Schon von Weitem hört man das typische Geräusch des Einzylinder-Doppelkolben-Zweitakter-Motors seines Triumph-Motorrades, BGD 250-L, mit dem Manfred Jung die Auffahrt zum Jugendtreff hochkurvt. Die Maschine ist Baujahr 1954, also 68 Jahre alt. Manfred Jung, ein studierter Kunsthistoriker, leitet seit dem Jahr 2018 den Jugendtreff Ebern im Haus des ehemaligen Hausmeisters der Mittelschule. Das Jugendzentrum wird von der Awo betrieben und von der Stadt Ebern finanziell unterstützt.
In Ebern gibt es schon seit 1986 einen Jugendtreff, damals im „Obendrin“ im Ämtergebäude beheimatet und später im ehemaligen und nun abgerissenen Kujath-Haus in der Walk-Strasser-Anlage. Nun wurde er aufgehübscht – mit einer ganz legalen Graffiti-Aktion. Jung erzählt, dass sich dafür zunächst nur zwei Jugendliche angemeldet hätten, gekommen seien dann an den zwei Tagen im Juni mehr als 50, zusammen mit Eltern oder Bekannten. Auch der Kreisjugendring Haßberge sei in den dreitägigen Workshop mit eingebunden gewesen.
Die bayerische Staatsregierung gibt Geld für die Graffitiaktion, aber das Geld ist noch nicht da
„Die Aktion wurde sogar von der bayerischen Staatsregierung mit 1500 Euro unterstützt“, erzählt Manfred Jung. Doch dann runzelt er die Stirn und verkündet etwas Ärgerliches: Er habe siebenmal einen Antrag für die Aktion stellen müssen, nach dem siebten Mal sei dann die Genehmigung gekommen, eine „bürokratische Katastrophe“, sagt Jung. Seine Mails seien bei der Antragsstelle beim Ministerium offenbar im Spamordner verschwunden. Erst nach mehreren Telefonaten habe alles auf den Weg gebracht werden können. „Jetzt warten wir auf das Geld, welches hoffentlich bald zugewiesen wird“, sagt er leicht genervt. Farben seien teuer. So um die 200 Quadratmeter Wände und Treppenaufgänge seien mit Graffiti besprüht worden unter der Anleitung eines Bekannten aus Leipzig, der das recht professionell mache, sagt Jung.
Beim „Tag der offenen Tür“ im Jugendtreff am 26. Juni konnten sich die Besucher von den gelungenen Werken überzeugen. Jung kommt ins Schwärmen. Die Jugendlichen seien bei der Graffiti-Aktion mit einer „Wahnsinnsbegeisterung“ bei der Sache gewesen. Auch habe sich herauskristallisiert, dass manche recht viel Talent für Kunst hätten. Ihm persönlich gefällt die Wand vom Parkplatz zum Aufgang des Jugendtreffs besonders, welche von Wesam gestaltet wurde.
Manfred Jung zeigt stolz die Räume des Jugendtreffs Ebern im ehemaligen Hausmeisterhaus der Mittelschule. Vorhanden sind dort eine Küche und ein gemütlich eingerichteter Aufenthaltsraum. Im Keller sind Räume für verschiedene spielerische Betätigungen und Toiletten. „Ich meine, dass sich unsere jugendlichen Besucher, Kinder und Jugendliche im Alter von 13 bis 20 Jahren, hier wohlfühlen können.“ Täglich seien es zwischen acht und zehn junge Menschen, es gebe auch „Stammpublikum“, und an den Wochenenden seien es schon mal bis 20, der Rekord liege bei 28 Besuchern.
Zur Zeit von Corona fehlte der Jugendtreff Ebern sehr
Zur Zeit von Corona fehlte der Jugendtreff offensichtlich besonders. „Fast täglich haben Eltern angerufen und danach gefragt, wann wieder geöffnet wird“, sagt Jung. Er freut sich über die Unterstützung durch die Stadträte Sven Steffan und Marion Müller sowie durch Philipp Arnold, den Rektor der Mittelschule, Jürgen Hennemann, den Bürgermeister und Schulverbandsvorsitzenden. Die Mitarbeiter des Bauhofes Ebern mit ihrem Leiter Christian Raehse hätten sich um die Reinigung der Wände gekümmert, um sie für die Graffiti-Aktion vorzubereiten. Und nun ist Jung überzeugt: „Durch diese Aktion hat der Jugendtreff, wie ich meine, eine besondere Note erhalten, wirkt lebendiger und freundlicher als vorher.“
Lesen Sie auch: