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Vortrag
Auf den Spuren von Wittershausens Geschichte
Spannendes aus Wittershausens Geschichte berichteten Forscher beim OGV-Sommerfest.
Spannendes aus Wittershausens Geschichte berichteten Forscher beim OGV-Sommerfest. // Udo Sell
Signet des Fränkischen Tags von Udo Sell
Wittershausen – Interessante Einblicke in die Dorfgeschichte gab es beim Sommerfest des Obst- und Gartenbauvereins Wittershausen.

Zur Einstimmung auf das Sommerfest des Obst- und Gartenbauvereins Wittershausen fand im voll besetzten Saal der Alten Schule ein interessanter Vortrag zur Dorfgeschichte des Oberthulbaer Gemeindeteils statt. „Recherchieren ist mein großes Hobby“, erklärte der Referent Dr. Erwin Muth. Neben zahlreichen weiteren Publikationen war er – neben Hans Dünninger – einer der beiden Autoren des 2017 erschienenen Buches „Wittershausen – 700 Jahre und mehr, Anfänge und Gegenwart eines fränkischen Dorfes“.

Der 1935 geborene Naturwissenschaftler, Historiker und Archäologe lebte über 20 Jahre in Wittershausen. Er berichtete, dass er und seine Frau sich sofort in die einmalige Lage des Ortes und seine gesunde „Waldluft“ verliebt hätten.

Für die Aufarbeitung der Wittershäuser Dorfgeschichte, die im Würzburger Lehensbuch zwischen 1303 und 1304 erstmals Erwähnung fand, konnte der Vorsitzende Daniel Bahn auch Roland Heinlein, den Leiter der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Mittleres Saaletal, sowie Herrn Bretzer vom historischen Verein Fulda begrüßen. Dr. Erwin Muth stellte jedoch klar: „Die erste Erwähnung sagt nichts über das tatsächliche Alter der heute 530 Einwohner zählenden Ortschaft aus.“ Bereits in der Frühzeit, vor dem Jahr 750, befanden sich erste Siedlungen nur in Talgebieten, während das übrige Land von Wald bedeckt war. Zwischen 750 und 830 setzte eine Siedlungsbewegung ein, die durch Rodung der Wälder entstand, initiiert von der Oberschicht der alten Siedlungen. Wittershausen sei eine typische Rodungsinsel, so der Referent.

Was hinter dem Dorfnamen steckt

Doch woher wisse man, dass Wittershausen tatsächlich in jener Zeit entstand? Hierzu erläuterte Dr. Muth: „Der Ortsname belegt dies. Die Endung -hausen weist auf die Zeit Karls des Großen (768–814) hin.“ Der Name des Gründers wurde damals der Endung -hausen vorangestellt. So sei aus „Witrichs“ der Name „Wittershausen“ entstanden. Witrich sei als Persönlichkeit bekannt, da er in den Schriften des Klosters Fulda als Zeuge von fünf Schenkungsurkunden zwischen 812 und 820 erwähnt wird.

Besonders interessant sei die Anlage des Dorfes, die noch heute erkennbar ist. „Um einen freien Platz am Hang, dem Anger, oberhalb des Baches, reihten sich fünf bis sechs Höfe“, erklärte Dr. Muth. Um das Jahr 1300 entstand auf diesem Platz die Kirche. Die Höfe verdichteten sich später durch Erbteilungen während des Mittelalters. Mit dem Anstieg der Bevölkerung wurden südöstlich der Sankt-Georg-Straße und östlich des Baches weitere Höfe angelegt. Diese hätten alle die Form sogenannter L-Höfe, auch als Hakenhöfe bezeichnet.

Dr. Erwin Muth fasste zusammen: „Wittershausen ist durch seine klar erkennbare Entstehung und die historische Dorfstruktur wahrlich etwas Besonderes.“ Nach seinem Vortrag folgten lebhafte Diskussionen, die von Hans Dünninger, ebenfalls Mitglied des Archäologischen Arbeitskreises, moderiert wurden.

Von links: Kreisheimatpfleger Roland Heinlein, Moderator Hans Dünninger und der Referent Dr. Erwin Muth.
Von links: Kreisheimatpfleger Roland Heinlein, Moderator Hans Dünninger und der Referent Dr. Erwin Muth. // Bruno Geiger

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