1975 waren Kunstausstellungen auf dem Land eine exotische Seltenheit. Als Harro und Sigrid Frey in Pettensiedel ein ehemals landwirtschaftliches Anwesen erwarben und die Scheune zur Galerie umbauten, traf das Künstlerehepaar genau den Nerv der Zeit.
Das Publikum aus den umliegenden Städten fand hier ein pittoreskes Ambiente, wie es keine städtische Galerie zu bieten hatte, während in den rasant wachsenden Dörfer ringsum das Kunstinteresse der Bevölkerung ebenso stark anstieg.
Der renommierte Bildhauer Harro Frey und die Keramikerin Sigrid Frey waren damit nicht nur Kunstschaffende, sondern auch -vermittelnde. Mit im Bunde war Galerist Heinz Meier. Der bewegte sich sicher in der Kunst- und Musikszene als Trompeter einer Jazzband sowie als Betreiber der „Galerie mit der blauen Tür“ in Erlangen und dann Nürnberg.
Zur Eröffnung vor 50 Jahren kam der junge Schriftsteller und Dichter Fitzgerald Kusz für eine Lesung mit dem Fahrrad aus Forth herübergeradelt. Seit 50 Jahren finden hier Ausstellungseröffnungen statt, bei denen ein breit gemischtes Publikum die rustikale Präsentation der bildenden Kunst genießt.
Nach 2011, als der vielfach ausgezeichnete Künstler Harro Frey verstorben war, führte Sigrid Frey neben ihrer eigenen künstlerischen Arbeit zusammen mit Heinz Meier auch die Galerie fort. Unzählige Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Stile haben über fünf Jahrzehnte hier ihre Arbeiten gezeigt. Diese Vielfalt prägt auch die letzte Vernissage, mit der Sigrid Frey einen Schlussstrich zieht – nicht für die weiter geplanten Ausstellungen, aber für die früher oft turbulenten Eröffnungsveranstaltungen.
Für die letzte Vernissage konnte sie Bruno Maria Bradt gewinnen. Der aus Siebenbürgen stammende Grafikdesigner und Zeichner überzeugt mit seinen großformatigen Bleistiftporträts.
Die beteiligten Künstler
Beteiligte Kunstschaffende sind weiterhin: Gertrud Aumayr, Diego Bianconi, Gisela Fischer, Christine Frick, Walter Herzog, Antje Jakob, Kerstin Kassel, Roswitha Kraus, Myongae Lehr, Cornelia Lottes, Veronika Riedl, Chris Schuler, Reiner Schütz, Michaela Schwarzmann, Bettina Specht, Milada Weber, Claudia Wirth und Jürgen Zeller. Am Sonntag liest der Autor Fitzgerald Kusz.
Die Ausstellungseröffnung findet statt am Samstag und Sonntag, 13. und 14. September, jeweils von 11 bis 17 Uhr. Am Samstag werden die Besucher mit Antipasti und Bratwurst versorgt, am Sonntag mit Kaffee und Kuchen. Am Sonntag kommt Fitzgerald Kusz 50 Jahre nach seiner ersten Lesung in Pettensiedel wieder über die Schwabach zurück an den „Tatort“. Von 15 bis 16 Uhr liest er aus seinem aktuellen Buch mit dem passenden Titel „Der beste Kusz – Die schönsten Gedichte aus 50 Jahren“.
Spannend sind – nicht nur für ältere Besucher – die im Hintergrund laufenden Super-8-Filme und die Gästebuch-Einträge aus den vergangenen Jahrzehnten.
Die Finissage mit Künstlergespräch ist geplant am Sonntag, 12. Oktober, von 13 bis 17 Uhr. Bis dahin ist die Ausstellung am Klingerweg 2 geöffnet Mittwoch und Donnerstag, 11 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 17 Uhr, Sonntag 11 bis 13 Uhr, und nach Vereinbarung unter Telefon 09126/8491. red