Hermann Ulm erinnert sich an den 23. Juli 2007, als er gemeinsam mit Feuerwehrleuten „im Wasser stand“. Dort, wo das Hochwasser vor 16 Jahren besonders bedrohlich anschwoll, traf sich Landrat Ulm (CSU) am Donnerstag mit dem Forchheimer Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) – und überreichte ihm einen lang ersehnten Bescheid. Damit ist nach über zehnjähriger Planung endlich der Weg frei für ein Bauwerk, „das wir hoffentlich nie brauchen“, sagte Ulm.
In Rekordzeit Bescheid gegeben
Mit dem Planfeststellungsbescheid wird ab kommenden Jahr der Bau eines gigantischen Rückhaltebeckens möglich. In den vergangenen Wochen haben Lisa Köse-André (Referat Bauen und Umwelt) und Markus Heilmann (Wasserrecht) im Rekordtempo am Planfeststellungsbescheid gearbeitet. Zwölf Leitzordner umfassen die Unterlagen für die wasserrechtlichen Pläne und Auflagen.
Das Thema brenne den Kersbachern „seit Jahren auf den Nägeln“, sagte Uwe Kirschstein. „Jedes Mal wenn dunkle Wolken aufziehen, werden Erinnerungen an das Hochwasser wach. Alle wollen das Thema endlich reguliert haben.“ Daher betonte der Forchheimer Landrat Hermann Ulm, dass er „selten ein so wichtiges Dokument übergeben“ habe.
Tiefer gelegte Wiese
Was ermöglicht dieses Dokument? Ein 51.000 Kubikmeter großes Becken wird am Ortsrand von Kersbach in Richtung Effeltrich entstehen. „Für stark regenreiche Wetterereignisse“, wie René Franz (Leiter des Stadtbauamtes) anmerkte. Vereinfacht gesagt, sei so ein Rückhaltebecken eine „tiefer gelegte Wiese“, meinte Uwe Kirschstein. Eine Wiese allerdings, die voller Ingenieurbaukunst steckt. Leitungen und Wälle werden entstehen; richtig landwirtschaftlich nutzbar ist die Fläche hinterher nicht mehr. Im Laufe der Jahre hätten sich Planungsdetails für dieses Regenrückhaltebeckens immer wieder verändert, erzählt René Franz.
Weil sich beispielsweise innerhalb weniger Jahre die Kosten für den Abtransport von Erdaushub verdreifacht haben (von 9 auf 27 Euro pro Kubikmeter), wird nun ein großer Teil des ausgebaggerten Materials für den Bau von Wällen verwendet werden. „Das Rückhaltebecken besteht am Ende aus einer halb tiefer gelegten und halb aufgeschütteten Fläche, die von Wällen umgeben ist.“
Bevor die Bürgerinnen und Bürger in Kersbach allerdings vor einem potenziellen Hochwasser geschützt sind, müssen sie den Lärm der Lkws ertragen. Zu Beginn der Bauphase würden „pro Tag mehrere hundert Lkw in Kersbach unterwegs sein“, prophezeit René Franz.
Sechs Millionen Euro werden investiert
Eine Summe zwischen fünf und sechs Millionen Euro wird der Hochwasserschutz in Kersbach kosten. Mit mindestens 60 Prozent Fördergeldern des Umweltministeriums rechnet die Stadt Forchheim. Es werden also schätzungsweise gut zwei Millionen Euro an der Stadt Forchheim hängen bleiben.
Wegen der explodierenden Baukosten in den vergangenen Jahren hatte es sogar Überlegungen gegeben, auf das Schutzbauwerk in Kersbach ganz zu verzichten. Es schien günstiger, mögliche Hochwasserschäden einfach zu ersetzen, statt Millionen-Beträge in den Hochwasserschutz zu stecken. Doch der Druck im Stadtrat war hoch. Letztlich habe man dem „Sicherheitsbedürfnis“ der Bürger in Kersbach Rechnung getragen, betont Kirschstein.