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Aufführung
Ein Testament und eine Diamentensuche
Heftiger Streit zwischen Lena und Moritz Dinkel.
Heftiger Streit zwischen Lena und Moritz Dinkel. // Annette Warmuth
Signet des Fränkischen Tags von Annette Warmuth
Poppenlauer – Die Freilichtbühne Poppenlauer begeistert mit einem heiteren Lustspiel an mehreren Spieltagen.

An zwei aufeinander folgenden Wochenenden an insgesamt fünf Spieltagen entführten in Poppenlauer die Laienschauspieler im Schrimpfschen Schloss die Zuschauer in die 1920er Jahre. Auch Petrus hatte ein Einsehen und sorgte für das passende Wetter an allen Theatertagen.

Die Geschichte „Die Diamanten der Dora Dinkel“ des Verfassers Horst Helfrich könnte auch heute noch genau so stattfinden. In dem heiteren Lustspiel ging es um die Rangeleien nach dem Tod des alten Dinkels zwischen den Erben. Mit viel teilweise auch schwarzem Humor hielten die 47 Akteure den Zuschauern oft auch einen Spiegel vor das eigene Gesicht. So starb der alte Dinkel seiner Schwiegertochter Lena (Inge Hochhaus) nicht schnell genug, und auch seine beiden Söhne Moritz und Isidor (René Jakubowski und Armin Schüller) konnten gar nicht schnell genug in den Besitz der Diamanten ihres Vaters kommen.

Vor den Erben gut versteckt

Diese hatte der alte Dinkel (Dieter Vollhaus) in Jahrzehnten bei der Minenarbeit verdient und vor seinen gierigen Erben in weißer Voraussicht gut versteckt. Einzig der alte Urban (Günter Aidelsburger) – sein Kumpel – war vom Tod des alten Dinkels betroffen und konnte die Habgier gar nicht verstehen. Äußerst witzig war die alte Base des Dinkel Griselda (Gabi Martens). Sie hörte sehr schlecht und hatte deshalb ein Hörrohr erhalten. Dieses verstopften Moritz und Isidor regelmäßig mit einem Strumpf – angeblich damit Griselda keine Ohrenentzündung bekommt. Deshalb kam es immer wieder zu lustigen Verwechslungen.

Vor allem da Griselda als gute Katholikin immer wieder etwas von einem Krippenspiel verstand. Schnell wurden der Advokat Doktor Glaubenicht (Wolfgang Rützel) und dessen Gehilfe Kunibert Fladermann (Fabian Rützel) in die Schänke zum alten Dinkels geholt um das Testament zu eröffnen.

Bestechung nach Art des Hauses

Bestechung mit Wurstplatte nach Art des Hauses – so Eveline (Belinda Müller), die „gebildete“ Bedienung aus Münnerstadt – und dem besten Wein des alten Dinkel inklusive. Doch oh Schreck – welch eine Testamentseröffnung: die Söhne sollten nur das Gasthaus erben und eine bis dahin nicht bekannte uneheliche Tochter mit Namen Dora die Diamanten! Diese hatte der alte Dinkel während einer Liaison während seiner Ehe gezeugt. Von ihr war weder der Aufenthalt noch ihr Aussehen bekannt.

Nur der schlitzohrige Glaubenicht, der den ersten versiegelten Umschlag des Verblichenen unerlaubterweise öffnete, wusste von der Narbe am linken Knie durch einen Hundebiss und dass Dora wohl im angrenzenden Kloster lebte. Diesen Vorteil wollte er mit Hilfe seiner Geliebten Pauline und seines Gehilfen nutzen und beide heimlich ins Kloster einschleusen. Die Schwiegertochter war so erbost über das Testament, dass sie das Porträt des Alten an die Tochter der Nachbarin Grete (Malina Wenzel) verschenkte. Schnell machte die Möglichkeit, als Dora Dinkel an das Vermögen zu kommen, die Runde und so erschienen drei falsche Dora Dinkel im Gasthaus – jeweils mit Freund, da dies eine Bedingung zum Antreten des Erbes war. Aus dem nahen Kloster erschien Schwester Alwine (Elke Thomas) zum regelmäßigen Verkauf der Waren aus dem Klostergarten und erfuhr dabei sowohl von der Suche nach

Dora als auch von dem geplanten Betrug des Notars.

