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Angemerkt
Im Kirschlorbeer war noch Leben
Angemerkt von Steffen Standke
Angemerkt von Steffen Standke // Saale-Zeitung
Bad Brückenau – Das Angemerkt beschäftigt sich dieses Mal mit den Überlebenskünsten der Natur im heimischen Garten.

Die Natur ist eine Künstlerin. Das gilt auch fürs Überleben. Das zeigt sich bei uns im Garten.

Vor zwei Jahren hatten wir auf einem dem Abriss geweihten Anwesen einen wunderschönen Kirschlorbeer entdeckt. Er muss Jahrzehnte gewachsen sein, war er doch mehr Baum als Strauch.

Tiefes Loch für Wurzeln gebuddelt

Dieser Kirschlorbeer muss weiterleben, beschlossen wir. Nach Klärung aller Formalien brachte uns die Abrissfirma das gute Stück im September 2022 vorbei. Ich erinnere mich gut, wie ich im Schweiße meines Angesichts ein mindestens eineinhalb Meter tiefes und genauso breites Loch schaufelte, damit die Wurzeln Platz finden.

Doch als der Baum dann kam, die Enttäuschung: Die Blätter, die wir als leuchtend grün in Erinnerung hatten, waren zum großen Teil braun. Offensichtlich war das Gewächs am alten Standort ausgebuddelt und ein paar Tage liegen gelassen worden - und das in langanhaltender Trockenheit und Hitze. Wir gruben es trotzdem ein.

Gartenfachmann gibt Lorbeer keine Chance

„Das wird nichts mehr“, sagte ein befreundeter Gartenfachmann. Er sollte recht behalten. Nach und nach wurden noch vor dem Winter alle Blätter braun und fielen ab. Vergangenes Jahr stand nur noch ein Gerippe aus abgestorbenen dicken Ästen da. Umsonst die Buddelei.

Dieses Jahr beschlossen wir, den Torso mit Kletterpflanzen aufzuhübschen. Ein Geißblatt und eine Schwarzäugige Susanne zieren ihn nun etwas.

Durch Zufall drei frische Blätter entdeckt

Die Sensation entdeckte ich aber kürzlich beim Rasenmähen. Ganz unten, wo vor zwei Jahren die letzten Blätter verblichen waren, entwickeln sich drei neue. Sie werde ich hegen und pflegen. Bis der Kirschlorbeer seine Pracht wiedererlangt hat.

 

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