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Natur
Unterwegs zu Perlmuttfalter und Pfeileule
Eine Schmetterlingsexkursion fand in den Hammelburger Weinbergen statt.
Eine Schmetterlingsexkursion fand in den Hammelburger Weinbergen statt. // Elisabeth Assmann
Signet des Fränkischen Tags von Elisabeth Assmann
Hammelburg – Ins Reich der heimischen Schmetterlinge tauchten die Teilnehmer einer Exkursion mit dem Bund Naturschutz in den Hammelburger Weinbergen ein.

An einem heißen Sommermorgen konnten die Teilnehmer einer Schmetterlingsexkursion in den Weinbergen in Hammelburg viel entdecken. Oskar Jungklaus vom Bund Naturschutz erläuterte viele Details der Falter, Raupen und Eier, die am Wegesrand, in den Weinbergen und im Wald entdeckt wurden. Auch wenn 90 Prozent der rund 1250 Schmetterlingsarten des Landkreises nachtaktiv sind, waren viele Raupen und Schmetterlinge auf der Exkursion zu finden. Die Naturbegeisterten, die sich von der Hitze nicht abschrecken ließen, wurden mit vielen Funden und Informationen rund um Schmetterlinge und ihre Lebensräume von Jungklaus belohnt.

So flatterten das Schachbrett, der Kleine Eisvogel, der Tintenfleck-Weißling, der Schwarzkolbige Braun-Dickkopffalter und der Große Perlmuttfalter entlang des Weges. Bei einem genaueren Blick auf die Pflanzen am Wegesrand waren auch Raupen, unter anderem vom Segelfalter und Wolfsmilchschwärmer, zu entdecken.

Jungklaus wies auch auf die Bedeutung der entsprechenden Wirtspflanzen hin, wie etwa die Steinweichsel (Prunus mahaleb), an der die Raupe des Segelfalters lebt und auch gefunden wurde. Als Rosengewächs ist die Steinweichsel auch für viele weitere Insekten als Pollen- und Nektarquelle wichtig. Durch den Klimawandel breitet sie sich bei uns aus.

Neben den Schmetterlingsarten, die ihre Eier einfach ins Gras fallen lassen, gibt es auch Spezialisten, die von einer Wirtspflanze abhängig sind. So ist der Zitronenfalter fast vollkommen vom Faulbaum abhängig: Die Eier werden auf ihm abgelegt und die Raupen fressen fast ausschließlich die Blätter des Faulbaums. Auch die Verpuppung findet auf dieser Pflanze statt. Da Beeren, Blätter und die frische Rinde des Faulbaums giftig sind, findet kein Wildverbiss statt. Auch die rote Heckenkirsche ist giftig, aber eine wichtige Nahrungsquelle für Raupen der Nachtfalter.

Sowohl die Rotflügelige wie auch die Blauflügelige Ödlandschrecke konnten auf der Tour gesichtet werden. Entweder mit dem geschulten Blick der Artenkenner oder wenn die seltenen Tiere bei Annäherung ihre hervorragende Tarnung verlassen. Sie ducken sich regungslos auf den Boden und fliegen erst ab, wenn die sehr kurze Fluchtdistanz unterschritten wird. Um zu fliegen, springen sie mit den Hinterbeinen ab und öffnen die Flügel. Völlig überraschend tritt dann eine intensiv blaue oder rote Färbung der Hinterflügel auf. Die leuchtende Farbe stellt ein Schrecksignal dar und verwirrt Feinde kurzzeitig. Sonnenexponierte, trockenwarme Kahl- und Ödlandflächen mit sehr spärlicher Vegetation, wie sie am Rande der Weinberge im Eschenthal vorkommen, sind der Lebensraum der Ödlandschrecken.

Das Phänomen Hilltopping ist auch oberhalb der Weinberge im Frühjahr zu beobachten. Hier versammeln sich manche Schmetterlingsarten zur Paarungszeit zur Balz. Dabei lassen sich etwa Schwalbenschwanz, Segelfalter und Distelfalter beobachten. Die Lebensweise von Insekten verfolgt unterschiedliche Strategien und wirft auch Fragen auf, die Jungklaus meist beantworten konnte.

Wie kommen die Raupen an ihre spezielle Fraßpflanze (denn nicht alle Eier werden direkt auf der Fraßpflanze abgelegt)? Schmetterlinge, die sich auf einzelne Pflanzen spezialisiert haben, können diese Pflanzen mit ihren Füßen riechen, hieß es.

Etwas kühler erfolgte der Rückweg durch den Mischwald am Ofenthal entlang der Kernzone des Biosphärenreservates Rhön. Hier zeigten abgestorbene Kiefern und lichter Waldbestand, dass die steigenden Temperaturen ihren Tribut verlangen. Auch hier fanden sich etliche Schmetterlinge mit traumhaften Namen und Aussehen wie das ElfenbeinFlechtenbärchen und seltene Pflanzen wie die Mücken-Händelwurz.

Nacht der Insekten am 14. August

Wer noch mehr über Nachtfalter wissen möchte, ist zur Nacht der Insekten und Sterne am 14. August auf die Trimburg eingeladen. Im Anschluss an die Poesie der Nacht der Freunde der Trimburg zeigt Jungklaus gegen 22 Uhr, was in der Nacht fliegt. An Maria Himmelfahrt, am 15. August, übernimmt die BN-Kreisgruppe die Bewirtung der Trimburg und wird auch Infostände zu Arten- und Klimaschutz haben.

Die Ödlandschrecke – gut getarnt und kaum zu finden, wenn sie nicht aufspringt.
Die Ödlandschrecke – gut getarnt und kaum zu finden, wenn sie nicht aufspringt. // Elisabeth Assmann
Elfenbein-Flechtenbärchen (Cybosia mesomella).
Elfenbein-Flechtenbärchen (Cybosia mesomella). // Elisabeth Assmann
Raupe des Segelfalters (Iphiclides podalirius).
Raupe des Segelfalters (Iphiclides podalirius). // Elisabeth Assmann
Regenschirme braucht es fast nur noch gegen die Sonne; Oskar Jungklaus (rechts) erklärt das Leben des Wolfsmilchschwärmers mit dessen Raupe auf der Hand.
Regenschirme braucht es fast nur noch gegen die Sonne; Oskar Jungklaus (rechts) erklärt das Leben des Wolfsmilchschwärmers mit dessen Raupe auf der Hand. // Elisabeth Assmann
Raupe eines Wolfsmilchschwärmers (Hyles euphorbiae).
Raupe eines Wolfsmilchschwärmers (Hyles euphorbiae). // Elisabeth Assmann
Pfeileule (Acronicta psi).
Pfeileule (Acronicta psi). // Elisabeth Assmann
Großer Perlmuttfalter (Speyeria aglaja).
Großer Perlmuttfalter (Speyeria aglaja). // Elisabeth Assmann
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