Hochschulpodium
Wie fünf Holzbläser französische Eleganz feiern
Das Hilaris-Quintett.
Das Hilaris-Quintett. // Vinzenz Wolpold
Bad Brückenau

Die Konzertreihe „Hochschulpodium“ des Bayerischen Kammerorchesters (BKO) wird am Sonntag, 26. Oktober, um 19 Uhr im Dorint Resort & Spa Bad Brückenau fortgesetzt. Diesmal findet das Konzert jedoch nicht im Kuppelsaal des Vier-Sterne-Hotels statt, sondern im benachbarten Raum Wasserkuppe, so der Hinweis einer Pressemitteilung. Dort präsentiert das Hilaris Quintett von der Hochschule für Musik Würzburg sein Können. Das Quintett spielt in der Besetzung: Ida Reimer (Flöte), Kai-Wen Chuang (Oboe), Jonas Kalin (Klarinette), Emma Wiese (Fagott) und Marit Burkhardt (Horn).

Hilaris bedeutet heiter

Das Bläserquintett wurde im Juli 2024 beim Wolfgang Fischer und Maria Fischer-Flach Wettbewerb für seine energiegeladene Darbietung und spielerische Präzision mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Für das akademische Jahr 2025/26 erhielt das Ensemble ein Kammermusik-Stipendium der Jungen Norddeutschen Philharmonie.

Der Name des Quintetts, „Hilaris“, leitet sich vom lateinischen Wort für „heiter“ ab und steht für eine fröhlich-mitreißende Musizierweise, so die Pressemitteilung. Regelmäßigen Unterricht erhält das Ensemble von Prof. Jochen Müller-Brincken und Andreas Freitag.

Wenn Frankreich bis heute als Hochburg des Holzbläserklangs gilt, so ist das vor allem ein Verdienst von Anton Reicha. 1770 in Prag geboren, spielte er als Flötist in der Bonner Hofkapelle und begegnete dort dem gleichaltrigen Ludwig van Beethoven. Später zog es ihn nach Paris, wo er sich zum Professor für Kontrapunkt und Fuge entwickelte. Zu seinen Schülern zählten Hector Berlioz, César Franck und Franz Liszt. Reicha schrieb ab 1814 seine 24 Bläserquintette speziell für Professoren der Bläserklassen am Conservatoire in Paris, und sie bilden den klassischen Grundstock dieser Gattung.

Das Quintett Es-Dur op. 88 Nr. 2 des Komponisten, mit dessen beiden ersten Sätzen das Hochschulpodium eröffnet wird, spiegelt unüberhörbar den Einfluss der Wiener Klassik wider. Bereits die langsame Einleitung des Werks verweist mit den drei Anfangsakkorden auf Mozarts „Zauberflöte“.

Paul Taffanel, möglicherweise der bedeutendste Flötist des 19. Jahrhunderts, prägt mit seinem Wirken bis heute das französische Flötenspiel. Bereits mit 16 Jahren erhielt er den Premier Prix am Conservatoire in Paris, die höchste Auszeichnung für französische Musikstudenten. Mit nur 20 Jahren wurde er Flötist an der Pariser Oper, mit 30 war er Mitglied der Prüfungskommission für Blasinstrumente des Conservatoire.

Opernpathos und weicher Klang

Taffanel gründete die „Société de musique de chambre pour instruments à vents“ und komponierte 1878 für diese Gesellschaft ein Holzbläserquintett. In dem dreisätzigen Werk verbinden sich Opernpathos und französische Grazie mit einem weichen, stimmungsvollen Bläserklang. Seine melodischen Themen sind stark von Opern wie denen Meyerbeers, Gounods und auch Wagners beeinflusst, dessen Werke Taffanel später als Chefdirigent der Pariser Oper auf die Bühne brachte.

Einen modernen Kontrast bietet das Werk von György Ligeti, der vor allem durch Regisseur Stanley Kubricks Verwendung des zweiten Stücks aus seinem Klavierzyklus „Musica Ricercata“ in dem Film „Eyes Wide Shut“ (1999) bekannt wurde. Aus Teilen dieses frühen Klavierzyklus, den Ligeti noch in seiner Heimat komponierte, formte er später die Sechs Bagatellen für Bläserquintett. Diese Kompositionen, die das Hochschulpodium abschließen werden, sind von Bartók und Strawinsky geprägt.

Für die Musiker stellen diese Werke besondere Anforderungen, da häufig wechselnde Klangfarben (wie der Wechsel von der Flöte zum Piccolo) verlangt werden. So verwandeln sich die zunächst recht monochromen Stücke von „Musica Ricercata“ in eine farbenfrohe, lebendige Suite aus pfiffigen und energiegeladenen Bläserstücken. Der Eintritt zum Konzert ist frei. Um Spenden wird gebeten. red

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