Abwasser Schlechte Gerüche in Euerdorf? Blick über den Marktplatz Euerdorf. Die Kanaldeckel zeigen den umstrittenen Teil des Kanals für die Durchleitung der Abwässer von Sulzthal, Ramsthal und Wirmsthal. // Hilmar Ruppert von Hilmar Ruppert TEILEN  04.03.2024 Sulzthal – Die Anschlussleitung der Gemeinschaftskläranlage Sulzthal/Ramsthal/Wirmsthal bis zum Anschluss in Euerdorf war Thema einer Infoveranstaltung. Es wurden auch Sorgen und Ängste angesprochen. Es brauche eine Lösung, die von jedem mitgetragen werden könne, erklärte Bürgermeister August Weingart bei der Infoveranstaltung, die in der Mehrzweckhalle Sulzthal stattgefunden hat. Thema war die Anschlussleitung der Gemeinschaftskläranlage Sulzthal/Ramsthal/Wirmsthal bis zum Anschluss in Euerdorf. Kostengünstigste Maßnahme wäre die Nutzung des bestehenden Kanals in Euerdorf, die Leitung könnte dann im Freispiegelverfahren – ohne Pumpen und Hebewerke – realisiert werden.Das Tiefbautechnische Büro Köhl, vertreten durch Geschäftsführer Peter Leimeister und Bauleiter Robert Rapp, sowie Hugo Barthel von Proterra standen den Gremien aus Sulzthal, Euerdorf und Ramsthal Rede und Antwort.Leimeister ging auf ältere Pläne mit getrennten Anlagen und auch auf eine gemeinsame Anlage mit der neuesten Überlegung, das Kanalsystem in Euerdorf als Zuführung mitzubenutzen, ein. Um in der gemeinsamen Sitzung fachlich fundiert informieren zu können hatten die Gemeinden im Vorfeld alle offenen Fragen gesammelt.Bedenken haben die Euerdorfer, es könnte zu Geruchsbelästigung, Austreten von Schmutzwasser oder Hochwasser in Engstellen im Bereich Marktplatz/Schweinfurter Straße kommen. Hat der Kanal einen erhöhten Verschleiß bei höheren Durchflussmengen und wie verhält es sich mit der Beteiligung, wenn es zu einem Neubau oder einer Sanierung des Kanals kommt? Die Haltungen, durch die das Abwasser aus Sulzthal/Ramsthal/Wirmsthal abfließen soll, bestünden hauptsächlich aus Steinzeug, so Leimeister. Dieses Material sei bekannt dafür, dass es neben seiner Beständigkeit gegen aggressive Stoffe auch im Hinblick auf Abrieb sehr gute Materialeigenschaften aufweist. Bei den Abschnitten mit Betonrohren seien teilweise schon Inliner eingezogen worden. Größere Rohre?Eine weitere Frage bezog sich auf die Möglichkeit der Reduzierung des Durchflusses mit Rückhaltung. Mittlerweile seien hier Bescheide erlassen worden, die von einem Abfluss in Höhe von 41,5 Liter/Sekunde (Ramsthal 20,9 L/S, Sulzthal 15,0 und Wirmsthal 5,5) ausgehen. Kann hier bauliche Abhilfe durch größere Rohre oder abgedichtete Kanaldeckel geschaffen werden?, lautete eine weitere Frage der Gemeinde Ramsthal. Bei einer Neuplanung der Kanalisation würde selbstverständlich aufgrund der hydraulischen Auslastung eine größere Kanaldimension gewählt werden, da die Rohrleitungen aber schon vorhanden sind, sei es gemäß den einschlägigen Vorschriften erlaubt, einen Kanal auch unter Einstau zu betreiben. Da kein Überstau in den Kanalhaltungen anfallen werde, sei es kontraproduktiv, verschraubte Kanaldeckel vorzusehen, da dadurch keine natürliche Belüftung des Kanals stattfinde und es dort, wo wieder „normale“ Schachtabdeckungen vorhanden sind, zu einer verstärkten Geruchsbelästigung kommen könne. Wie steht es mit den Kosten?In Sulzthal kam noch die Frage nach der Kostenbeteiligung und den anfallenden Betriebskosten auf. Die Antworten: Über eine monetäre Beteiligung müssen sich die Vertragsparteien einig werden, dies ist keine ingenieurtechnische Aufgabe. Zur Berechnung herangezogen werden könnten hier die Einwohnerzahl, der Trinkwasserverbrauch oder auch die Abwassermenge. Bei einem Ableitungskanal im Freispiegelgefälle falle jährlich die Sichtprüfung der Kanäle und Schächte an. Weiterhin müssen alle zehn Jahre Kanal-TV-Befahrungen vorgenommen werden und es ist sinnvoll, den Kanal ein bis zwei Mal jährlich spülen zu lassen. Wenn man eine Geruchsbelästigung nicht ausschließen könne, müsse Euerdorf dieses Vorhaben ablehnen. „Die Bürger treiben uns aus dem Dorf“, war sich Bürgermeister Peter Bergel sicher.Spontan Applaus Mit einer neuen Kläranlage möchte man natürlich die Geruchsbelästigung verbessern, sagte Hugo Barthel. Und „Man sollte nicht das Haar in der Suppe suchen, sondern gemeinsame Lösungen“. Dafür erhielt er spontanen Applaus. „Ihr habt gemerkt, von Sulzthal und Ramsthal kam heute nicht so viel“, so Ramsthals Bürgermeister Rainer Morper. Das liege daran, dass sich die beiden Oberlieger-Gemeinden in der Bittsteller-Situation befänden. Für Elmar Hofmann galt es zwei Fragen zu klären. Eine oder zwei Kläranlagen? Und Freispiegel oder Dauerdruckleitung? „Meine Zielrichtung ist die gemeinsame Kläranlage. Wir brauchen nicht über Kostenschlüssel zu diskutieren, wenn wir nicht zusammenfinden“, so Bürgermeister August Weingart abschließend. Den Gremien sollen nun erneut Beschlüsse für die nächsten Sitzungen vorgelegt werden.