Solarenergie Was Sie zum Thema Balkonkraftwerke wissen müssen Solarmodule für ein sogenanntes Balkonkraftwerk hängen an einem Balkon. // Stefan Sauer/dpa von Laura Schmidt TEILEN  02.01.2024 Bamberg – Kleine Solaranlagen für Balkon oder Terrasse versprechen , dass auch Wohnungsbewohner ihren eigenen Strom erzeugen können. Doch wann lohnen sie sich? Selbst mittels Sonnenenergie Strom erzeugen, unabhängiger von weltpolitischen Schwankungen werden und einen Teil zur Energiewende beitragen: Balkonkraftwerke werden für viele Menschen immer interessanter. Wir haben Antworten auf die wichtigsten Fragen. Was genau sind Balkonkraftwerke? Gemeint sind kleine einsteckbare Solarmodule (Steckersolargeräte) mit einer Leistung von bis zu 600 Watt, die auf einem Balkon, einer Terrasse, einer Garage oder einer Fassade angebracht werden und dort mittels Sonnenenergie Strom produzieren. Damit sind sie auch für Wohnungs- und nicht nur für Hausbewohner interessant. Der erzeugte Strom wird direkt in das Wohnungsnetz eingespeist und ist sofort nutzbar. Für wen lohnt sich ein Balkonkraftwerk? Grundsätzlich lohnt sich ein Balkonkraftwerk für jeden, der ein sonniges Plätzchen am Balkon oder auf dem Garagendach hat, erklärt Jörg Sutter. Er ist Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS). Der Begriff "Balkonkraftwerk" täusche dabei etwas: "Man kann ein bis zwei Solarmodule an ganz vielen Stellen anbringen: An der Wand, über einem Fenster oder auch auf einer Fertiggarage." Welche Grundvoraussetzungen muss eine Wohnung erfüllen? Die erste Voraussetzung ist noch relativ leicht zu erfüllen: Man braucht eine Steckdose, damit das Steckersolargerät den erzeugten Strom direkt in den Haushaltsstromkreis einspeisen kann. Ideal sei dabei eine Außensteckdose am Balkon oder der Garage, sagt Sütter. Etwas komplizierter wird es beim Stromzähler. Die meisten alten Zähler laufen nämlich rückwärts, wenn Strom eingespeist wird. Das dürfen sie aber nicht. Interessierte brauchen also einen Zähler mit Rücklaufsperre oder einen Zweirichtungszähler. Die Balkonkraftwerke funktionieren genauso wie die großen Anlagen auf dem Dach. Sie sind aber kleiner und lassen sich einfach an der Brüstung installlieren. // Bernd Diekjobst/dpa-tmn Welcher Standort ist geeignet? Generell gilt: Um möglichst viel Energie erzeugen zu können, sollten die Anlagen gen Süden ausgerichtet werden. Auch sollte man darauf achten, dass das Modul möglichst nie im Schatten steht. Sinnvoll ist es zudem, die Anlage in einem Winkel von 30 bis 35 Grad anzubringen, damit möglichst viel Sonne auf das Solarmodul fallen kann. Doch Vorsicht: Wie ein Selbstversuch des IT-Portals Golem.de zeigt, kann die Anlage so eventuell Schatten auf darunterliegende Balkone oder Terrassen werfen. Sprechen Sie sich also mit Ihren Nachbarn ab. Was kostet eine Anlage? Die Solarmodule sind ab 300 Euro zu haben. Allerdings erfüllen die extrem günstigen Modelle nicht die Sicherheitsstandards der DGS. Sollen die Balkonkraftwerke diese Standards erfüllen, liegen sie zwischen 400 und 1200 Euro – nach oben ist diese Grenze offen. Woran erkennt man als Laie ein gutes Gerät? "Wichtig ist, dass man als Privatperson nicht anfängt, verschiedene Komponenten zusammenzukaufen", rät Jörg Sutter. Gut bedient sei man meist bei Online-Shops, die sich auf Solarenergie spezialisiert haben und Erfahrung mitbringen. Sie bieten fertige Sets mit Modulen, Wechselrichter und Kabeln an, die dann nur noch zusammengesteckt und