Ein Stabwechsel wird am Freitag im Landratsamt vollzogen. Kreisbrandmeister Manfred Brückner vollendet am 12. April sein 65. Lebensjahr und muss daher aus rechtlichen Gründen aus dem aktiven Feuerwehrdienst ausscheiden. Zu seinem Nachfolger wird auf Vorschlag von Kreisbrandrat Stefan Püls durch Landrat Sebastian Straubel der Kommandant der Feuerwehr Lautertal, Jürgen Kalb berufen. Für den Landkreis Coburg geht damit eine Ära zu Ende.
Seit 2003 hatte Manfred Brückner das Amt des Kreisbrandmeisters inne. Er selbst bezeichnet sich als „Quereinsteiger“, den es am 1. Dezember 1989 im zarten Alter von 30 Jahren zur Feuerwehr nach Großwalbur führte. Als ihn der damalige Kreisbrandrat Sandor Aladi fragte, ob er das Amt des Kreisbrandmeisters übernehmen wollte, musste Manfred Brückner nicht lange überlegen. „Ich wollte schon immer mehr machen als den normalen Feuerwehrdienst“, beschrieb Brückner seine Intention, das Ehrenamt zu übernehmen. „Es war auch meine innere Einstellung zum Feuerwehrwesen, verbunden mit dem Wunsch, junge Menschen auszubilden und etwas für die Bevölkerung zu bewegen, die mich veranlasste, mich als Kreisbrandmeister einzubringen“, betonte Manfred Brückner. Seine endgültige Zusage gab er aber erst, nachdem er mit seiner Frau und seinem Arbeitgeber Kaeser Kompressoren über sein Vorhaben gesprochen hatte: „Wenn die Familie nicht mitzieht, kannst du so ein Amt nicht übernehmen.“
Rund 130 Termine im Jahr
Von durchschnittlich 130 Terminen im Jahr spricht Brückner im Rückblick. Nicht unerwähnt ließ er, dass sich sein Arbeitgeber immer sehr großzügig und kulant zeigte, wenn er während der Arbeitszeit die Firma verlassen musste, um für die Allgemeinheit da zu sein. Rückblickend stellte der scheidende Kreisbrandmeister fest, dass es keinen Tag gab, an dem er seine Entscheidung bereute: „Natürlich gab es hin und wieder im Ablauf des Feuerwehrdienstes Reibereien, aber es war nie etwas Böses dabei“, betonte Brückner, musste aber einräumen, dass er eine etwas schwere Zeit überstehen musste, als er sich 2008 um das Amt des Kreisbrandrates bewarb. „Hier war ich starkem Gegenwind ausgesetzt, mit dem ich in dem Maß nicht gerechnet habe“, erinnert sich Brückner. In gleichem Atemzug betonte er, dass sein Gegenkandidat und spätere Kreisbrandrat Manfred Lorenz, damit nichts zu tun hatte. „Wir hatten einen absolut fairen Umgang miteinander“, unterstrich Manfred Brückner.
Wenn Manfred Brückner auf seine Zeit als Feuerwehrmann zurückblickt, sind ihm vor allem die Einsätze in besonderer Erinnerung, bei den Menschen ihr Leben verloren haben. „Dann brauchst du jemanden bei dem du deine Erlebnisse von der Seele reden kannst.“ In seinem Fall war das seine Frau, die sich nicht nur einmal die Nacht um die Ohren schlug, um ihrem Mann eine wichtige Stütze zu sein. „Ärgerlich“ ist für den Kreisbrandmeister, dass bei Einsätzen der Feuerwehren immer von der Schadenshöhe gesprochen, aber nie erwähnt wird, wie viel Schaden die Feuerwehrleute durch ihren Einsatz vermieden haben.
