Unter dem Motto „Retrospektive“ startet der Kunstverein Kulmbach am Sonntag, 14. September, eine in jeder Hinsicht ungewöhnliche Ausstellung. Zu sehen sein werden rund 100 Werke von fünf Künstlern an zwei Standorten. Das Besondere: Alle fünf Maler und Bildhauer sind in den zurückliegenden Jahren verstorben, alle fünf waren Mitglieder des Kunstvereins.
Cornelia Morsch: Wirken der Mitglieder würdigen
„Wir wollen mit der großangelegten Schau vor allem das Wirken unserer Mitglieder würdigen, die nicht mehr unter uns sind“, sagt die Zweite Vorsitzende, Cornelia Morsch. Zu sehen sei das umfassende Lebenswerk von fünf Mitgliedern, die alle ihre eigene Sprache gefunden hatten. Es sei schon imposant zu sehen, was ein Künstler über die Jahrzehnte so erarbeitet hat. Einige der Werke wurden bereits bei Gemeinschaftsausstellungen gezeigt, andere waren noch nie öffentlich zu sehen. „Aber alle Arbeiten haben es verdient, dass man sich noch einmal mit ihnen auseinandersetzt“, so Cornelia Morsch.
Kunstverein ist auf Hinterbliebene zugegangen
Sie war auf die Hinterbliebenen zugegangen und konnte die Familien dafür gewinnen, die zahlreichen Werke für die Ausstellung zugänglich zu machen. Gezeigt werden die surreal-magischen Bildwelten von Ulrich Köditz, Collagen zur Vergänglichkeit von Wiltrud Kuhfuss, illusionistische Trompe-l’oeil-Malerei (Täuschungsmalerei) von Hans Niklaus, Konrad Ruffs poetisch-humorvolle Keramiken und Günther Wolfrums abstrahierte Landschaften.
Der Maler Ulrich Köditz aus Coburg zeichnete sich durch surrealistische hintergründig-magische Bildwelten aus. Seine eigene Symbolsprache öffnet Türen zu einem biografischen Traumraum, wo Sichtbares mit Unbewusstem kollidiert. Ulrich Köditz hatte sich seit Jahrzehnten mit seiner familiären Vergangenheit auseinandergesetzt, weiß Cornelia Morsch. Der Künstler trete dabei häufig selbst als beobachtender Traumwanderer auf, ausgestattet mit einer rot-weiß gestreiften „Messlatte“ als schützendes Symbol.
Einzige Frau unter den fünf Künstlern ist Wiltrud Kuhfuss aus Nürdingen. Von ihr sind Collagen und Installationen zu sehen, die den Menschen in seiner Verletzlichkeit zeigen, ihre Arbeiten fokussierten den Prozess des Vergehens von der Entstehung zur Auflösung der Materie.
Illusion und Fantasie bei der Schau des Kulmbacher Kunstvereins
Die fantastischen Werke von Hans Niklaus aus Nürnberg im Stil der alten Meister nutzen mit der Trompe l’oeil-Technik illusionistische Effekte. Sein Blick verwischte die Grenze zwischen Gemaltem und Realem und lädt das Publikum ein, die Wahrnehmung zu hinterfragen.
Der Töpfer und Keramiker Konrad Ruff spürte in humorvollen und hintersinnigen Keramiken der Poesie in den Beziehungen der Menschen untereinander und zu den Tieren nach und fand mit Neugier und Fantasie den Zugang zu manchen Aspekten menschlicher Existenz. Von ihm sind rund 20 Plastiken zu sehen.
Fünfter im Bunde ist der in Franken verwurzelte Landschaftsmaler Günther Wolfrum, der 1948 in Naila geboren wurde und 2020 starb. Der „Chronist der fränkischen Landschaft“ interpretierte die Topografie seiner Heimat mit eher abstrahierendem Blick.
Günther Wolfrum als „Chronist der fränkischen Landschaft“
Seine Bildsprache übertrage das Gesehene in beinahe geometrische Strukturen und verwandelte Vertrautes in Neues. Von Günther Wolfrum ist derzeit auch eine Ausstellung im Neuen Rathaus in Bayreuth zu sehen. Die Ausstellung „Retrospektive“ des Kunstvereins Kulmbach wird am Sonntag, 14. September, 11 Uhr, im Historischen Badhaus eröffnet. Für die musikalische Umrahmung sorgen die Cellistin Maria Gossel und der Klarinettist Walter Gossel unter anderem mit Werken von Sebastian Paul Rehnert.
Zwei Standorte: Badhaus und Pop-Up-Galerie
Sämtliche Werke werden dann bis zum 9. November im Historischen Badhaus, Oberhacken 45, und in der Pop-Up-Kunstgalerie, Spitalgasse 1, zu sehen sein. Das Badhaus hat immer Freitag, Samstag und Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet, die Pop-Up-Galerie Samstag und Sonntag von 13 bis 16 Uhr.
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