Entsetzt stellte sie anhand ihrer Narbe am Knie fest, dass sie die gesuchte Erbin war. Derweil beteten die Klosterschwestern unter Leitung der Oberin Mutter Mirabella (Natascha Beagle) im Klostergarten – heimlich beobachtet von den Mönchen. Deren Abt Bernhard (Arno Seufert) hatte sein Liebe Not, dass sich die Brüder auf ihren Glauben statt aud die Nonnen konzentrierten. Da sich das Geheimnis des Aufenthaltsortes der Dora nicht geheim halten ließ, erschienen falsche Erbinnen auch im Kloster und versuchten unter anderem den treudoofen Gärtner zu verführen.

Viele Verwirrungen

Nach vielen Verwirrungen nahte der Tag der Testamentsvollstreckung, und nicht nur alle falschen Dora Dinkel waren mit ihren Liebsten anwesend, sondern auch Schwester Alwine – die echte Dora – erschien mit ihrem Freund Thomas in der Schänke. Da außer Doktor Glaubenicht niemand von der Narbe wusste, konnten drei der falschen Doras als Betrügerinnen entlarvt werden. Nur seine Geliebte, welche sich vorsorglich eine Narbe aufgemalt hatte, bestand den Test. Doch da war ja auch noch Schwester Alwine, die von der Täuschung wusste und mit einem feuchten Tuch die Narbe als geschminkt enttarnte. Sie offenbarte ihre echte Narbe und damit sich als rechtmäßige Erbin. Sie und ihr Thomas verzichteten als gutherzige Menschen auf die Diamanten zugunsten der restlichen Verwandtschaft. Nun öffnete Doktor Glaubenicht den zweiten versiegelten Umschlag des alten Dinkel, um das Versteck der Diamanten preiszugeben. Da der alte Dinkel von der Gier seiner Söhne wusste, hatte er sie gut versteckt und zwar im Rahmen seines Porträts… Oh nein, das hatte Lena ja der Nachbarstochter geschenkt! Diese wurde schnell herbeigeholt, doch ihre Mutter hatte das Bild ebenfalls weiter verschenkt und von dort wurde es nochmals weitergegeben und landete schließlich bei der Freundin des alten Dinkels, Florentine (Monika Bartenstein). Sie hatte die Diamanten im Bilderrahmen entdeckt und für Glassteine gehalten und daher als Halskette umarbeiten lassen… Rauch stieg auf und der alte Dinkel erschien als Engel auf der Bühne. Er lobte die Uneigennützigkeit seiner Tochter und rügte seine weiteren Erben und die Erbschleicher für ihr Tun.

Zwei kurzweilige Stunden

So endeten zwei kurzweilige Stunden im Schrimpfschen Schloss mit einer Mahnung an alle zur gegenseitigen Rücksichtnahme, freundlichen Miteinander und dem Abstandnehmen von irdischen Gütern. Hab und Gut sind nicht das wichtigste Lebensziel und führen nicht zum Ziel.

Zum Abschluss betraten alle Schauspieler und Helfer (Souffleusen, Inspizienz, Maske, Kostüme, Bühnenbau, Technik etc.) unter tosendem Applaus die Freilichtbühne und holten den Regisseur Rainer Müller auf die Bühne. Anschließend begaben sich viele der Zuschauer noch auf einen Schlummertrunk in den erneut wunderschön illuminierten Schlossgarten und ließen den Abend fröhlich gemeinsam mit den Akteuren ausklingen. Es ist schön zu wissen, das sich immer noch viele Freiwillige finden, um im Alltag der digitalen Medien auch noch die „alten Medien“ den Menschen nahe zu bringen.

Die Akteure des heiteren Lustspiels.
Die Akteure des heiteren Lustspiels. // Annette Warmuth

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