Kommentar Rein in die Schulen! In Bamberg sind die Schüler bereits im Wechselunterricht – im Landkreis sind die Schulen noch geschlossen. // Ronald Rinklef von Sven Dörr TEILEN  06.05.2021 Bamberg – Warum der Distanzunterricht ein Ende haben muss. So mancher bayerische Schüler weiß schon gar nicht mehr, wie ein Klassenzimmer aussieht – und der Distanzunterricht ist alles, nur kein Erfolgsmodell. Die zahlreichen technischen Pannen nach über einem Jahr als Kinderkrankheiten abzutun, wäre purer Aberwitz. Vielmehr offenbaren sie die Unfähigkeit des Kultusministeriums, angemessene Antworten auf die Pandemie zu finden. Unabhängig davon können virtuelle Formate den Präsenzunterricht niemals ersetzen. Die Lehre an Schulen basiert mitunter auf einer Mischung aus Kontrolle, wirklicher Interaktion und einem Gespür für die Situation. All diese Faktoren fallen im Online-Unterricht weg. Jeder Lehrer, in seinem Bestreben, Bildung zu vermitteln, kann einem da nur Leid tun. Ebenso die zahlreichen Schüler, die nach und nach Defizite entwickeln – nicht nur in schulischer Hinsicht. Auch die sozialen Kontakte, der Austausch und die Abwechslung von einem zermürbenden Corona-Alltag fehlen. Zugegeben: Es wäre unverantwortlich gewesen, die Schulen während der verheerenden zweiten Corona-Welle offen zu lassen. Zu hoch war die Zahl derer, die täglich an Covid-19 verstarben und zu groß die Gefahr, dass Schüler Hochrisikopatienten anstecken. Ebendiese hätten mittlerweile aber alle geimpft sein können – wäre die Impfkampagne nicht so katastrophal gestartet. Dass dieses politische Versagen auf dem Rücken junger Menschen und deren Entwicklung abgewälzt wird, ist schäbig. Zumal jetzt, wo die Ausgangsbedingungen andere sind als noch zum Jahreswechsel: Schnelltests, verbesserte Hygienekonzepte und eine wesentlich höhere Anzahl Immunisierter. Folglich muss die sture Orientierung an Inzidenzwerten ein Ende haben und Schüler sowie Lehrer brauchen verlässliche Perspektiven auf annähernde Normalität. Lesen Sie dazu: Stadt und Landkreis Bambergs verzwickter Schulneustart In der Stadt kommen die Schüler wieder in die Schulen – im Kreis ist das nicht so. Das ruft geteilte Reaktionen hervor, ist aber leicht erklärbar. Nach über einem Jahr Pandemie und teilweise kopflosen politischen Entscheidungen drängt sich zudem allmählich die Frage auf: Wie lange ist das reine Solidaritätsprinzip noch vertretbar? Junge Menschen leiden am meisten unter den Einschränkungen. Gleichzeitig sind sie gesundheitlich nahezu ungefährdet. Dieses Paradox ist sicher nicht der wichtigste Aspekt im Diskurs, findet aber aktuell überhaupt keine Beachtung. Und das ist ignorant!