Mehr Zeit für die Modelleisenbahn
Als Kreisbrandmeister ist Manfred Brückner Ansprechpartner für insgesamt 13 Feuerwehren (elf in Meeder und zwei in Lautertal). In seiner Ägide legte er Wert darauf, dass die Wehren miteinander üben, nicht nur damit man sich kennenlernt, sondern im Ernstfall weiß, wer neben einem steht und dass alle den gleichen Wissensstand haben. Das ist Manfred Brückner auf jeden Fall gelungen. Seinem Nachfolger will er als „Berater“ zur Seite stehen. „Ich werde Jürgen Kalb aber nicht sagen, wie er etwas zu machen hat.“ Langweilig wird es Manfred Brückner, der sich seit zweieinhalb Jahren im beruflichen Vorruhestand befindet, nicht werden. „Ich habe jetzt mehr Zeit für meine Modelleisenbahn“, ließ er wissen. Zu beobachten wird er auch sein, wenn er mit seiner „Gold Wing“ gemeinsam mit seiner Frau entspannt durch Region „cruist“.
„Ich war total überrascht“, so beschreibt der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Lautertal, die Situation, als ihn Kreisbrandrat Stefan Püls fragte, ob er die Nachfolge von Manfred Brückner und damit das Amt des Kreisbrandmeisters übernehmen würde. Und die Zusage ging nicht von heute auf morgen. „Ich habe mir ein Jahr Zeit genommen“, hielt Jürgen Kalb fest. Seine Entscheidung pro Kreisbrandmeister hatte nach Darlegung von Jürgen Kalb mehrere Eltern. Zum einen war es die Welle der Sympathie, die ihn seitens der Kreisinspektion getragen hat, zum anderen war es auch die Aufgabe, die ihn reizt. „Menschlich und fachlich passt es in der Inspektion“, betonte der neue Kreisbrandmeister. Seinen Arbeitgeber, die SÜC Coburg, hat er im Vorfeld ebenfalls mit in seine Überlegungen einbezogen: „Von dort wurden mir keine Steine in den Weg gelegt, ganz im Gegenteil.“
Das letzte Wort hatte allerdings seine Lebensgefährtin Andrea Pollach. „Wenn sie nicht zugestimmt hätte, hätte ich das Amt nicht angenommen“, so Jürgen Kalb. Auch war es die Art und Weise, wie Kreisbrandrat Stefan Püls an ihn herangetreten ist, die Jürgen Kalb überzeugte, der Richtige für die Position zu sein. Eines bringt Kalb auf jeden Fall mit: den Idealismus für das Feuerwehrwesen. Zur Feuerwehr kam der 1969 geborene Jürgen Kalb im Jahr 1987 in seinem damaligen Heimatort Ebersdorf, wo er 1998 zum stellvertretenden Kommandanten befördert wurde. Vor zehn Jahr schlug der neue Kreisbrandrat seine Zelte dann in Lautertal auf, blieb aber noch zwei Jahre bei der Feuerwehr Ebersdorf, bevor er 2016 zur aktiven Wehr seines neuen Heimatortes wechselte.
„Der Ebersdorfer Wehr gehöre ich aber immer noch als passives Mitglied an“, hielt Jürgen Kalb fest. Auch in Lautertal wollte er sich mehr als „normal“ einbringen. Im Jahr 2021 wurde er zum stellvertretenden Kommandanten gewählt und rückte ein Jahr später an die Spitze der Wehr, nachdem der damalige Kommandant Siegfried Lorenz aus Altersgründen für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung stand: „Dass ich in die Aufgabe eines Kommandanten hineingewachsen bin, habe ich vor allem dem ehemaligen Kreisbrandrat Sandor Aladi zu verdanken, der mich von Anfang an gefördert hat.“
Ausbildung im Zentrum
Die Ausbildung der Feuerwehren wird auch der neue Kreisbrandmeister in den Fokus seiner Tätigkeit stellen. „Flächen- und Vegetationsbrände, die Elektromobilität und der Ausbau von Freiflächen-Photovoltaikanlagen bilden große Aufgabenfelder für die Feuerwehren, die ohne intensive Ausbildungen nicht bewältigt werden können“, sagt Jürgen Kalb: „Die junge Feuerwehrleute saugen das vermittelte Wissen regelrecht auf.“
Ganz abrupt wird der Abschied als Kommandant bei „seiner“ Wehr nicht kommen. „Bis Februar 2025 stehe ich noch an der Spitze der Lautertaler Wehr, dann erst wird mein Nachfolger gewählt“, erklärte Jürgen Kalb. Dass die Lautertaler Wehr geschlossen hinter ihm steht, zeigt Jürgen Kalb, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat.