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Für Klosterkirche Frauenroth
Die Marienstatue kehrt zurück
Pieta Klosterkirche Frauenroth
Die heutige Pfarrkirche von Frauenroth. // Peter Koller
Pieta Klosterkirche Frauenroth
Chorraum mit Strahlenmuttergottes als Waldmalerei aus dem 15. Jahrhundert und Stiftergrabmal. // Peter Koller
Pieta Klosterkirche Frauenroth
Pfarrer Stephan Hartmann, Jessica Jenischta (Musikverein Frauenroth), Svenja Reichert (Feuerwehr Frauenroth) und Klaus Wehner (Rhönklub und Initiator des Projekts) mit der frisch restaurierten Pieta. // Walter Kuhn
Frauenroth – Rechtzeitig vor dem Gründungsjubiläum im Jahr 2031 ist die Pieta in der Klosterkirche von Frauenroth restauriert worden. Warum sie keine frische Farbe erhalten hat.
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Die restaurierte Marienstatue hat ihren angestammten Platz in der ehemaligen Klosterkirche von Frauenroth wieder eingenommen: Auf Initiative des Rhönklub-Zweigvereins Burkardroth und mit finanzieller Unterstützung der örtlichen Vereine, des Musikvereins und der Freiwilligen Feuerwehr, wurde die hölzerne Pieta restauriert.

 Mit Zustimmung von Pfarrer Stephan Hartmann und Erlaubnis der Denkmalschutzbehörde wurde die Pieta von der Restaurierungswerkstatt George Hille aus Oberelsbach bearbeitet. Anstatt sie mit frischer Farbe zu überziehen, wurde der ursprüngliche, ausdrucksstarke Gesamteindruck durch die Ausbesserung von Schäden und durch umfassende Reinigung wieder hergestellt.

In der Blütezeit des Zisterzienserordens im Hochmittelalter waren alle rund  1500 Männer- und Frauenklöster ihrer Schutzpatronin Maria, der Mutter Gottes, geweiht. Auch heute noch befinden sich in der kleinen Dorfkirche von Frauenroth zahlreiche vielfältige Darstellungen der Muttergottes.

Romantische Schleiersage

Laut der bekannten Schleiersage ist der Ort der Klostergründung romantischer Zufall. Der Schleier der Gräfin Beatrix von Bodenlauben (von Courtenay) soll vom Söller der Burg Botenlauben vom Wind bis an einen bis dahin unbekannten Ort unweit von Burkardroth geweht worden sein.

Doch die historische Realität spricht für eine wohlüberlegte Standortwahl.  Als aus dem cluniazensischen Benediktinertum heraus eine Reformbewegung entstand, die zurück zu den Wurzeln der Vorstellungen des Heiligen Benedikt strebte, wurde mit der Gründung der Zisterzienserorden ein Neuanfang gewagt. Ganz konkrete und wesentliche Vorgaben der neuen Observanz bestimmten die Neuausrichtung und sorgten für Prägung und Abgrenzung zu anderen Bewegungen.

Eine dieser grundsätzlichen neuen Festlegungen, die das neue zisterziensische Leben in praktischer, vor allem aber wirtschaftlicher Hinsicht wesentlich prägten und damit auch segensreich auf das Umland wirkten, war die Ortsbestimmung. Klostergründungen durften nur in abgelegenen, unbewohnten Gegenden vorgenommen werden. 

Steht man auf einem der umliegenden Berge von Frauenroth und folgt dem Weg von der Burgruine Bodenlauben, dem Wohnort des Grafenpaares Otto und Beatrix, durch das weite Saaletal, wird die geforderte Abgeschiedenheit des Klosterstandorts deutlich. An einem sanften Talende wurde das Kloster entsprechend den zisterziensischen Bestimmungen gegründet.

Weitere Statuten aus der Entstehungszeit des Ordens bestimmten das spirituelle Leben der Nonnen. So wurde festgelegt, dass „alle unsere Klöster zu Ehren der Königin des Himmels und der Erde“ zu erbauen sind.   Diese Vorgaben dürften dem Stifterpaar Otto und Beatrix bekannt gewesen sein.

Waldgebiet getauscht

Sie tauschten vom Bischof von Würzburg den Standort im Waldgebiet nahe Burkardroth gegen andere Güter und rodeten den Wald für das geplante Kloster, was sich im Namen „Novalis Sanctae Mariae“ widerspiegelt – Rodeland für die Heilige Jungfrau Maria. Maria war auch hier, wie in allen anderen Zisterzienserklöstern, die Schutzpatronin der Nonnengemeinschaft.

Nach den Zerstörungen des 30-jährigen Krieges wurde die Kirchenruine noch im 17. Jahrhundert zur Dorfkirche für das 1691 gegründete Dorf Frauenroth umgebaut.

Auch in den letzten Jahrzehnten fanden umfangreiche Restaurierungsarbeiten an der Kirche statt, bei denen auch zwei Muttergottesdarstellungen als Wandmalereien aus der Zeit des intakten Klosterlebens im Chorraum freigelegt werden konnten.

Eine dieser Darstellungen zeigt die „Strahlenkranzkönigin“ mit dem Jesuskind auf dem Arm, sie bringt Licht in den ausgemalten Chorraum. Mit der Lilie als Zepter in der Hand blickt sie als Himmels- und Erdenkönigin von der Wand freundlich auf das Grabmal des ehedem fränkischen adeligen Grafenehepaares.

Weitere Darstellungen der Mutter Gottes

Neben einem nicht leicht zu erkennenden Muttergottesbildnis in der ausgemalten Chorrundung und auf der Rückwand des barocken Altars sind noch weitere Muttergottesdarstellungen in figuraler Form aus verschiedenen Epochen zu finden. Eine davon steht im Hauptschiff, dem heutigen Kirchenpatron St. Blasius gegenüber, als Schmerzensmutter mit dem toten Jesus auf ihrem Schoß auf einem Sockel. Die Figur stammt aus der Renaissancezeit Ende des 15. Jahrhunderts und war dringend sanierungsbedürftig. Jetzt ist sie restauriert zurück.

Ihre Herkunft und der Zeitpunkt ihres Einzugs in die Kirche sind noch ungeklärt – möglicherweise wurde sie noch während des Klosterlebens als Auftragsarbeit der bis 1574 anwesenden Nonnen geschaffen oder später für die Ausstattung der Dorfkirche erworben. 
Mit diesem Projekt wird bereits ein erster Lichtstrahl auf das im Jahr 2031 bevorstehende 800-jährige Gründungsjubiläum des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters geworfen. Im Wissen um die lange Geschichte des Frauenklosters bleibt die umfänglich restaurierte Kirche für die Einheimischen von Frauenroth ein identitätsstiftendes und –förderndes Wahrzeichen. 

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