montiert werden müssen. Wie hoch ist das Einsparungspotenzial? Unter guten Bedingungen, also auf einem verschattungsfreien Südbalkon, liefert eine 300-Watt-Anlage laut DGS zirka 300 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Je nach Strompreis spart man sich jährlich so bis zu 90 Euro, eine Anlage kann sich also abhängig von den Anschaffungskosten nach einigen Jahren lohnen. Ob und wann sich ein Balkonkraftwerk lohnt, kann man sich im Stecker-Solar-Simulator der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin ausrechnen lassen. Muss ich meine Anlage anmelden? Das Balkonkraftwerk muss beim Netzbetreiber angemeldet werden. Dafür bieten die meisten vereinfachte Formulare oder sogar komfortable Online-Anmeldung an. Mieter müssen Anlagen, die an der Hausfassade angebracht werden, zudem beim Vermieter anmelden. Welche Fördermöglichkeiten gibt es? In manchen Kommunen können Interessierte Fördermöglichkeiten in Anspruch nehmen. (Stadt) Coburg: 250 Euro, wenn die DGS-Sicherheitsstandards erfüllt sind; Förderantrag kann erst nach Installation eingereicht werden Erlangen: 50 Euro Förderung pro 100-Watt-Peak. Gefördert werden nur 600-Watt-Kraftwerke, entsprechend beträgt die Fördersumme maximal 300 Euro. Forchheim: Die Stadtwerke Forchheim bieten sogar ein Rund-um-Sorglos-Paket an: Sie kümmern sich um Prüfung, Montage und Anmeldung der PV-Anlage. Fürth: Förderung in Höhe von 100 Euro Spardorf: Förderung in Höhe von 50 Euro pro 100-Watt-Peak, maximal 200 Euro Was passiert mit zu viel produziertem Strom? Überschüssiger Strom wird ins öffentliche Netz gespeist. Wer darf ein Balkonkraftwerk installieren? Generell darf jeder sein Balkonkraftwerk selbst aufbauen, wenn es eine maximale Leistung von 600 Watt hat. Die Anlagen sind so konzipiert, dass auch Laien sie installieren können. Das deckt sich auch mit Sutters Erfahrungen: "Wer sich den Aufbau nicht zutraut, sollte natürlich auf einen Fachbetrieb zugehen, denn eine stabile Montage ist unbedingt notwendig. In der Praxis werden Handwerker dafür aber eher selten angesprochen." Wie sicher sind die Anlagen? Die Verbraucherzentrale schätzt die Balkonkraftwerke als "sehr sicher" ein. Bei 190.000 Ende 2021 installierten Geräten sei bislang kein einziger Fall von Sachschäden oder verletzten Personen bekannt geworden. Das liege daran, dass die verwendete Technik ausgereift ist. Welche Nachteile gibt es? Kritiker bemängeln die schwierige Standortsuche. Hat der Balkon nicht gerade eine Südausrichtung, ist schon viel Potenzial verloren. Zudem dauert es einige Jahre, bis sich die Anschaffung amortisiert hat. Außerdem können sich Nachbarn von der Anlage gestört fühlen. In Konstanz etwa kämpft ein Mann seit zwei Jahren für sein Balkonkraftwerk. Zwar holte er sich die erforderlichen Genehmigungen aus, doch die Mehrheit der Eigentümerschaft sprach sich aus Gründen der Optik nachträglich dagegen aus. Mittlerweile wird der Fall vor Gericht verhandelt. Weitere Informationen finden Sie hier: www.pvlotse.de www.pvplug.de Lesen Sie auch: Energiewende Wie Coburg Mini-Photovoltaikanlagen fördert Balkonkraftwerke boomen: Coburg will heuer Insgesamt 500.000 Euro an Zuschüssen ausgeben. Antragsteller der Klein-PV-Anlagen müssen aber einiges beachten. "Energiesparkommissar" kommt Youtube-Star: So sparen Sie bares Geld in Haus und Wohnung Jeder kann durch Energieeffizienz seine Kosten reduzieren. Der Youtuber und „Energiesparkommissar“ Carsten Herbert kennt eine Wunderwaffe.