauen sind heute nicht mehr dabei), Philipp Arnold und Elmar Gruß. Schlagzeuger Elmar verließ nach kurzer Zeit die Band. Dann heirateten Alexandra Arnold und Elke Maisch in die Band ein. Schließlich kam der Bruder Judiths, Joachim „Jocki“ Kröner, mit Frau Susanne in die Band.
Ihre Premiere hatten „Effata“ bei der Primiz von Matthias Lotz in Baunach im Februar 1982. Zu den ersten Stücken zählten Procul Harums „A Whiter Shade of Pale“ in Instrumentalversion und Peter Janssens „Vaterunser“. Gesang mit E-Bass, Gitarre, Percussion und Keyboard gehörte fortan zu den Gottesdiensten in Baunach und Umgebung, wobei Pfarrer Pötter den jungen Leuten mit zinslosen Darlehen half, ihr Equipment auszubauen. Eltern stellten Probenräume zur Verfügung, chauffierten die Musiker zu Auftritten und halfen bei den Vorbereitungen für Basare, mit deren Erlösen die Schulden bald abgezahlt waren.
Acht CD-Veröffentlichungen
Anfangs spielten „Effata“ bei Gottesdiensten, dann auch bei Hochzeiten und anderen Anlässen und gaben eigene Konzerte. Im Lauf der Jahre wurden die Ansprüche professioneller. Zu gecoverten Stücken kamen Eigenkompositionen; es entstanden acht CDs und zwei selbst komponierte Kindermusicals („Die Baunacher Stadtmusikanten“ und „Der Wolf und die sieben Geißlein“), bei deren Live-Aufführung Kindergärten und Schulen aus der Region beteiligt waren.
Als Höhepunkte in 40 Jahren nennt Philipp Arnold die „Leuchtfeuer-Messe“ bei den Bamberger Karmeliten 1998 mit selbst vertonten Texten des Frankfurter „Dichterpfarrers“ Lothar Zenetti oder im Jahr 2012 die Uraufführung einer Kindermesse in Lichteneiche vor 500 Besuchern. „Wir haben’s nie für Geld gemacht“, sagt Arnold, der heute in Jesserndorf lebt und die Mittelschule Ebern leitet. Die Erlöse der „Effata“-Konzerte wurden immer gespendet: für kirchliche Zwecke, für Hilfsprojekte in Jugoslawien oder Brasilien oder für die Missionsarbeit der aus Jesserndorf stammenden Ordensschwester Dagmar Walz.
Der Geist, Gutes zu tun, beflügelte das Gruppengefühl und so sind die Bandmitglieder und deren wachsende Familien bis heute eng befreundet. Auch ihren kirchlichen Wurzeln sind sie treu geblieben – und vor allem der Musik. Allen voran Philipp Arnold steht unter anderem mit der „Corso-Band“ oder mit Tochter Eva auf der Bühne, Bernhard Maisch und Wolfgang Bottler sind beim Baunacher Musikverein aktiv.
Waren „Effata“ früher, als noch nicht Familie, Beruf und sonstige Verpflichtungen banden, zwei bis drei Mal im Monat aufgetreten, so kamen zuletzt noch vier bis sechs Auftritte pro Jahr zustande. Dann stellte Corona alles auf „stumm“.
Live im Pfarrgarten
Umso mehr freut sich die Gruppe, ihr 40-Jähriges mit einem Jubiläums-Benefizkonzert feiern zu können: Am Sonntag, 15. Mai, wird es bei freiem Eintritt unter dem Motto „Friedenslieder“ um 16.30 Uhr im Eberner Pfarrgarten (bei Regen in der Pfarrkirche) stattfinden. Dafür haben die Bandmitglieder ihre Lieblingslieder zu einem „Best of“-Programm zusammengestellt. Der Erlös aus Spenden ist für Schwester Dagmar und den afghanischen Frauenverein bestimmt.