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Geschichte
Geschlossene Türen öffnen sich - Kurioses zum Denkmaltag
Denkmalgeschützte Aussegnungshalle
Beim diesjährigen Denkmalschutztag ist die Aussegnungshalle im Neusäßer Ortsteil Steppach möglicherweise das letzte Mal geöffnet. Die Stadt Neusäß will die Halle abreißen lassen und ein neues Friedhofsgebäude errichten. (Archivbild) // Ulf Vogler/-/dpa
Schlachthof Bamberg
Am Tag des offenen Denkmals hat auch Bambergs früherer Schlachthof offen. (Archivbild) // Daniel Vogl/dpa
Bundesfinanzhof
Der Bundesfinanzhof ist in einem schlossähnlichen Bau untergebracht. (Archivbild) // Sven Hoppe/dpa
von dpa
Bamberg/Neusäß – Klar, viele Denkmäler sind öffentlich zugänglich. Aber in Bayern gibt es auch denkmalgeschützte Gebäude, deren Türen üblicherweise nicht jedem offen stehen - außer am Denkmaltag.
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Ein ehemaliger Schlachthof, eine Freimaurer-Loge oder eine Aussegnungshalle kurz vor dem Abriss - zum Tag des offenen Denkmals in Bayern an diesem Sonntag (14. September) öffnen sich viele Türen, die üblicherweise verschlossen bleiben - eine Auswahl kurioser oder außergewöhnlicher Denkmäler:

Ehemaliger Schlachthof Bamberg

Bis zum Frühjahr 2024 wurden hier täglich Schweine und Rinder geschlachtet. Dann stellte die Stadt Bamberg den Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen ein. Noch ist unklar, was aus dem Areal nun wird. Der unter Denkmalschutz stehende Schlachthof wurde Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet. Die Stadt schreibt dazu: «Er vereint innovative Nutzung und Konstruktion mit architektonischer Qualität.» Interessierte können sich nun selbst ein Bild vor Ort machen - die Spuren des Schlachtbetriebs sind längst beseitigt. 

Letzte Chance auf Besichtigung

Im schwäbischen Neusäß gibt es möglicherweise beim Denkmaltag das letzte Mal die Chance, eine alte Aussegnungshalle zu besichtigen. Denn die Stadtverwaltung will das rund 100 Jahre alte Friedhofsgebäude im Ortsteil Steppach schon lange abreißen - trotz des Denkmalschutzes. Das Gebäude sei baufällig und nicht barrierefrei, begründete eine Sprecherin der Stadt Neusäß den geplanten Abriss. Gerade ältere Menschen nutzten die Aussegnungshalle und hätten sich schon öfter über den Zustand beschwert, sagte sie. Die Stadt will deswegen einen modernen Neubau errichten.

«Dem Bau kommt allein durch seine Entstehungszeit ein hoher Seltenheitswert zu», heißt es auf der Internetseite denkmalnetzbayern.de des Landesvereins für Heimatpflege über die Bedeutung der Aussegnungshalle. «Darüber hinaus besticht das Bauwerk durch zahlreiche gestalterische und kunsthandwerkliche Details wie etwa die mit einem Gitter verzierte Eingangstür.» Aktuell liegt der Abrissantrag der Stadtverwaltung beim Landratsamt in Augsburg. Eine Entscheidung gibt es bis jetzt nicht.

Den Glockenspielern über die Schulter schauen

Auf Schloss Johannisburg in Aschaffenburg können die Besucher den Stadtglockenspielern Ariane Toffel und Georg Wagner bei der Arbeit zusehen. Am Spieltisch im achten Stock des Glockenturms demonstrieren die beiden, wie sie das Carillon aus 48 Glocken betätigen. Die kleinste wiegt nach Angaben der Stadt 10 Kilogramm, die größte ist 271 Kilogramm schwer. Insgesamt wiege das Turmglockenspiel mehr als zwei Tonnen.

Comics in ehemaliger Synagoge

In der Alten Synagoge Kitzingen gibt es am Tag des offenen Denkmals eine Comic-Ausstellung gegen Antisemitismus, Hass und Rassismus zu sehen. 1883 wurde die repräsentative Synagoge nahe dem Mainufer erbaut und war bis zu ihrer Zerstörung in der Pogromnacht 1938 das geistliche und kulturelle Zentrum der damaligen jüdischen Gemeinde in der unterfränkischen Kreisstadt. Erst Jahrzehnte später wurde das schwerbeschädigte Bauwerk saniert und umgebaut. 1993 eröffnete die Stadt Kitzingen das Kultur- und Bildungszentrum «Alte Synagoge».

Steuern, Zölle, Architektur

Normalerweise geht es hier ums komplizierte deutsche Steuerrecht - am Sonntag aber auch um Architektur: Der Bundesfinanzhof in München öffnet für Besucher. Seit 1950 hat das oberste Gericht für Steuer- und Zollfragen seinen Sitz im sogenannten Fleischer-Schlösschen in München-Bogenhausen. Der klassizistische Herrschaftsbau sei zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Wohn- und Gesellschaftshaus des Malers Ernst Philipp Fleischer errichtet, jedoch nicht fertiggestellt worden, heißt es im Programm zum Denkmaltag.

Die geheimnisvolle Welt der Freimaurer

Ihre Welt ist von Mythen, Legenden, Verschwörungstheorien umgeben, in zahlreichen Büchern und Thrillern geht es um sie - die Freimaurer. Zum Tag des offenen Denkmals kann man nun zu Gast sein im Haus der Freimaurer-Loge «Zur Verbrüderung an der Regnitz» in Bamberg. Das Logenhaus wurde nach städtischen Angaben 1891 errichtet und diente im Ersten Weltkrieg als Lazarett. In zwei Vorträgen wollen Mitglieder der Loge über die Freimaurerei informieren.

Die Freimaurer sehen sich als Bund mit ethischen und humanistischen Zielen; das Geheimnisvolle leitet sich von vielen Riten und Gebräuchen ab, die oft nur die Mitglieder selbst kennen. Bundesweit gibt es aktuell nach Angaben der Vereinigten Großlogen von Deutschland mehr als 15.000 Freimaurer.

Krankenhaus im Jugendstil

Das Bezirksklinikum Mainkofen in Deggendorf hat eine mehr als 100-jährige Geschichte und eine außergewöhnliche Architektur: Von 1909 an wurden in einem Park mehr als 30 Gebäude in ländlichem Jugendstil errichtet. Es entstanden zehn Krankenstationen für 45 Patienten, ein Verwaltungsgebäude, mehrere Wirtschafts- und Wohngebäude und ein in Niederbayern einmaliger Jugendstil-Festsaal, der bis heute Mittelpunkt der Anlage ist. 1911 wurde das Klinikum unter der Bezeichnung «Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen» eröffnet.

Bei einer einstündigen Führung können Interessenten am Sonntag um 10.00 Uhr das Klinikgelände, die Kirche und den Festsaal besichtigen sowie die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde der NS-Zeit in der einstigen Heil- und Pflegeanstalt besuchen. Anmeldung ist erforderlich bis 11. September unter kultur@bezirk-niederbayern.de.

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