Nach Rücktritt
Söder steht ohne „General“ da
CSU-Chef Markus Söder sucht einen Nachfolger für Stephan Mayer. Das mögliche  Personaltableau übersichtlich und die Zeit drängt: Der Wahlkampf steht vor der Tür.
CSU-Chef Markus Söder sucht einen Nachfolger für Stephan Mayer. Das mögliche Personaltableau ist übersichtlich und die Zeit drängt: Der Wahlkampf steht vor der Tür.
Peter Kneffel/dpa
Henry Stern von Henry Stern Fränkischer Tag
München – Der CSU-Chef bedauert den Rücktritt Mayers, findet ihn aber angebracht. Partei-Vize Doro Bär ist als Nachfolgerin im Gespräch.

CSU-Chef Markus Söder hat sich angesichts der Umstände des Rücktritts seines erst Ende Februar berufenen CSU-Generalsekretärs Stephan Mayer „persönlich betroffen“ gezeigt: „Das ist eine menschliche Tragödie und alles schade“, sagte Söder am Mittwoch vor Journalisten in München.

Mayer gehe es gesundheitlich „tatsächlich nicht gut“. Er wünsche ihm deshalb alles Gute. Mayer hatte am Dienstagabend seinen Rücktritt als CSU-Generalsekretär erklärt und als Grund „gesundheitliche Gründe“ genannt.

Journalist wurde massiv bedroht

Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung berichtet, Mayer habe im Zusammenhang mit der Berichterstattung über sein Privatleben einem Journalisten der Zeitschrift „Bunte“ unter anderem mit „Vernichtung“ gedroht. Gegenstand des Streits war ein Bericht der Zeitschrift, wonach der unverheiratete Mayer Vater eines Kindes sei, jedoch keine Alimente bezahle.

Ob dies so stimmt, ist jedoch völlig unklar. Der 48-jährige CSU-Politiker erklärte am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, es habe „ein sehr emotionales Streitgespräch infolge der eklatant rechtswidrigen Berichterstattung“ gegeben.

Darin habe ihn der „Bunte“-Journalist als „verrückt“ bezeichnet und erklärt, „dass sie schon mit anderen fertig geworden sind“, so Mayer. Er beabsichtige juristische Schritte gegen das Blatt „aufgrund der schwerwiegenden Persönlichkeitsverletzungen durch die Berichterstattung“.

Politiker habe 200.000 Euro Schmerzensgeld gefordert

Der Anwalt des Journalisten wies die Vorwürfe zurück: Die Berichterstattung sei rechtmäßig und journalistisch sauber gewesen. Sein Mandant habe zudem nicht Mayer als „verrückt“ bezeichnet, sondern dessen in dem Telefonat erhobene Forderung, ihm 200.000 Euro „Schmerzensgeld“ zu überweisen.

Bereits am Montag hatte der Anwalt in einem Schreiben, das dieser Redaktion vorliegt, von Mayer gefordert, eine Wiederholung der Drohungen zu unterlassen. Diese seien strafrechtlich „als Versuch der Nötigung bzw. Erpressung zu bewerten“ und aufgrund von Mayers politischem Einfluss durchaus ernst zu nehmen.

Söder: „Nicht Stil der CSU“

Parteichef Söder erklärte am Mittwoch, es habe in der vergangenen Woche am Telefon „offensichtlich ein oder mehrere Gespräche“ zwischen Mayer und dem Journalisten gegeben: „Die dabei gefallenen Worte sind in keinster Weise zu akzeptieren, völlig unangemessen und auch ein indiskutabler Stil“, sagte Söder. Mayer habe sich inzwischen auch schriftlich dafür entschuldigt.

Die CSU-Spitze sei „über diese Wortwahl erschüttert“, fügte Söder an. Solche Worte seien „nicht der Stil der CSU und meiner sowieso nicht“.

Bremse für den anstehenden Wahlkampf

Für Söder ist der Rücktritt Mayers ein schwerer Rückschlag. Der Oberbayer sollte nicht nur das konservative Profil der CSU schärfen, sondern auch den für Söder extrem wichtigen Wahlkampf für die Landtagswahl 2023 organisieren. Dort geht nun kostbare Zeit verloren.

Wer nun als Generalsekretär oder Generalsekretärin nachfolgen könnte, blieb zunächst völlig offen. Gehandelt wurden in München am Mittwoch unter anderem der frühere stellvertretende Generalsekretär Florian Hahn aus Oberbayern sowie die unterfränkische CSU-Parteivize Dorothee Bär.

Bär sagt nichts

Die Bundestagsabgeordnete aus dem Landkreis Haßberge war von 2009 bis 2013 bereits stellvertretende Generalsekretärin der CSU. Bär war auf Anfrage dieser Redaktion zunächst nicht zu erreichen.

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